10 Jahre Docklands Festival: Ein Interview mit dem Macher Thomas Pieper

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Münster ist bekannt als fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands. Aber: Ist Münster auch eine technofreundliche City? Unsere Antwort lautet: ohne jeden Zweifel! Denn seit 2010 gehört das Docklands Festival zu Münster wie die Fahrradwege. Docklands: Eine Institution feiert Geburtstag. Und wir feiern mit. Ein 24-Stunden-Festival. Von 12:00 bis 12:00. Seit Jahren ausverkauft. Mehr als 100 Acts. Techno, House, Minimal. Underground statt Mainstream. Wie eh und je. Wir haben Thomas Pieper zum Frage- und Antwort-Spiel gebeten.

Hallo Thomas, sei so lieb und stell dich unseren Lesern doch einmal kurz vor. Wer bist du? Was machst du?
Hey Torsten, ich bin einer der geschäftsführenden Gesellschafter der Dockland GmbH und dort unter anderem Initiator und Verantwortlicher für alle ehrlichen, elektronischen Events – und für den Fusion Club. Zu den Events gehören das Docklands Festival, das The Island Festival in Kroatien (zusammen mit Partnern aus München und Berlin), die Takatuka-Eventserie am Coconut Beach oder auch die großen Club-Events wie unser kommendes Firmenjubiläum am 30. März 2019 im Fusion. Zudem kümmere ich mich innerhalb der Dockland GmbH um alle Industriedeals, Finanzierungen, Konzeptentwicklungen und um die Öffentlichkeitsarbeit.
Neben der Dockland GmbH bin ich zudem auch Mitgeschäftsführer der Panurama GmbH (Gastronomie im U-Turm), der Aloha Münster GmbH (Hawaiian Poke vom Feinsten) und der Münsteraner Oktoberfest GmbH. Des Weiteren bin ich gerade für ein super spannendes Start-up unterwegs, welches die Gastronomie verändern könnte. Dazu aber ein anderes Mal mehr. All diese Aufgaben kann ich natürlich nur mit verlässlichen Partnern sowie tollen und motivierten Mitarbeitern bewältigen.

Zehn Jahre Docklands. Lass uns mal zur ersten Ausgabe zurückblicken. Was war deine Motivation und mit welcher Manpower hast du gestartet? Und: Wie war die Bilanz?
Da ich mich schon seit Mitte der 80er Jahre für elektronische Musik begeistere und in den 90ern bereits das ein oder andere Festival auf die Beine stellen konnte, hat mich eines schönen Tages einfach wieder der Wunsch gepackt, etwas Größeres zu entwickeln. Nun konnte ich seinerzeit aufgrund fehlender Outdoorlocations – ich wollte unbedingt ein urbanes, innerstädtisches Festival kreieren – nicht von Null auf Hundert starten. Somit habe ich zunächst mit einem Clubfestival begonnen, weil rund um den Hawerkamp schon zahlreiche Clubs angesiedelt waren. Mittelfristiger Plan war aber immer, nach draußen zu gehen, um ein „echtes“ Festival zu generieren, was uns vor einigen Jahren auch ganz gut gelungen ist. Gestartet bin ich im Miniteam mit Stefan „Papst“ Braasch und meiner langjährigen Mitarbeiterin, der lieben Cathi. Leider sind wir aufgrund unserer vielfältigen Projekte innerhalb der Dockland GmbH immer noch ein zu kleines Team, was uns mächtig Arbeit beschert. Jammern will ich aber nicht, die anderen Aufgaben müssen halt auch bearbeitet werden.

