Novation FLkey Mini & 37 – Rares für wenig Bares

Gerade nochmal ausgecheckt: Es gab genau einen maßgeschneiderten Controller für FL-Studio, der gerade die zwanzigste Version erreicht hat. Allerdings ohne Keyboard und andere wichtige Bedienelemente. Wenn nun also zwei neue Keys für Fruity Loops mit allem drum und dran auf den Markt kommen, landen die natürlich im FAZEmag-Test. Doch zunächst einmal eine andere Frage: Im Thomann-Shop findet man über 75 verschiedene Controller allein im Bereich der bis zu 49-Tasten-Keyboards. Warum braucht man da noch ein Modell nur für eine spezielle Software?

Der klare Vorteil ist, dass erstens die Bedienelemente der Oberfläche der Software nachgebildet sind. Und alle Regler schon fest vorgemappt sind zu Parametern in der Software. Denn hier liegt das Manko bei MIDI-Controllern: Bei jedem Projekt fängt man von vorne an und muss alle Knöpfe des Controllers neu auf Software-Regler mappen. Das kostet erstens Zeit, reißt einen aus dem Flow und behindert das, was man allgemein „Muscle Memory“ nennt: Musiker*innen wollen einfach wissen, welche Funktion welcher Regler hat. Und hat man diese Beziehung erst einmal gelernt, will man sich auch darauf verlassen können. Eben wie bei einem echten Instrument. Und so ist das bei der neuen FLkey-Reihe von Novation: dem FLkey Mini und dem FLkey 37. Die beiden Controller kommen mit Klaviatur, 16 Drumpads, acht Drehreglern und einer Transportsektion.

Außerdem haben beide einen Sustain-Pedal-Eingang und ein MIDI-Out – einerseits praktisch, um einen Synthesizer zu spielen, andererseits perfekt, um ein ganzes Hardware-Setup zu syncen. Zusätzlich gibt es bei beiden ein Software-Paket, mit dem grundsätzlich alles dabei ist, was man braucht, um Musik zu produzieren: Zunächst eine deutlich längere als normal lizensierte Demo von FL-Studios Producer Edition, nämlich sechs Monate. Außerdem Plug-ins von Spitfire, XLN Audio, AAS und Klevgrand.

Die Gemeinsamkeiten der beiden überwiegen also, aber ein paar Unterschiede gibt es auch: Das FLkey Mini kommt mit einer Miniatur-Klaviatur, die zwei Oktaven umspannt. Pitch und Modulation kontrolliert man über Touch-Strips, während das FLkey 37 Wheels dafür verbaut hat. Beim größeren Modell gibt es auch gewohnt große Tasten sowie eine Range von drei Oktaven. Dazu gibt es ein paar mehr Druckknöpfe in der Transportsektion, mit denen man einfach auf die Chord-Modis zugreifen kann.

Wie oben schon erwähnt geht es bei den Keys, Drehreglern und Drumpads nicht nur darum, irgendwelche Parameter in irgendeiner Software zu bedienen. Sondern es geht darum, möglichst intuitiv und schnell in FL zurechtzukommen. Am praktischsten geht das mit den unterschiedlichen Modis der Drumpads. Es gibt hier den Channel Mode: Hier navigiert man sich mit jedem Drumpad durch die unterschiedlichen Kanäle in der DAW. Sehr praktisch bei verschiedenen Drumsounds.

Wenn ich nur auf einen einzigen der Channels zugreifen will, nutze ich den Instrument Mode. Der Sequenzer ist der schnellste Weg, erste Groove-Patterns zu bauen. In diesem Detail finde ich die kleinen Keys auch den großen Sequencern, wie dem Arturia Beatstep, ebenbürtig. Da man die eigene Pad-Action im Channel- und Instrument-Modus auch einfach aufnehmen kann, erinnert der Workflow auch ein bisschen an die legendäre MPC. Diesen Vibe würde man ohne einen solchen Controller nicht erleben, da man sonst alles am Bildschirm einzeichnen müsste.

Wie immer bei Novation Keyboards sind noch sämtliche üblichen Chord-, Scale- und Note-Repeat-Modis dabei. Hier kann man ein paar Stunden Musiktheorie überspringen und auch mit diesen relativ kleinen Keyboards schnell komplexe Harmonien abfeuern.

Auch die Drehregler haben verschiedene Modi, nämlich Plug-in, Mixer, Channel und User für eigenes Mapping. Am meisten haben mich der Mixer-Volume und -Pan-Modus überzeugt. Denn wenn man doch eher Loop-basierte Musik produziert, die noch ein paar Tweaks Richtung Lebendigkeit braucht, ist es sehr praktisch, auf Knopfdruck Kontrolle über die Lautstärke der einzelnen Channels zu haben. Mit zwei Buttons rechts neben den Drehreglern navigiert man sich durch den Mixer, weil meistens doch mehr als acht Channels in den Projekten anfallen.

Aber wie kann man sich nun zwischen den beiden entscheiden? Nun, welches Modell passt besser in euren Rucksack? Ich denke, das FLkey Mini ist der perfekte Begleiter auf Reisen, denn das 2-Oktaven-Modell passt überall rein. Wem es eher darum geht, auf vernünftig großen Tasten versiertere Performances hinzulegen, dem empfehle ich auf jeden Fall das FLkey 37. Schaut also das nächste Mal genau hin, welche Keys eure Lieblingsproducer benutzen, um Beats in FL-Studio bauen.

Aus dem FAZEmag 125/07.2022
Text: Bastian Gies
www.novationmusic.com