Westbam und die Mayday – das Interview

westbamÜber Westbam konntet ihr auf unserer Seite schon so manches lesen.

Wir haben ihn im vergangenen Jahr anlässlich seines Albums “Götterstraße” mit einer Cover-Story gewürdigt und auch sonst immer respektvoll behandelt.
Ältere Herrschaften schätzen dies.
Anscheinend haben ihm die Veranstalter der Mayday diesen Respekt nicht mehr entgegenbringen können oder wollen. In jedem Fall sind die Wellen hoch geschlagen. Wir haben heute mit Max telefoniert, und er hat uns seine Sicht der Dinge geschildert; ruhig, unaufgeregt, aber bestimmt.

Warum lest ihr es nicht einfach selbst….

FM: Wir sind ja schon wenig im Kindergarten hier, oder wie siehst Du das?

WB: Ja, das kann ich bestätigen. Ich war auch ein wenig überrascht und fand auch die Argumente, die von Nik Schär kamen seltsam. Wir haben ja früher auch viel Gegenwind bekommen, was die musikalische Ausrichtung der Mayday betraf. Man kann ja auch alles diskutieren, was man machen will und was man nicht machen will. Aber das, was Herr Schär da macht, ist ja keine argumentatorische Auseinandersetzung sondern der Versuch, mich zu verunglimpfen. So in der Art, ‘der hat eh keine Ahnung mehr, das ist doch ein realitätsferner Zausel, der irgendwo sitzt und nichts mehr checkt’.

FM: Was mich ein wenig irritiert hat, ist die offensichtliche Diskrepanz zwischen deiner und Nik Schärs Aussage. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Nik Schär in einem Interview wissentlich die Unwahrheit äußert.

WB: Weißt du, der einfachste Trick, wenn man einen DJ nicht buchen will, frag ihn nicht an. Und die Anfragen habe ich schriftlich. Auch meine Absage habe ich schriftlich hier. Ich bin weit davon entfernt, den Email-Schriftverkehr zu veröffentlichen, aber wenn es mit dieser Diffamierung weitergeht, wird es dazu kommen.

FM: Meinst du, I-Motion hat die Sache unterschätzt? So von wegen, da kräht doch kein Hahn nach, wenn der Westbam nicht mehr bei der Mayday spielt.

WB: Ich kann letztendlich nicht in ihre Köpfe schauen. Dieser Entfremdungsprozess ist jetzt nichts, was mit den letzten paar Mails angefangen hat. Das zieht sich jetzt schon Jahre und wir sind auch einige Male hart aneinander gerasselt. Dabei ging es im Übrigen nie um Geld, sondern um Fragen, die mit Respekt zu tun hatten. Im Notfall kam dann aber immer Nik Schär und hat vermittelt und die Sache gerade gebogen. Mein Eindruck ist so ein bisschen, und das kann auch nicht im Interesse ihrer neuen Ami-Geschäftspartner sein, dass ihnen jetzt alles ein wenig egal geworden ist, denn – ganz böse gesagt – sie haben ihr Schäfchen ja ins Trockene gebracht.

FM: Die Mayday hat sehr viel mit Tradition zu tun. Das merkt man jedes Jahr aufs Neue. Im vergangenen Jahr wurde mit der Tradition gebrochen in Bezug auf den Veranstaltungstermin, in diesem Jahr wird in dieser Angelegenheit zurückgerudert. Doch nun kommt der nächste Traditionsbruch, aus den Members of Mayday werden die Rebels of Mayday. Wie viel Traditionsbruch verträgt die Mayday?

WB: Das wird man sehen. Ich habe das immer für einen hohen Wert für Mayday gehalten. Wir befinden uns in einer Zeit, in der ein Track, der heute heiß ist, in der nächsten Woche wieder vergessen ist. Und in dieser Zeit gibt es Menschen, die sind 20 Jahre alt und die kennen den Mayday-Anthem, der vor ihrer Geburt herauskam. Aber das sehen die Veranstalter anscheinend nicht so.

