Track-Check: SBTH – Ribolla (Lossless)

Vor gut viereinhalb Jahren haben Thomas Herb und Mathias Schober ihr Label Lossless gestartet und parallel dazu auch angefangen, gemeinsam unter dem Namen SBTH Musik zu produzieren. So auch die EP „Ribolla“, die 2016 erschien und dessen Titeltrack sich zu einem feinen Clubhit entwickelte. Wie dieser Track entstanden ist, das verraten sie uns hier.

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Welche Stimmung hattet ihr im beim Komponieren im Kopf?

Thomas: Generell gehen wir recht unbedarft an das Schaffen eines neuen Titel. Mal hören wir uns durch alte Sketches, mal durch Samples oder spielen mit neuem Gear. Alles kann Inspiration sein und führt eigentlich sehr schnell zum nächsten Schritt oder auch nicht, dann sollte man es auch nicht erzwingen.

Wie lange habt ihr an dem reduzierten, sphärischen Arrangement gearbeitet?

Mathias: In diesem Fall hatten wir einen simplen Beat aus einer alten Session, nachdem wir auf der Italo-Arpeggio-Bassline kleben blieben, kamen auch recht bald die Streicher dazu. Wie bereits erwähnt, kommen die Parts normalerweise recht zügig zusammen, wenn man im Flow ist.

Thomas: Das Arrangement folgt meist, nachdem alle Parts da sind, das passiert fast immer live. Fühlt sich besser an und geht auch schneller als “Kästchen” schieben. Danach kommt das Feintuning, insgesamt vielleicht drei bis vier Stunden, schwer zu sagen, da man doch das ein oder andere auf dem Weg ändert.

Wie habt ihr die charmanten Synthesizer-Sounds kreiert, die so cremig und warm klingen?

Mathias: Die Flächen sind eine Mischung aus gesampleten Streichern – in diesem Fall aus alten Roland-Kisten und -Synthies darunter, die wenig bis stark moduliert wurden. Das ganze Paket ist dann nochmals durch externe Halleffekte wie den Strymon Big Sky gewandert.

Im hinteren Teil wird das Ganze dann nochmals gedoppelt und es kommen noch weitere Harmonien dazu. Das hat dann ein Plug-in übernommen und zwar Arturias Version des Yamaha CS-80.

Wie ist der modulierende Lead-Synthie entstanden?

Mathias: Der Leadsynth ist ein Arturia Prophet Plug-in, das durch das Roland Space Echo läuft und das wurde ordentlich übersteuert. Wie die meisten Sounds wurde dieser Synth nochmals gedoppelt, was in diesem Fall ein Nord Lead 2 war. Die Summe der ganzen Sounds wurde dann wieder etwas komprimiert, gefiltert und moduliert. Hallraum und Delay sind unter anderem das Valhalla Übermod.

Was könnt ihr uns über den Drumgroove erzählen, aus welchen Quellen stammt er?

Mathias: Die Drums sind nur Samples aus der eigenen Library oder auch mal aus der Ableton Live Library. Die Kick stammt aus der eigenen Library, die Toms sind von einer Platte gesamplet, die Snare ist eine Kombination aus der eigenen und der Ableton Library, anschließend in sehr viel Reverb geschickt und wieder gesamplet. Ein paar Achtel-Hihats aus der eigenen Library mit etwas Modulation.

Thomas: Außerdem maßgeblich am Groove beteiligt ist der Sechzehntel Noisesound, der den ganzen Track übermoduliert und an den entsprechenden Stellen im Track nochmal ordentlich anschiebt. Der Ausgangssound ist in diesem Fall das Analog Plug-in aus Ableton Live mit einer Kette von Effekten.

Wie habt ihr die Drums dann später bearbeitet?

Mathias: Die Drums laufen meist durch die ähnliche Kette aus Sättigung, Kompression und EQ. Der Drumbus wurde hier mit dem API 2500 komprimiert und etwas Sättigung gab es dann noch aus der Box (Soundtoys Decapitator).

Einzelne Sounds haben meist nur EQ (technisch oder auch mal färbend mit einem Pultec) oder die Transienten wurden bearbeitet. Ein paar Sounds sind wie zuvor beschrieben etwas mehr bearbeitet worden. Der Drumgroove von „Ribolla“ ist ja sehr reduziert und da sollte dann schon etwas Bewegung in den wenigen Sounds sein, damit es nicht langweilig wird.

Wie lange habt ihr „Ribolla“ im Club getestet und wie viele Leute haben es vor dem Release schon im Studio gehört? Von wem bekommt ihr allgemein vorher Feedback?

Thomas: In diesem Fall war es so, dass mit „Ribolla“ die A-Seite der EP tatsächlich zuerst so gut wie fertig war. Wir hatten also Gelegenheit, den Tune schon einige Male im Club zu testen, um dann noch die ein oder andere Feinheit im Mixdown und Arrangement zu fixieren. Direkt im Studio gehört haben es vor der Veröffentlichung eigentlich weniger als eine Handvoll befreundeter DJs und Produzenten. Die hören das mit Abstand und geben ihr ungefiltertes Feedback, weil man sich gut kennt. Das sind jetzt natürlich auch keine Seitenlangen Analysen – das ist kurz und ehrlich.

Mathias: Die ersten DJs, denen wir “Ribolla” geschickt hatten, waren Dixon und Kristian Beyer von Âme – beide haben den Tune dann auch das ein oder andere mal in ihren Sets gespielt. Das hilft schon sehr. Zum einen hat man die Bestätigung, dass man wirklich einen guten Track gemacht hat (man ahnt, weiß es selbst natürlich auch …), zum anderen sind die beiden in der Position, Tunes halt auch breaken zu können.

Welche Tricks & Tipps haben sich im Nachhinein als sehr gut für eure Studioarbeit herausgestellt?

Thomas: Das sind eigentlich eher so Dinge, die schon bekannt sind. Regelmäßige, auch längere Pausen innerhalb eines Studiotages oder der -nacht sind so etwas, aber auch dass man einen Track einfach mal ein halbes Jahr oder länger liegen lässt. Die Zeit und auch die Freiheit sollte man sich einfach nehmen. Öffnet man die Session danach wieder, ist sehr schnell klar, ob und wie man daran weiterarbeiten will. Meist fliegt dann einiges raus, man dünnt aus – was sehr befreiend sein kann und der Kreativität gut tut. Für die Studioarbeit als Duo oder generell im Team – direkte Offenheit und Ehrlichkeit.

Speziell für SBTH: Wir arbeiten ja fast immer in Berlin im Studio von Mathias, da müssen wir die Studiozeiten gut planen und die drei, vier Tage, die ich dann am Stück in Berlin bin, möglichst effektiv nutzen. Das führt schon auch dazu, dass wir sehr effizient und konsequent arbeiten.

Gerade ist die neue EP „Something To Fill An Hour“ von Atelier auf Lossless erschienen, inklusive Remix von SBTH. Außerdem ist auf der kommenden „Watergate 25“-Mix-CD von den Adana Twins auch der exklusive Titel „4W1R6“ der beiden vertreten.

 

www.losslesscc.bandcamp.com

 

 

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