Arbeiten als Duo – Au Suisse

 

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Arbeiten als Duo
Au Suisse

 

Die US-House- und Nu-Disco-Ikone Morgan Geist und der hochrenommierte amerikanische Komponist Kelley Polar verbünden sich für ihr gemeinsames Projekt Au Suisse, das im August sein mit Spannung erwartetes Debütalbum veröffentlichen wird. Ein klarer Fall für unsere Rubrik „Arbeiten als Duo“. Auf geht’s!

Ihr seid schon seit Langem befreundet. Wie und wann habt ihr euch kennengelernt und was waren eure ersten gemeinsamen Verbindungen?

Kelley: Wir haben uns auf dem College kennengelernt und über das College-Radio sowie meine Schwester Blevin als gemeinsamer Bezugspunkt liefen unsere Wege schließlich zusammen. Die beiden nahmen mich immer mit nach Cleveland, um Dan Curtin als DJ zu sehen und Platten zu kaufen. Morgan gründete später sein Projekt Metro Area und war auf der Suche nach Strings aus der Disco-Ära. Da kam ich dann ins Spiel und seither sind wir eng befreundet.

Was ist die Entstehungsgeschichte hinter Au Suisse?

Morgan: Anstatt uns nur gegenseitig zu helfen, strebten wir irgendwann eine richtige Zusammenarbeit in Form einer gemeinsamen Band an. Ich glaube, wir haben beide eine Vorliebe für Popmusik und das Schreiben von Songs, also ging es darum, den richtigen Zeitpunkt dafür zu finden und einen Geistesblitz als Ausgangspunkt zu nutzen. Wir waren insbesondere inspiriert von Weltraum-Klängen, also Hall und Echos, mit denen wir versuchten, eine bestimmte einsame Stimmung einzufangen.

Gab es bei der Albumproduktion eine spezielle Aufgabenverteilung?

Morgan: Nein. Jeder von uns hat seine Fähigkeiten und vertrauten Routinen, in die man leicht zurückfallen kann. Das wollten wir vermeiden, indem wir einfach Musik machen. Letztendlich diente alles, was wir taten, dem jeweiligen Song und dem Ziel, ihn so gut wie möglich zu machen, also gab es keine festen Regeln.

Wie startet ein Studioalltag bei euch? Irgendwelche bestimmten Routinen?

Kelley: Während Morgan mit dem Fahrrad oder dem Auto zu seinem Studio fahren muss, kann ich einfach ganz bequem aus dem Bett rollen und loslegen, nachdem ich die Katzen gefüttert habe. Alle Katzen. Den Vormittag verbringe ich häufig damit, Morgans Texte und Gesangslinien zu bearbeiten oder einen Schlagzeugpart zu produzieren. Die schicke ich dann an ihn zurück, wo sie durch seine Outboard-Kompressoren laufen oder mittels einer seiner Drummachines neu eingespielt werden.

Was sind die Vorteile, wenn man zu zweit an einem Track oder Album arbeitet?

Kelley: Man treibt sich gegenseitig an und fordert sich heraus. Man unterstützt sich, lernt neue Dinge und trägt dennoch seinen ganz individuellen Part zu dem Projekt bei. Ich bin normalerweise ein ziemlicher Einzelgänger. Deshalb war ich wirklich sehr froh über diese Erfahrung.

Und die Nachteile? Wie geht ihr mit Unstimmigkeiten um?

Morgan: Wir haben beide das gleiche Vetorecht. Es könnte also theoretisch zu einer Pattsituation kommen. Wir vertrauen und respektieren uns gegenseitig allerdings so sehr, dass wir gerne einlenken, wenn die andere Person von ihrem Vorhaben überzeugt ist. Ich glaube, das Schwierigste ist, wenn einer von uns mit einem Song anfängt und eine Vision hat, wie er reifen soll. Wenn dann die andere Person die Richtung ändert, muss man sich emotional darauf einstellen und es akzeptieren.

Abschließend: Was bewundert ihr an eurem Gegenüber?

Morgan: Für mich ist Kelly ein echter Musiker und nicht jemand wie ich, der auf viele glückliche Zufälle angewiesen war und kaum Noten lesen kann. Es ist unglaublich selten, jemand mit Kellys Talenten zu finden. Er besitzt die Fähigkeit, wie ein musikalischer Analphabet zu denken, der nur nach seinen Emotionen handelt. Er kann sich in meine Welt hineinversetzen wie kein Zweiter.

Kelley: Ach, komm, das ist doch Quatsch. Ich habe oft einen furchtbaren Geschmack und musste mich jahrelang darauf verlassen, dass Morgan mir inspirierende Musik präsentiert. Er hat ein Gespür dafür, wie rhythmische Musik zusammenpasst und weiß so viel über Popmusik und traditionelles Songwriting. Sein umfangreiches Wissen über diese Art von Musik stellt jeden klassischen Musikwissenschaftler in den Schatten.

 

„Au Suisse“ erscheint am 19. August via City Slang.

 

Aus dem FAZEmag 126/08.2022
Text: Milan Trame
Foto: Ebru Yildiz

 

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