FM: Denkst du, dass sich der Habitus von I-Motion nach der Übernahme durch SFX geändert hat?

WB: Das denke ich schon. Natürlich weiß ich es nicht. Aber ich kann mich nur wiederholen. Wir hatten in den vergangenen Jahren keine reibungslose Zusammenarbeit. Wir sind mehrmals aneinander gerasselt. Natürlich wollen neue Leute auch ihren Style durchziehen, das ist ganz logisch. Dass beide Seiten dann unterschiedliche Auffassungen haben, ist auch normal und dafür möchte ich niemandem die Schuld geben. Am Ende des Tages muss ich mich halt fragen, bis zu welchem Punkt fühlt es sich für mich noch okay an und in welchem Ton lasse ich mit mir reden. Mit einigen Sachen hat Nik Schär auch Recht. Ich wollte mir in meine Produktionen nicht hineinreden lassen. Das Ergebnis sind jetzt die Rebels of Mayday, und ich bin mir sicher, dass Nik Schär der Boss dieser Rebellen sein wird und diese werden alles andere als rebellisch sein.

FM: Wir haben ja nun seit vorgestern eine rege Kommunikation auf unserer Seite hinsichtlich deines Ausstiegs aus der Mayday, und es gibt auch diverse kritische Stimmen dir gegenüber. Andrea Junker beispielsweise – sie hat die erste Sensation White in Deutschland veranstaltet – kommentierte in der Form: Der Max hat die Mayday verkauft und wusste auch, an wen er sie verkauft. Jetzt nach ein paar Jahren zu sagen, da stehe ich nicht mehr hinter, ist ein wenig inkonsequent.

WB: Ich habe kein Problem mit Kritik, ich bin Meinungspluralist und Fan davon, Argumente auszutauschen. Ich bin auch nicht die heilige Kuh, aber ich kann dir zu allen Dingen, die ich im Leben mache oder lasse, ganz gut Rechenschaft ablegen. Ebenso kann ich erklären, wieso ich gewisse Dinge ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr tue. Ich kann mich sehr genau an der Verkauf der Mayday erinnern. Es war auch ein wenig Geld, was wir bekommen haben, aber es hielt sich in Grenzen und war für mich nicht der ausschlaggebende Punkt. Für mich war der Wunsch da, dass es mit der Mayday noch möglichst lange weitergehen würde. Und unter diesem Aspekt war I-Motion für mich der beste Partner. Heute sehe ich das ein wenig anders, aber damals sah ich es so. I-Motion waren für mich die Leute, die im Westen große Parties veranstaltet haben, einen Bezug zu der Szene hatten und eine gute Expertise in Sachen Gastronomie vorweisen konnten. Letzteres ging uns ja komplett ab, ganz im Gegensatz zu Herrn Schär. Wir hatten mehrere Angebote vorliegen, die alle ungefähr gleichauf lagen. Da wir das Beste für die Mayday wollten, haben wir uns für I-Motion entschieden. Dass I-Motion künstlerisch etwas anders tickt, war uns und mir damals schon klar. Meine Hoffnung war, dass die Leute, die das Event kaufen, respektvoll damit umgehen. Wer die Mayday kauft, macht daraus ja keine Jodel-Veranstaltung. Das soll heißen, es bringt dem Käufer ja nichts, wenn er die Marke, die er erworben hat, nicht auch im selben Charakter entwickelst. Das sehe ich mittlerweile anders.

FM: Machen wir uns nichts vor, die Mayday wird auch ohne Westbam und ohne die Members Of Mayday weiter existieren. Oder siehst du das etwa anders?

WB: Sagen wir so, Nik Schär hat Recht damit, wenn er sagt, dass die Gäste da ein gewaltiges Wort mit zu reden haben. Sie entscheiden tatsächlich mit den Füßen. Andererseits habe ich es auch schon erlebt, dass US-amerikanische Firmen, die sich bei europäischen Firmen eingekauft haben, erkennen musste, dass der hiesige Markt ein komplett anderer ist. Und, dass das Event ewig so weiter existiert, habe ich bei der Loveparade auch gedacht.

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