Sandrien – „Techno und House muss man fühlen“

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Wenn im Trouw in Amsterdam sphärischer Techno gespielt wird und weite Synthesizerflächen durch den Raum jagen, ist es kein Rätsel, wer hinter den Plattenspielern steht. Mit bisher vier Releases auf Theory, Intacto, Wolfskuil und Studio Soulrock konnte die niederländische Technodame Sandrien van Rossum auf sich aufmerksam machen. Nebenbei unterhält sie ihre eigene Partyreihe Imprint im Trouw, Gäste waren un- ter anderem Ben Klock, DVS1, Function, James Ruskin, Lucy, Marcel Dettmann, Perc, Marcel Fengler, Shinedoe, Samuel L Session und Xhin. In Deutschland selbst zeigte sie eindrucksvoll ihr Talent im Berghain, der Bar25 und auf dem Nachtdigital Festival. Ihr Track „I Left My Girlfriend At A Club“ findet sich gerade auf der neusten Ausgabe der bekannten Fabric-Reihe wieder. Höchste Zeit also für einen Plausch über Techno aus unserem Nachbarland.

Du hast gerade zwei Gigs in Spanien hinter dir. Wie fühlst du dich?
Mir geht es gut! Ich hatte viel Spaß in Spanien, beziehungsweise generell unterwegs zu sein. Es ist schön, neue Leute zu treffen und andere Städte zu sehen.

2013 scheint ein ziemlich gutes Jahr für dich gewesen zu sein. Was waren deine persönlichen Highlights?
Ja, 2013 war ein wirklich gutes Jahr. Ich habe auf mehreren guten Partys und Festivals gespielt. Einige meiner Highlights waren das Lowlands Festival, der Auftritt im Berghain und meine Imprint-Partys im Trouw in Amsterdam. Und natürlich die „Haters“-EP, die mit einem Remix von Marcel Fengler auf Wolfskuil veröffentlicht wurde.

Du bist mit deinem eigenen Technostil eine der interessantesten Nachwuchskünstlerinnen. Wie hast du dich in elektronische Musik verliebt?
Ich habe schon in meiner Jugend elektronische Musik gehört. Als ich dann nach Amsterdam zog und auf die ersten Partys ging, war ich vollkommen davon eingenommen. Techno und House kann man nicht nur hören, man muss es auch fühlen. Wenn ich das im Club erlebte, kam es mir so viel kraftvoller vor. Das war 1999, ich fing an Platten zu kaufen und übte jeden Tag, bis ich mixen konnte.

Wenn du zurückblickst, was war für dich der Moment, an dem du dir dachtest: „Ich will das mein Leben lang machen“?
Musik war schon immer meine Leidenschaft. Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich mir mein Leben damit finanzieren kann. Es war niemals meine Absicht, das professionell zu tun. Ich studierte und spielte nur zum Spaß. Aber nachdem ich mit dem Studium fertig war, lief meine Karriere so gut, und ich entschied mich, es zu probieren. Glücklicherweise hat es geklappt.

Ben Sims hat deinen Track „I Left My Girlfriend In A Club“ für die neue Fabric73 verwendet, die gerade erschienen ist. Wie fühlst du dich dabei?
Ich bin wirklich sehr glücklich darüber. Ben hat den Track gehört und mich gefragt, ob ich ihm den Song für einen Podcast schicken würde. Dann spielte er „I Left My Girlfriend In A Club“ in seinen Sets und fragte mich, ob er ihn auf seinem Label Theory veröffentlichen könne. Dass er den Track auch für die Fabric-Mix-CD verwendete, war dann das Sahnehäubchen.

Du hast Ben dieses Wochenende gesehen. Spielt ihr oft in denselben Clubs oder auf denselben Festivals?
Manchmal ja. Er spielte schon zweimal auf meiner Party, und natürlich sehen wir uns manch- mal auf anderen Events und Festivals.

Wo du deine eigenen Partys gerade ansprichst. Deine Eventreihe Imprint im Trouw hat vor einigen Monaten ihren dritten Geburtstag gefeiert. Wenn du die ganzen Partys Revue passieren lässt, an was denkst du dann?
Wenn ich mich an all die Partys erinnere, dann stelle ich fest, dass ich die Energie in den Nächten wirklich liebe. Der Club ist einfach für Techno gemacht, und die Leute gehen wirklich zum Tanzen hin. Ich liebe es, mit den Leuten von Trouw zu arbeiten, sie sind freundlich und professionell. Ich mag es, dort aufzulegen, aber es ist auch schön, seine Lieblingsacts zu buchen und ihnen zuzuhören. Ich lerne davon sehr viel. Heleen Blanken macht bei uns die Visuals, das gibt jeder Nacht etwas Besonderes. Der Sound und die Visuals passen perfekt zueinander. Trouw wird leider in einem Jahr schließen, und ich werde den Club sicherlich vermissen.

Was ist deiner Meinung nach speziell an der Amsterdamer Musikszene?
Wir haben zurzeit eine sehr lebendige Szene. Das Nachtleben hier ist groß und vielfältig. Wir haben viele schöne Clubs, Partys und Festivals. Es ist eine frische Szene mit vielen coolen Ideen. Dieses Jahr hat Trouw eine 24-Stunden-Lizenz bekommen. Das heißt, dass wir nicht mehr schließen müssen. Ich denke, das zeigt, dass die Stadt elektronische Musik wirklich einbezieht.

Erzähle uns ein wenig was über deine Arbeit im Studio. Welches Equipment be- nutzt du, wie ist dein Arbeitsablauf und was machst du, um dich inspirieren zu lassen?
Ich benutze Ableton und etwas Hardware zum Produzieren. Ich mag es, mit Drum Machines und Synthesizern herumzuspielen, an den Knöpfen zu drehen und das Ganze live aufzu- nehmen. Manchmal gibt mir die Energie einer Party Inspiration, manchmal die Situationen, in denen ich mich gerade befinde.Gefühle, die ich habe. Und manchmal ist es einfach der Sound, der mich antreibt.

Welche Künstler haben dich in deiner bis- herigen Musikkarriere beeinflusst?
Es gibt mehrere DJs und Produzenten, die mich beeinflusst haben, zum Beispiel Robert Hood, Jeff Mills, Marcel Fengler, Peter Van Hoesen, Oscar Mulero, Marcel Dettman, Ben Sims, Surgeon, Sandwell Disctrict. Die Liste geht noch weiter, ich glaube, dass das Line-up von Imprint sehr gut meine Präferenzen zeigt.

Welche Platte ist zurzeit immer in deinen Sets?
Drei Tracks, die für mich dieses Jahr herausstachen und die ich immer noch spiele, sind Lucys „Slaves’ March“, „Informa Experiments Volume 1 – Jeroen Search Version“ und „Emitter“ von Inigo Kennedy.

Was steht bei dir 2014 an?
Anfang des Jahres wird eine Various Artists-EP auf dem Label von Ben Sims, Theory, mit einem Track von mir erschienen. Dann werden hoffentlich weitere Releases folgen. Ich werde einige internationale Gigs spielen, Festivals in Holland und mich auf die letzten Imprint-Partys im Trouw freuen. Ich hoffe, dass wir das mit einem großen Knall beenden. 

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 Foto: Julia de Boer