Panda Bear & Sonic Boom – Reset vom Reset

Foto: Ian Witchell

Mit „Reset“ veröffentlichten Panda Bear und Sonic Boom, das sind Noah Lennox und Peter Kember, 2022 ein von der Kritik in den höchsten Tönen gelobtes Album, das die Grenzen zwischen Pop, Indie und Electronica verwischt. Ein Jahr später ist nun „Reset in Dub“ erschienen, eine Neuinterpretation der Platte, die die Handschrift des legendären britischen Dub-Produzenten Adrian Sherwood trägt. Bedenkt man, dass der jamaikanische Rocksteady einer der maßgeblichen Einflüsse auf „Reset“ war, kommt diese Dub-Version nun wie gerufen, um die tropischen Wurzeln des Originals wieder aufzugreifen und neu zu vertonen. Lennox und Kember haben mit uns über das Projekt gesprochen.

Doch wie kam das Duo überhaupt auf die Idee, eine Dub-Version der LP anzufertigen? Nun, das ist schnell erklärt. Beide sind schon lange bekennende Liebhaber des Genres und gelten als große Fans Sherwoods, der im Dub als einer der einflussreichsten Künstler überhaupt angesehen wird. „Dub ist für mich die perfekte Musik, und ich habe das Gefühl, dass seine Spuren in so ziemlich allem, was ich gemacht habe, zu finden sind. Die Idee, etwas, an dem ich mitgewirkt habe, jemandem zu übergeben, der sich wirklich mit Dub auskennt, war also sehr aufregend, und Adrian hat wirklich alles aus dem Ärmel geschüttelt“, so Lennox. Kember ergänzt: „Ich habe ihn vor Jahren eine Live-Dub-Performance spielen sehen. Es war umwerfend und ich habe es nie vergessen. Ich habe das Gefühl, dass ‚Reset‘ die Art von Platte ist, die sich in verschiedene Genres übersetzen lässt, und dies ist eine seltene, aber großartige Gelegenheit, sie in unterschiedliche Richtungen zu lenken.“

Ursprünglich war geplant, lediglich einige ausgewählte Songs des Albums als Dub-Version neu aufzulegen. Doch als die ersten Ergebnisse von Sherwood und seiner On-U-Sound-Crew eintrudelten, wurde ohne zu zögern der Entschluss gefasst, Sherwood die Zügel für ein vollständiges Remake in die Hand zu drücken: „Das war größtenteils die Arbeit von Adrian und seiner Crew. Er hat die Tracks im Wesentlichen um unsere Vocals, ein paar elektronische Elemente und ein paar Samples herum neu aufgebaut. Ich denke, es ist klar, dass man hier eine Meisterklasse in der Herstellung eines Dubs hören kann“, so Kember. Panda Bear und Sonic Boom haben einen hervorragenden Grundstein für das „Reset in Dub“ gelegt, so viel ist klar. Es wäre allerdings eine Farce, nicht auch den wahrhaftigen Protagonisten des Albums zu Wort kommen zu lassen. Sherwood sagt: „Als Fan von Animal Collective und Spacemen 3 gefiel mir die Idee und ich freute mich auf die Herausforderung, als man mir vorschlug, dies gemeinsam zu machen. Wir sprachen über Einflüsse, alte Platten, Mischtechniken und machten einen Plan, der alle Elemente des trippigen Spaßes beibehalten sollte, aber mit zusätzlicher Bedrohung, Groove und einem ultra-aktiven Mix für die ‚Heads‘. Ich bin sehr glücklich und stolz auf das Ergebnis.“ Als „Reset vom Reset“ betitelt der 65-jährige Londoner das Ergebnis. Dem stimmen auch Lennox und Kember zu. Letzterer bestätigt: „Jeder Track ist wirklich komplett neu geschrieben. Wir boten an, uns komplett am Songwriting und an den Tantiemen zu beteiligen, anstatt nur eine einmalige Remix-Gebühr zu zahlen, und ich denke, das ist es, was man hört. Eine starke Teamleistung, mit Adrian als Mittelstürmer.“

Das Leben von Lennox und Kember war in den letzten anderthalb Jahren geprägt von „Reset“ und „Reset in Dub“. Eine intensive und arbeitsreiche Zeit mit Auftritten in 17 Ländern und dennoch Balsam für die Seele. „Für mich war diese LP eine Therapie, ein Medikament und ein wesentlicher Teil meines Coming-outs, um die letzten Jahre langsam in eine vernünftige Perspektive zu rücken“, erklärt Kember. Eine ähnliche Erfahrung teilt abschließend auch Lennox: „Ich hatte zweifellos ein paar harte Jahre, wie viele andere auch, aber ,Reset‘ zu machen und die Songs zu spielen, hat mir geholfen, mich über Wasser zu halten. […] Danke für das Interview und ich hoffe, dass es allen gut geht.“

„Reset in Dub“ ist am 18. August via Domino erschienen. Das Release der Vinyl-Version folgt am 8. Dezember.

Aus dem FAZEmag 142/12.2023
Text: M.T.
Foto: Ian Witchell
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