Viele unter euch werden den Begriff „Verlag“ wahrscheinlich schon einmal gehört haben. Diejenigen FAZEmag-Leser, die bereits Releases auf dem Haben-Konto vorweisen können, müssen sich schon mit dem Gedanken beschäftigt haben, ob ein Verlag Sinn macht oder nicht. Das Verlagsgeschäft ist ein Spannendes. Und mitunter nicht immer so leicht zu durchschauen. Was kann mir als Künstler*in ein Verlag bieten? Wir haben anlässlich seines runden Jubiläums mit dem erfolgreichen Musikverlag ROBA gesprochen und viele interessante Dinge erfahren.
Was genau ist ein Musikverlag und worum kümmert sich der Verlag?
Ein Musikverlag kümmert sich um die Auswertung von Urheberrechten. Dazu gehört neben der weltweiten Meldung der Werke unserer Partner*innen und Autor*innen auch sicherzustellen, dass die Verwertungsgesellschaften, wie die GEMA, richtig abrechnen. Zusätzlich bieten moderne Verlage eine Vielzahl an kreativen Services von der Organisation von Songwriting-Camps über das Pitchen von Songs für Werbung und Film, bis hin zum Platzieren von Songs bei Artists. Das unterscheidet einen Musikverlag von einem Label, welches hauptsächlich für die Vermarktung der aus den Werken geschaffenen Tracks zuständig ist.
Warum ist es für Musikproduzent*innen so wichtig, einen Musikverlag zu haben?
Zunächst übernimmt der Verlag die Arbeit mit der GEMA und entlastet die Produzent*innen, damit diese sich auf die Musik konzentrieren können.
Außerdem verfügen Verlage über ein immenses Netzwerk aus Labels, Managements, Artists und Songwriter*innen, wodurch sie nicht nur z.B. mit Toplines aushelfen, sondern die fertigen Tracks auch bei renommierten Labels unterbringen können. Gleichzeitig hilft der Verlag dabei, das eigene Songwriting und auch das Komponieren weiterzuentwickeln und zu festigen.
Viele unserer Leser*innen sind DJs und wollen auch eigene Stücke produzieren – größtenteils elektronische Musik. Warum könnte es Sinn machen, den Kontakt zu euch zu suchen?
Elektronische Musik ist unsere Leidenschaft! Wir vertreten die Rechte von Labels wie Ultra Music, Kontor Records, Cocoon Recordings, Lost & Found und vielen mehr aus diesem Bereich. Auf Künstlerseite haben wir uns auf DJs und Djanes bzw. deren Produzent*innen spezialisiert und kennen uns mit ihren Bedürfnissen aus, weshalb wir einen starken Fokus auf das Claiming von Live- und Streaming-Tantiemen legen. Durch die Arbeit mit Artists wie Robin Schulz, Armin van Buuren, Timmy Trumpet, Tube & Berger, Pretty Pink, Mike Williams, Magdalena, Scooter, Mike Candys und vielen mehr sind wir zu einer marktführenden Instanz in Sachen Musikverlag für elektronische Musik geworden.
Ihr feiert in diesem Jahr 50-jähriges Jubiläum. Wie ist es bei euch losgegangen und welche Künstler*innen konntet ihr bislang betreuen?
Los ging es vor 50 Jahren mit vielen Songs in unserem Verlag, die heute zu den sogenannten Dance Classics gehören. Etwa “D.I.S.C.O.” oder “Que Sera Mi Vida”, “Born to be alive”, “A Walk in The Park” “I Love to Love”, u.v.a.
Unsere heutige DNA in Sachen elektronischer Musik wurde also schon früh aufgebaut. Darüber hinaus konnten wir schon mit vielen großartigen Künstler*innen aus vielen weiteren Genres zusammenarbeiten, sodass wir Werke von Miley Cyrus bis Udo Lindenberg, von Alli Neumann bis Frank Sinatra, von 50 Cent bis Andrea Berg, von Ed Sheeran bis Tokio Hotel, von Dua Lipa bis BTS vertreten. Dabei ist ein Musikverlag immer etwas „genrevielfältiger“ als ein Label, denn unsere Songs können oft in verschiedenen Genres interpretiert werden.
Inwiefern hat sich die Arbeit eines Musikverlages in den vergangenen Jahrzehnten geändert?
Hier gab es einige grundlegende Änderungen. War früher ein Musikverlag meist nur für die Registrierung und Lizenzierung der Songs zuständig, so ist es spätestens nach der großen Krise der Musikindustrie in den Nuller Jahren so, dass Verlage sich wieder sehr viel mehr kreativ einbringen können. Heute beauftragen uns Labels und Managements direkt, Songwriting-Camps oder Writing Sessions für ihre Künstler*innen zu organisieren.
