Pan-Pot – sich anziehende Gegensätze


Als sich Tassilo Ippenberger und Thomas Benedix vor rund zehn Jahren an der SAE kennen lernten, war das technisch wie zwischenmenschlich der Grundstein für eine beachtenswerte Karriere im elektronischen Musikbusiness. Als Pan-Pot blicken sie inzwischen auf zahlreiche Singles und Remixes, mit „Pan-O-Rama“ ein 2007 erschienenes Debütalbum, die im März veröffentlichte DVD im Rahmen von Mobilees „Back To Back“-Reihe und zahlreiche Gigs rund um die Welt zurück. Zeit, einmal nachzufragen, was aktuell bei ihnen so los ist und was uns für 2013 erwartet.

Wie weit seid ihr mit der Produktion eures zweiten Albums, oder hat das Albumformat im Zuge der immer trackorientierteren Clubkultur keine Daseinsberechtigung mehr für euch?
Tassilo: Viele DJs sagen ja, dass Alben nicht mehr zeitgemäß sind, weil sie lieber regelmäßig und öfter eine EP oder Singles releasen wollen. Für uns ist aber ein Album sehr wichtig, weil wir uns damit kreativer austoben können und auch den einen oder anderen Track produzieren können, der nur im Albumkontext funktioniert. Nach ziemlich vielen Gigs diesen Sommer ist der Herbst mal wieder eine gute Zeit für Studioarbeit.

Im Gegensatz zu vielen anderen erfolgreichen Produzenten, die auf verschiedenen Labels ihre Duftmarken hinterlassen, seid ihr Mobilee fast durchgängig treu geblieben. Was genau macht den Reiz von Mobilee für euch aus?
Thomas: Mobilee ist unsere Homebase, wir waren beinahe von Anfang an mit dabei unds sind mit dem Label gewachsen. Sie machen einen sehr guten Job, und wir wissen jeden unserer Tracks dort gut aufgehoben.

Mit eurer DVD-Doku habt ihr eine regelrechte Welle losgetreten. Viele Künstler fühlten sich davon inspiriert und wollen nun etwas Ähnliches veröffentlichen. Inwiefern hat sich euer Auftreten auf Events und das Verhalten vor der Kamera und auf der Bühne durch diese Erfahrung der bewegten Bilder verändert?
Tassilo:  Bei uns kam ja nicht in erster Linie die Idee auf, eine DVD zu machen, sondern  etwas Besonderes zur „Back To Back“-Compilation beizutragen. Weil wir sowieso öfter Videos auf Tour machen, kam uns die Idee der Doku über uns und Mobilee. Dass das Ganze nachher doch so groß und gut wird, hat uns selbst überrascht.
Thomas: Wir verdanken das natürlich auch Sebastian, Kameramann und Regisseur, und hatten das Glück, ihn in unserem Team zu haben.

Ihr habt euch vor rund zehn Jahren an der Berliner SAE kennengelernt. Was hat euch – damals noch getrennt voneinander – dazu bewogen, dort zu studieren? Wie lief das Kennenlernen ab? Und wann war euch klar, dass ihr gemeinsame Wege beschreiten wollt?
Thomas: Ursprünglich bin ich ja gelernter Koch, aber Techno hat mich schon immer fasziniert und irgendwann nicht mehr losgelassen, so dass ich selbst eigene Sachen produzieren wollte. Und die SAE gibt natürlich die beste Grundlage dafür. Kennengelernt haben wir uns dann in einer gemeinsamen Klasse mit Marco Resmann, und weil wir die einzigen waren, die Techno hörten, hat sich schnell ein Team gebildet.
Tassilo: Bei mir so ähnlich. Durch das Auflegen kam ich zur Idee, meine eigene Musik produzieren zu wollen. Da bot sich als Ausbildung der Toningenieur an der SAE an.

Ihr stammt aus unterschiedlichen Regionen Deutschlands. In welchen Momenten offenbaren sich diese Unterschiede zwischen Bayern und Brandenburgern?
Thomas: Gegensätze ziehen sich an … Ich denke mal, wir sind aber gar nicht so verschieden, und das Wichtigste ist, dass wir den gleichen Geschmack haben, was die Musik angeht. Natürlich sind zwei Leute nicht immer derselben Meinung, aber entscheidend ist, dass wir einen guten Weg gefunden haben, damit umzugehen.
Tassilo: Markus Kavka meinte mal, wir seien die gelebte (Techno-)Wiedervereinigung. Wir sind schon ziemlich unterschiedlich. Ich will aber darauf aber gar nicht so genau eingehen, sondern eher auf den wichtigen Punkt der Kompromissfindung. Da sind wir mittlerweile ziemlich gut drin.

In welchen Punkten aus heutiger Sicht war das Studium für euch wichtig? Was hat es euch für eure heutige Karriere gebracht?
Tassilo: Das Studium war der Grundstein, und nicht nur, weil wir uns dort kennengelernt haben. Vielleicht hätten wir beide auch unabhängig voneinander Erfolg gehabt, aber die Schule hat uns von Anfang an die richtigen Tools mitgegeben – und eigene Tracks und Releases sind eben wichtig.
Thomas: Natürlich kann man sich auch einiges selbst beibringen, aber diese Ausbildung war uns wichtig, um das richtige Fundament zu kriegen. Außerdem ist es auch super wichtig, Connections zu knüpfen, wozu die SAE inen Großteil bei uns beiden beigetragen hat. Man lernt natürlich auch in einem solchen Umfeld ganz anders als allein zu Hause.

Wie sieht euer Studio-Setup aus?
Thomas: iMac 27 Zoll + fast alle Native Plugins , 2x Adam S3X H, Macke 1604-VLZ03, Novation ReMote 25SL, Akai APC 40, Yamaha CS1X, JOMOX XBASE 888, Nano Patch , MBox 2 und nicht zu vergessen mein AEG-Tischventilator.
Tassilo: MacPro mit Logic und Live. Alle wichtigen Software Tools und vor allem meine UAD Plugins. Außerdem habe ich eine ganz nette Analog Summing Chain mit Manley und Api Kompressoren und EQs. Adam S3X H + Dynaudio Bm6 mit Sub. Zudem noch einige custom built Tools.

Ist es wichtig für eure Arbeit, dass eure Kenntnisse im Studio auf den selben Grundlagen beruhen. Inwiefern erleichtert es eure Zusammenarbeit?
Tassilo: Wir arbeiten bereits neun Jahre zusammen und haben, was die technische Seite betrifft, so ziemlich den gleichen Wissensstand. Das hilft bei der Arbeit.

Was wird in 2013 mit und um Pan-Pot herum passieren? Bitte gebt uns einen kleinen Ausblick …
Thomas: Der Januar startet mit einer USA-, Mexiko- und Kanada-Tour. Danach ist erst mal Urlaub angesagt. Wir wollen auf jeden Fall an ein paar neuen Tracks oder sogar einem Album arbeiten.
Tassilo: Wir haben uns angewöhnt, nicht mehr über ungelegte Eier zu sprechen. Also mal sehen. Genügend Material ist auf jeden Fall vorhanden.

www.pan-pot.net

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