Zurück ins Heute: Wie hat sich das Docklands Festival im Laufe der Zeit verändert? Sowohl in Sachen Line-up (Qualität und Größe) als auch in Sachen Showtechnik? Und: Mit welcher Manpower arbeitet ihr heutzutage?
Jedes Festival muss sich gerade musikalisch weiterentwickeln und die Entwicklungen im Blick haben. So auch das Docklands. Zunächst muss ich hinter dem stehen, was ich mache. Gerade wenn es um meine Leidenschaft für Musik geht. Somit war das Docklands nie ein EDM-Festival, allerdings in der Vergangenheit auch nicht so technoid wie zum Zehnjährigen. Musikalisch sind wir vor allem auf der Mainstage also mehr in Richtung Techno gegangen. Konsequenter Techno ist definitiv zurück und heute viel massenkompatibler als noch vor drei Jahren. Auch sind wir flächenmäßig gewachsen. Vor drei Jahren kam die wunderschöne Canalstage, direkt am alten Stadthafen 2 dazu. Was die Menge an Künstlern angeht, hat sich gar nicht soviel geändert. Es sind meistens so um die 100, die wir aufgrund der 24-stündigen Dauer des Festivals und der vielen Floors auch benötigen. Bezüglich der Anzahl an Headlinern hat sich natürlich viel getan. Das Line-up zum Zehnjährigen ist schon fett und freut uns riesig. Ich denke, Acts wie Âme II Âme, Amelie Lens, Gerd Janson, Job Jobse b2b DJ Tennis, Maceo Plex, Rødhåd oder Stephan Bodzin sprechen für sich! Technisch haben wir uns immer weiter entwickelt. Die Notch-3D-Technologie auf der Mainstage ist wirklich geil, und zum Zehnjährigen werden die beiden anderen Open-Air-Bühnen komplett neu entwickelt.
Was die Manpower angeht, ist das Team immer noch sehr überschaubar. Stefan ist mein Festivalmanager und macht mit mir alle Bookings. Cathi kümmert sich um das Vertragswesen. Luisa ist für die PR zuständig, und das Gastromanagement läuft über Hanni und Charlotte. Buchhaltung und Controlling werden von unserer Office-Chefin Eva übernommen. Bei alldem darf man nicht vergessen, dass alle Genannten auch andere weitreichende Aufgaben innerhalb der Dockland GmbH übernehmen.
Festivals schießen wie Pilze aus dem Boden. Schwer, den Überblick zu behalten. Wie stabilisiert ihr euch auf dem Markt und wie haltet ihr die Konkurrenz im Blick?
Wir blicken vor allem auf uns. Ich war noch nie ein Freund davon, nur zu reagieren und alles über den Haufen zu werfen, weil irgendwelche Mitbewerber mit anderen Konzepten erfolgreich sind. Wir entwickeln uns weiter, schärfen unser Profil, bleiben aber immer authentisch und uns treu. Zudem haben wir mit dem urbanen Charakter und den zwei entscheidenden Welten der Technobewegung (kleine, intime Clubs und Big-Stage-Feeling) ohnehin ein ziemliches Alleinstellungsmerkmal. Nach dem Open-Air-Spektakel können fast 10.000 Leute direkt und ohne Aufpreis in den Clubs weiterraven. Das gibt es sonst nirgendwo.

Die meisten Festivalplaner lassen ihre Events auf riesigen Locations stattfinden, um möglichst viele Besucher anzulocken. 60.000, 100.000 Menschen sind keine Seltenheit. Das Docklands Festival ist bei 15.000 ausverkauft. Wie siehst du diese Entwicklung? Und: Habt ihr vor zu expandieren?
Nein, wir finden gerade eine 15.000er-Größe ideal und wir feiern ja den Underground und nicht irgendwelche, immer gleiche, nach Standardvorgaben produzierte Kirmespopmucke, die mit ehrlicher elektronischer Musik nichts zu tun hat. Der Sound des Docklands ist nicht für 80.000er-Festivals ausgelegt. Und die Fläche ebensowenig.

Euer Aushängeschild ist die Dauer des Festivals: 24 Stunden nonstop. Wie ist die Analyse dahingehend: Bleiben viele Gäste 24 Stunden oder ist es ein Kommen und Gehen?
Ein Kommen und Gehen ist es auf keinen Fall. Dazu passiert einfach permanent zu viel. Allerdings halten natürlich nicht alle 24 Stunden durch. Nach dem Open Air geht schätzungsweise ein Viertel erschöpft und glücklich heim. Im Laufe der Nacht gibt es langsam weitere Abwanderungen und zum Sonnenaufgang konzentriert es sich dann vor allem auf den Fusion Club und das Conny Kramer.

Gibt es für dich als Veranstalter einen „Never forget”-Moment in den letzten zehn Jahren? Letztes Jahr endete das Ganze ja in einem heftigen Gewitter, das zum Glück erst kurz vor dem offiziellen Ende aufzog. Hast du andere good oder bad Moments?
Die letzten Minuten der Open-Air-Shows 2018 inklusive Abbruch und die unwirkliche Szenerie mit einem fast schwarzen Himmel, dazu ein unfassbar energetischer, nahezu apokalyptischer Sound von Stephan Bodzin, der im Übrigen einfach nicht aufhören wollte, waren schon legendär. Natürlich hat es mich in dem Moment echt fertig gemacht, aber im Nachhinein hatte das schon etwas Magisches. So liegen good und bad Moments halt manchmal nah beieinander.

Docklands Festival // 01.06.2019 // Hafengelände, Münster

Vorläufiges Line-up: Adriatique, Âme II Âme, Amelie Lens, Maceo Plex, Rødhåd, Stephan Bodzin (live), Felix Kröcher, Format: B, Job Jobse b2b DJ Tennis, Gerd Janson + rund 100 weitere Acts

www.docklands-festival.de

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(C) Foto: Jonathan Braasch