So war das Exit Festival 2022 – über 200.000 feierten in der Festung Petrovaradin

Schon seit 21 Jahren findet das Exit Festival in der Festung Petrovaradin in Novi Sad (Serbien) statt und zieht massig Besucher*innen an. Auch dieses Jahr öffneten die Pforten des international bekannten Musik-Happenings und lockten mit einem Hammer Line-upauch außerhalb des elektronischen Bereichs. Headliner*innen wie Calvin Harris, Iggy Azalea oder Nick Cave wurden begleitet von elektronischen Größen wie Adam Beyer b2b Enrico Sangiuliano, Gerd Janson, Maceo Plex, Dax J, Boris Brejcha, Andhim, Artbat und auch Stephan Bodzin Live.

Für über 200.000 Besucher*innen aus über 100 verschiedenen Ländern hieß es dann feiern (fast) ohne Ende. Vom 7. bis 10. Juli – Donnerstagabend bis Montagmorgen – ging das ganze Spektakel. Mit 1000 Künstler*innen und über 40 Bühnen/Partyzonen kann sich das Exit auf jeden Fall sehen lassen. Die Tore der Festung öffnen täglich um 19:00 Uhr und der letzte Act beginnt sein Set um 07:00 Uhr – ein Festival für Nachtliebhaber*innen und diejenigen, die den Sonnenaufgang erleben wollen beim Feiern.

Wir vom FAZEmag – besser gesagt – ich habe mir das ganze live und in Farbe angesehen. Was ich auf meiner Exit-Reise erleben durfte, wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten. Warum das Ganze nun so verspätet kommt – nein, ich arbeite nicht auch noch bei der DB … ha ha –, ich durfte mich direkt nach dem Event mit Corona im Gepäck in Quarantäne begeben -Yeah!

Fangen wir aber von vorne an!

Donnerstag, 7. Juli 2022, 10:05 Uhr. Noch 10 Minuten bis zum Boarding im Flug von München nach Belgrad. Gerade erst mit Verspätung aus Frankfurt angekommen, darf ich einen kleinen Sprint zum nächsten Gate starten und bange, ob mein Koffer es auch rechtzeitig in den Flieger nach Serbien schafft. Das ganze Drama, um am Gate zu hören, dass sich der Abflug verzögert – super! Immerhin ohne Sorgen um mein Gepäck hieß es dann warten … zum Glück nur 20 Minuten. Nur knapp 1,5 Stunden Flug braucht es von München nach Belgrad. Nachdem der Koffer sicher abgeholt war, hieß es „Finde das Taxi“ – eines meiner Lieblingsspiele an Flughäfen. Mit dem ging es dann in das, circa eine Stunde entfernte, Novi Sad. Hier liegt auch die Festung Petrovaradin, der Ort an dem die „Exit-Magie“ geschieht. Sie gilt als eine der größten und am besten erhaltenen Festungen in ganz Europa und ist seit 2001 auch Heimat des Exit Festivals. Bevor es aber auf das Festivalgelände geht, mache ich einen Stopp im Hotel.

14:30 Uhr, Novi Sad. Endlich kann ich meinen Koffer in die nächstgelegene Ecke verbannen und mich im Bad ein bisschen frisch machen – doch es gibt keine Pause. Wie es sich für einen guten Touri gehört, muss die nähere Umgebung des Hotels und die Stadtmitte erkundet werden. Außerdem hatte ich bemerkt, dass mein Handy-Tarif in Serbien nicht gültig ist – also musste eine Prepaid-Karte her.

Knapp drei Stunden später ging es dann mit vollem Magen, Prepaid-Karte und ein paar ersten Eindrücken Novi Sads zum ersten Kennenlernen in die Hotel-Lobby. Dort wartete das Exit-Festival-Marketing-Team darauf, allen Mitgliedern der internationalen Presse eine erste Tour durchs Festivalgelände zu geben. Der erste Eindruck zeigte eine muntere Gruppe verschiedenster Nationen und Sprachen. Endlich eine Möglichkeit meine Englisch-Skills unter Beweis zu stellen. Und wenn mir das zu blöd wurde, hatte ich noch meine deutschsprachigen Kolleg*innen Janika und Marco zum Quatschen. Unsere Gruppe wurde später noch durch Dennis und Christian erweitert.

Da das Hotel nicht unbedingt nah am Festivalgelände lag, hatte das Ganze erstmal Wandergruppen-Charakter. Gut 20 Minuten waren wir unterwegs. Es ging gradewegs durch die Stadt, über die Donau und schließlich die Festung hinauf. Für mich als Student, der keine zwei Minuten zur Uni braucht, ziemlich herausfordernd. Ich bin mir aber sicher, dass meine Kondition nachhaltig gestärkt wurde über die vier Tage hinweg. Immerhin gab es auf dem Weg genug zu sehen und einiges an Gesprächsstoff mit den neugewonnenen Presse-Freunden.

Jetzt aber zum Festivalgelände! Highlight für mich waren die großen elektronischen Bereiche des Festivals. Neben der mts Dance Arena, die traditionell am meisten Besucher*innen lockt, konnte mich die No Sleep Novi Sad Bühne mit teils härteren elektronischen Acts begeistern. Beide Bühnen boten abwechslungsreiche Klänge bis in die Morgenstunden. Allein schon mit diesen beiden Bühnen sollten Liebhaber*innen der elektronischen Musik zufriedengestellt sein. Ob House, Tech-House oder Techno, alles hatte seinen Platz im Line-up.

