Phunkadelica – Kosmische Beats aus Sizilien

Ihre Liebe zu Limonade, Erdbeeren, Skateboards, Vans und Stränden ist unverkennbar. Mit ihren Veröffentlichungen bieten Luca Marano und Toni Sambataro aka Phunkadelica intergalaktischen Future-House par excellence. Sie selbst nennen es die perfekte Symbiose aus „timeless beats, spicy snares, tec-no-logical fills, talking hats, hyperbolic arpeggiators, cosmic smokey clouds, synthetic sinusoidal acidifying“. Die perfekten Zutaten für grandiose Musik also. Das sizilianische Duo veröffentlichte bereits auf Imprints wie Correspondant, Innervisions, Engrave LTD und Multinotes – auf letzterem erscheint nun das langersehnte Debütalbum „Phunk Ad Elica“.

Kennengelernt haben sich Marano und Sambataro vor rund 20 Jahren. In einem Friseursalon. „Toni war schon immer der Friseur meines Vertrauens. Unsere Verbindung entwickelte sich irgendwann zu einer engen Freundschaft und nun auch zu Partnern“, erzählt Marano. Ihre musikalische Vergangenheit liegt einvernehmlich in den 80er-Jahren und birgt Einflüsse wie Pink Floyd, Daft Punk und Ähnliches. „Wir machen seit der ersten Hälfte der Nullerjahre gemeinsam Musik, aber erst 2015, nachdem wir dieses Game für einige Zeit aufgegeben hatten, fanden wir uns mit einer gemeinsamen Idee über Musik wieder, die die Geburt von Phunkadelica bedeutete.“ Ihre Heimat ist dabei nicht unbedingt immer von Vorteil für ihre Karriere als Künstler: „Auf einer Insel zu leben, wo man an zehn von zwölf Monaten aufgrund der Wetter- und Temperaturverhältnisse eigentlich nur draußen sein möchte, ist es recht schwierig, für Stunden oder gar Tage in einem kleinen Raum festzusitzen und an Knöpfen zu drehen.“ Dennoch haben sie es auf sich genommen. Das musikalische Resultat mit eigener Note fand bis dato sowohl bei Labelchefs als auch beim Publikum auf internationaler Ebene großen Anklang. Ebenfalls zu einer festen Größe avanciert ist die Phunkadelica-Limonadenflasche, die oftmals über die sozialen Kanäle präsentiert wird. „Die Idee dazu ist entstanden, weil wir den Fokus voll und ganz auf die Musik legen wollten, ohne dabei uns als Personen zu präsentieren. Aber wir hatten immer noch den Drang, Inhalte in den Social Media zu veröffentlichen, also hatte Francesco, ein brillanter Freund von uns, die Idee zu diesem ,Energy Drink’. Im Sommer 2016 haben wir die Flasche nachgebaut, die unser Markenzeichen ist, auch wenn es kein Geheimnis mehr ist, wer sich hinter diesem Projekt versteckt.“

Und ob mit Flasche oder ohne: Akteure wie Dixon und Solomun vertrauen dem Duo aus Sizilien fast schon blind – in fast jedem ihrer Sets sind Tracks der beiden Italiener zu hören. „Am Anfang konnten wir es kaum glauben, als die ganz Großen unsere Stücke gespielt haben. Vor allem, weil es direkt unsere erste EP ,Intergalactico‘ war, die so viel gutes Feedback bekam. Wir haben schon immer fernab jeglicher Trend- oder Marktlogik agiert und konzentrieren uns einzig und allein auf uns. Authentizität ist uns enorm wichtig, daher freut es uns umso mehr, dass genau das geschätzt und belohnt wird. Am Ende des Tages wird die Musik für den Hörer produziert. Und egal, ob man sie auf dem Smartphone oder auf der Tanzfläche erlebt, was zählt, sind die Emotionen, die Musik erzeugt.“ Und so bezeichnen sie ihre musikalischen Kreationen auch gerne mal als „pop not so pop“ und eine Art „Zufluchtsort für Träumer“. Und in der Tat changieren Phunkadelica mit ihrem verträumten, kosmischen Sound mit leichten Popattitüden zwischen ebendiesen Welten, ohne dabei jedoch zu kitschig zu klingen. „Wir lieben Tagträume und träumen davon, mit unserer Musik auch die Aufmerksamkeit von anderen Kreaturen im Universum zu erlangen.“

Ihr Anspruch war es schon immer, viele musikalische Landschaften zu erkunden und dabei nicht in eine gewisse Genre-Ecke gesteckt zu werden. „Zweifellos ist eine unserer Besonderheiten, sowohl persönlich als auch musikalisch, der Eklektizismus. Die Idee war es also, Phunkadelica auf dem Album in allen Varianten zu präsentieren. Und genau aus diesem Grund heißt das Album auch wie wir – selbst wenn man es trennt, bedeutet es mit ,Phunk Ed Elica’ noch immer so etwas wie ,Funk as fuck‘. Und man bekommt hier eine Menge Funk geboten.“ Ihre Arbeit im Studio unterliegt dabei allerdings keinen geordneten Prozessen oder Mustern. Nur eines zählt: Das Ergebnis muss wunderschön und das Beste sein, was man aus der jeweiligen Idee hat rausholen können. „Einige unserer Tracks werden individuell erstellt, also von nur einem von uns. Und dann sind wir uns oftmals einig, dass sie genau so gut sind, wie sie sind; andere hingegen werden dennoch gemeinsam finalisiert. Wir verwenden ausschließlich Hardware für unsere Sounds. Toni ist ein Synthie-Nerd und zu unseren favorisierten Maschinen zählen Micro Q, Virus, Microkorg, MS-2000, Electribe. Es werden keine Samples oder virtuellen Instrumente verwendet. In Cubase werden dann alle Projekte finalisiert. Erst in diesem Jahr haben wir für unsere Live-Sets den Umgang mit Ableton erlernt.“

Für die restlichen Wochen dieses Jahres sowie für 2020 stehen neben zahlreichen Live- und DJ-Shows in Barcelona, London, Istanbul, Berlin, Beirut, Moskau und weiteren Metropolen auch viele Studio-Sessions auf der Agenda, „denn der Funk muss weitergehen“. Und dabei wird es ganz egal sein, welche Temperaturen Petrus für Catania und Umgebung an diesen Tagen vorgesehen hat.

 

Aus dem FAZEmag 094/12.2019
Foto: Francesco Maurel
Text: Triple P
www.facebook.com/phunkadelica