Neben den vielfältigen kreativen Aufgaben hat sich auch die administrative Arbeit gewandelt. Hier sind neue Betätigungsfelder wie das Income-Tracking von Festivals, Auftritten und Streaming hinzugekommen bzw. haben eine neue Wichtigkeit erfahren.
Schließlich hat sich auch die Technologie gewandelt. Als High-End-Musikverlag kommunizieren wir so oft wie möglich mit unseren Urheber*innen und Partner*innen direkt, bieten aber auch moderne Technologien wie E-Signing, ein Tantiemenportal (my.roba.com) an und befassen uns intern sehr viel mit der Automatisierung unserer digitalen Geschäftsprozesse.
Ganz neue Arbeitsansätze gab es auch bei uns im Kreativteam. Für unsere Urheber*innen und Partner*innen haben wir während der Corona-Zeit die Möglichkeit geschaffen, auch auf Distanz kreativ zusammenzuarbeiten. Hervorzuheben sind neben unseren digitalen Camps vor allem unser virtuelles Studio mit 14 Writing Rooms, Guest Area, Meeting Area, Listening Lounge etc. …, das wir als Weltpremiere für unsere ROBA-Song-Camps zur Verfügung gestellt haben.
Wo seht ihr aktuelle verlagliche Handlungspunkte für Musikschaffende im elektronischen Musikbereich?
Wir haben hier zwei Schwerpunktthemen, mit denen wir uns in unserer täglichen Arbeit sehr stark beschäftigen.
Das ist zum einen das Income-Tracking von Festivals und Auftritten und zum anderen die Reklamation der Streamingumsätze unserer Urheber*innen und Partnerlabels. Wir schätzen, dass ungeprüft circa 80 Prozent aller Festival- und Konzertauftritte falsch oder gar nicht abgerechnet werden. Hier ist also ein enormes Potenzial für produzierende DJs und DJanes, um ihr Aufkommen zu vermehren. In unserer täglichen Arbeit reklamieren wir hier weltweit und umfangreich Festivals etc.
Weiterhin fällt uns auf, dass auch die Verteilung von Streams im Online-Bereich auf der Urheber- und Verlagsseite im Gegensatz zur Label-Seite noch sehr fehleranfällig und ungenau ist. Wir haben hier für unsere Urheber*innen und Labelpartner ein komplexes System entwickelt, mit dem wir bereits Milliarden von Streams reklamiert haben. Tantiemen, die ansonsten schon nach kurzer Zeit nicht mehr ausgeschüttet werden können.
Welche Tipps könnt ihr jungen Produzent*innen an die Hand geben?
Wir können hier einige Tipps geben, die wir immer wieder als Muster bei unseren erfolgreichen Autor*innen erkennen, wie etwa, den eigenen Stil zu finde, Durchhaltevermögen zu beweisen, geduldig zu sein, ein kreatives Netzwerk aufzubauen und zu netzwerken und niemals aufhören zu lernen.
… und natürlich mit dem richtigen Musikverlag zusammenarbeiten, der auf das eigene Genre spezialisiert ist! Dies macht oft den Unterschied.
Auf welche ROBA-Künstler*innen im elektronischen Musikbereich freut ihr euch besonders aktuell?
Hier gibt es eine Menge zu nennen, jedoch momentan gerade auf: den weiteren internationalen Erfolg von AVAION, die kommende EP von Rival, die Festivalsaison mit Magdalena und das kommende Album von Sven Väth.
Über ROBA
ROBA gehört zu den weltweit führenden unabhängigen Musikverlagen. Für seine Urheber*innen und Verlagspartner*innen bietet der Hamburger Verlag weltweite High-End-Musikverlagsdienstleistungen an. Das ROBA-Kreativteam organisiert Writing Camps, Toplines und lizenziert Musik in Film und Werbung. Die ROBA-Administration steht als Ansprechpartner in Sachen weltweite elektronische Werkmeldung, Income-Tracking und Monitoring in einem regen Austausch mit unseren Urheber*innen, Partner*innen und Lizenznehmer*innen. Als einer der fortschrittlichsten Musikverlage der Welt bietet der Verlag mit myROBA seinen Urheber*innen und Partner*innen transparenten Zugang zu allen Informationen rund um ihre Werke und Abrechnungen.
ROBA – ELECTRONIC MUSIC PUBLISHING EXPERTS
Aus dem FAZEmag 117/11.21