Das Exit Festival bietet aber noch viel mehr. Die Einstellung „ich bleibe die ganze Zeit bei einer Bühne“ sollte man auf jeden Fall ablegen. Die gesamte Festung ist voller mal größeren, mal kleineren Bühnen unterschiedlichster Genre, die es zu entdecken gilt (einigermaßen festes Schuhwerk empfohlen). Ob die Drum-´n´-Bass-Stage, die Silent Disco oder die Reggae-Bühne, man sollte alles zumindest einmal gesehen und erlebt haben. Eine Main Stage gab es natürlich auch. Hier konnte man sich neben Pop und EDM auch Rock oder Metal auf die Ohren holen. Ein weiteres Highlight ist mit Sicherheit der Ausblick, den man von der Festung auf Novi Sad hat.

Schon bevor unsere Tour durchs Festival beendet war, öffneten die Tore des Festivals. Langsam, aber stetig wurde es voller in der Festung. Wir konnten uns dann vorerst in das Press Center zurückziehen und den Plan für den restlichen Abend/die Nacht schmieden.

Einige hätten sich wahrscheinlich für die Opening Ceremony um 00:25 Uhr auf der Main Stage entschieden. Nach dieser übernahm Iggy Azalea die Bühne – gefolgt von Afrojack und Jax Jones für Fans, die dem Mainstream-EDM verfallen sind.

Mein Plan sah jedoch anders aus – ich fühlte mich in der mts Dance Arena für den Abend am wohlsten: Eli Brown b2b Ilija Djokovic, ANNA b2b Sama` Abdulhadi, und zum Abschluss Anfisa Letyago um 02:30 Uhr standen für mich auf dem Timetable. Zwischen den verschiedenen Sets wurden immer mal wieder Ausflüge zum Food Court oder anderen Stages gemacht. Länger als 2:30 Uhr ging es für mich nicht mehr – auch wenn ein paar Tränchen um die verpassten Sets von Reinier Zonneveld und Adam Beyer b2b Enrico Sangiuliano geweint wurden. Ich war zufrieden mit dem ersten Tag. Jetzt galt es sich auf den Freitag vorzubereiten.

Für diesen hatte ich einen, wie ich finde, genialen Plan ausgeklügelt, der mich durch die komplette Nacht bringen sollte. Ein „Power Nap“ zwischen 20:00 und 23:30 Uhr sollte meinen „Schlaf-Tank“ ausreichend füllen. Nachdem ich es Freitagmorgen nicht zum Frühstück geschafft hatte, musste auch hier optimiert werden. Da ich diesmal bis zum Ende bleiben wollte (Dax J legte von 06:00 – 08:00 Uhr auf), war die Idee direkt nach dem Festival frühstücken zu gehen. Und man glaubt es kaum, es hat funktioniert.

Nach der unvergesslichen Nacht auf der No Sleep Novi Sad mit Cera Khin, Parfait, Héctor Oaks und Dax J – hartem, preschendem Techno und klirrenden Percussions – hatte ich es tatsächlich zum Buffet geschafft. Ganz bis zum Ende war ich aber doch nicht. Für besonders motivierte Raver und Raverinnen konnte man sich in der mts Dance Arena noch Maceo Plex bis 8:30 Uhr gönnen. Nicht vergessen darf man die offizielle Afterhour die täglich nach dem eigentlichen Line-up startete. Ich selbst war an keinem der vier Tage dort und kann deswegen keine Insights geben.

Für das restliche Exit-Wochenende hieß es dann: Powernap, die Nacht durchmachen, frühstücken – super!

So einfach war es aber doch nicht, denn am Samstag stand um 13:00 Uhr noch eine Bootsfahrt an. Wieder mal traf sich unsere Wandergruppe (die Gruppe der internationalen Presse + Exit-Marketing-Team) und wir machten uns auf zum nächsten Abenteuer. Unsere Fahrt führte uns auf der Donau entlang zum Exit-Campingplatz und bis zur Festung. Ein abwechslungsreicher Mittag, bis es für mich nachts wieder in den Techno-Tempel ging.

Letztendlich hatte ich am Montagmorgen vier Tage ordentlich Party hinter mir. Das Exit Festival hatte mir gut eingeheizt. Auch produktionstechnisch kann sich das Festival sehen lassen. Ob Stage Design oder Sound, der in einer Festung nicht mal so einfach zu planen ist, das Exit kann sich sehen und hören lassen! Ein ähnliches Festival habe ich bis jetzt noch nicht erlebt. Da ich sonst auf rein-elektronischen Festivals anzutreffen bin, war es auf jeden Fall eine positive Erfahrung.

Wenn man mal in einer Gruppe unterwegs ist, die unterschiedliche Musikgeschmäcker hat, kann man auf dem Exit ordentlich zusammen feiern gehen. Und wenn man straight Techno will, ist man hier trotzdem komplett bedient. So muss das!

 

Text & Fotos: Lukas Eisinger