Mit Veröffentlichungen auf Second State oder CLR hat sich die in Tokio lebende Risa Taniguchi einen etablierten Platz in der globalen Technoszene gesichert, den sie mit ihrem charakteristischen düsteren Sound seit vielen Jahren festigt. Wir haben mit ihr über das Leben in der Mega-Metropole und Hauptstadt Japans gesprochen.
Risa, lass uns von Anfang an beginnen. Wie hast du deine Jugend und Kindheit in Tokio erlebt? Bist du im Zentrum oder in einer eher ländlichen Gegend aufgewachsen?
Ich bin in einem Wohngebiet in der Nähe des Stadtzentrums aufgewachsen, sodass Orte wie Shibuya und Harajuku, die Zentren der Kultur, leicht zu erreichen waren. Ich habe mich schon in jungen Jahren für Make-up und Mode interessiert – man könnte sagen, ich war ein ziemlich frühreifes Kind. (lacht)
Wo trifft man dich außerhalb deines Zuhauses und deines Studios an?
Man findet mich oft in lokalen Izakayas (japanische Kneipen). Ich mag die Atmosphäre der Orte entlang der Chuo-Linie, wie Koenji und Asagaya, wo ich oft mit Freunden und Familie etwas trinke. Ich gehe auch gerne spät nachts spazieren – das mache ich ziemlich oft. Ansonsten bin ich meistens in den Clubs in Shibuya, vor allem im WOMB, wo ich eine Residency habe. Dort bin ich an den meisten Wochenenden anzutreffen.
Das WOMB ist folgerichtig auch dein Lieblingsclub?
Definitiv. Er ist energiegeladen, hat ein sehr gemischtes Publikum und veranstaltet Partys in verschiedenen Genres, von Techno bis hin zu Drum ’n‘ Bass. Die Drinks dort sind ebenfalls großartig.
Tokio ist riesig. Verläufst du dich manchmal?
Ich kann mich schlecht orientieren, deshalb verlaufe ich mich immer noch ständig, haha. Ich verlaufe mich sogar manchmal in Shibuya, wo ich jede Woche bin. Ehrlich gesagt kann ich ohne Google Maps nicht mehr leben.
Drei Aktivitäten, die du einem Tokio-Neuling empfehlen würdest?
Den Besuch eines Ramen-Restaurants. Meine persönlichen Favoriten sind Aoto in Higashi-Koenji und Gochome House in Nakano.
Das nächtliche Shibuya ist ein Muss. Es gibt tolle Clubs wie WOMB, ASIA, VENT, OR und CIRCUS, und Club-Hopping ist eine gute Möglichkeit, das Nachtleben in Tokio zu erleben.
Asakusa ist ein unverzichtbares Erlebnis dank der Atmosphäre des Sensoji-Tempels und der Izakayas, wo man günstig und lecker essen und trinken kann. Die Einheimischen sind freundlich und plaudern gerne.
Drei Dinge, die man in Tokio auf jeden Fall vermeiden sollte?
Kein Bargeld bei sich zu haben. Einige Izakayas und Ramen-Läden akzeptieren nur Bargeld.
Zug zu fahren während der Rush Hour – er ist dann extrem überfüllt.
Sich im Zug lautstark zu unterhalten. Das gilt als sehr unhöflich und kann andere Fahrgäste stören.
Tokio verfügt über ein üppiges Nachtleben und eine reichhaltige Clubbing-Szene. Ist das mit dem europäischen Clubbing vergleichbar?
In Tokio, besonders in Roppongi, gibt es immer noch viele Clubs, die sich auf EDM konzentrieren. Underground-Clubs, die sich auf Techno und House konzentrieren, haben ein sehr respektvolles Publikum. Die Leute sind hier sehr auf den DJ und das Tanzen fokussiert. Da die Japaner gerne trinken, ist auch die Barkultur sehr lebendig. Im Vergleich zu Europa gibt es in Tokio wahrscheinlich weniger „verrückte“ Partygänger, haha.
Gibt es eine Afterhour-Kultur wie in Deutschland?
Ja, es ist zwar kein Mainstream, aber es gibt ein paar Clubs in Shibuya, wie RLounge, die Afterhour-Partys veranstalten. Man muss nur wissen, wo man suchen muss.
Zuletzt erschienen: die Single „Gorgeous“, zusammen mit Nicole Moudaber, am 17. Januar 2025 via MOOD:
Aus dem FAZEmag 156/02.2025
Web: www.risataniguchi.com