Track-Check: Marcus Worgull – Love Song (Innervisions, 2018)

Track-Check: Marcus Worgull – Love Song (Innervisions, 2018)

Für den Kölner DJ und Producer Marcus Worgull stand das Jahr 2018 unter einem besonderen Stern. Mit „Broad Horizons“ eröffnete er zunächst das Release-Jahr auf Innervisions und legte wenig später mit der „Love Song“-EP noch einmal nach, die ganz im Zeichen des Original-Hits von The Cure aus dem Jahr 1989 stand. Worgull, der eine langjährige freundschaftliche Beziehung zu den Innervisions-Bossen Frank Wiedemann und Steffen Berkhahn pflegt, hatte sich den Klassiker der britischen Band vorgenommen und ihn zusammen mit dem Sänger Fink in eine clubtaugliche Dancefloor-Version verwandelt. Das unverwechselbare Bass-Riff und die Lead-Melodie des Originals blieben erhalten und wurden von einem schwülen, synchronisierten Mid-Tempo-Beat sowie von Finks sehnsüchtigen Vocals begleitet. Marcus Worgull hat uns mehr über seine „Love Song“-Version verraten.

Marcus, erzähl doch kurz, wie es mit „Love Song“ zur Interpretation des gleichnamigen The-Cure-Klassikers kam.

Die Idee entstand zusammen mit dem Sänger Fink nach einem langen Studiotag eher aus einer Art Bierlaune. Wir hatten uns für einige Tage in ein Berliner Studio eingeschlossen und mehrere Songs aufgenommen. Ich kam gerade von einer sehr intensiven USA-Tour zurück, auf der ich – ganz melancholisch – die ganze Zeit The Cure gehört hatte. So kam die Idee einer Coverversion eher von meiner Seite.
Zunächst waren wir uns einig, dass manche Bands und manche Originale definitiv nicht angerührt werden sollten. Aus besagter Laune heraus haben wir es aber dann doch gemacht. Den Labelbetreibern gefiel es, Steffen (Dixon) hat den Track oft aufgelegt, es entstanden Videos von den Gigs und so weiter. Es schien irgendwie Interesse gegeben zu haben.

Das Original ist drei Minuten lang, während deine Version ungefähr doppelt so lang ist. Wie bist du also an das Arrangement dieses Pop-Tracks herangegangen, um daraus eine Dancefloor-Version zu kreieren?

Das Arrangement ergab sich ganz banal „unterwegs“ und ist stärker an das klassische Clubformat angepasst.

Wie herausfordernd ist es für dich, in elektronischen Tracks viel Platz für Vocals zu schaffen?

Das ist sehr abhängig von der – ich nenne es mal – Qualität der Vocals. Im Falle einer Zusammenarbeit mit Sängern wie Fink macht es großen Spaß.

„Love Song“ erklingt in einem typisch-deepen Marcus-Worgull-Sound. Wie stellst du sicher, dass deine Tracks deine eigene Sound-Signatur besitzen? Gibt es eine bestimmte Auswahl an Instrumenten, Samples oder Motiven, die du gerne immer wieder benutzt?

Freut mich, dass ihr etwas „typisch Marcus-Worgull-artiges“ entdeckt. Ich habe leider keinen Masterplan oder Ähnliches, wenn ich mich an neue Musik setze. Entweder passiert etwas – im Sinne von „es gefällt mir“ oder, anders formuliert, „ich fühle etwas“ – oder eben nicht.
Bei „Love Song“ steht natürlich ganz klar das Original im Vordergrund, das ja ein zeitloser Klassiker ist.

Die Drum-Spur klingt so, wie auch ein echter Drummer denken würde: Es gibt Fills, Variationen und Highlights am Ende und Anfang von Takten. Wie erstellst du diese sehr organischen Patterns?

In diesem Fall erschien es mir überhaupt nicht angemessen, eine stark komprimierte Kickdrum mit klarer, typischer Snare und Clap auf 2 und 4 zu benutzen. Stattdessen wollte ich einen eher organischen Sound erzeugen.

Im Gegensatz zu einem aktuell vorherrschenden harten, schnellen Sound wirkt „Love Song“ nicht zuletzt so hypnotisch wegen seines Tempos von 124 BPM. Wie findest du im Studio genau die richtige Geschwindigkeit, und ändert sich diese nochmal im Prozess?

Naja, die Coverversion ist ja nun schon ein paar Jahre alt. Das Tempo passte vielleicht ganz gut zu dieser Zeit. Ich würde dieses Cover heute wahrscheinlich nicht großartig anders machen, aber es würde vermutlich nicht die gleiche Aufmerksamkeit wie damals bekommen.

Welcher Part beim Produzieren ging dir schnell von der Hand, woran hast du dich länger aufgehalten?

Die Produktion der ersten vierminütigen Skizze hat wahrscheinlich gerade einmal zwei bis drei Stunden gedauert. Kurz vor der Veröffentlichung waren wir uns dann nicht so ganz einig, was einige Vocal-Parts anging – da ging es viel hin und her. Generell hat beim Sound die Mitarbeit von Mathias Schober noch einmal sehr geholfen.

Was hast du für 2025 geplant an Releases?

Ich bin seit zwei Jahren sehr fokussiert auf meinen Uni-Abschluss in Sozialwissenschaften, weshalb ich dieses Jahr bisher nicht so viel Zeit in meinem Studio verbracht habe. Vor einigen Wochen hat es mich aber doch wieder gepackt, sodass in 2025 auf jeden Fall wieder etwas kommt, worauf ich mich sehr freue.

„Love Song“ von Marcus Worgull ist am 7. September 2018 via Innervisions erschienen.

Aus dem FAZEmag 155/01.2025
Web: www.instagram.com/marcus_worgull