Beats & Beats – Bodybangers meet Coolio – Fünf ikonische Hip-Hop-Tracks in elektronischem Gewand

Der ständige Dialog zwischen Musikgenres hat im Laufe der Geschichte immer wieder zu faszinierenden Neuschöpfungen, Remixen und Edits geführt. Gerade im Hinblick auf Hip-Hop und elektronische Musik sind auf diese Weise oftmals spannende Hybride entstanden, die ikonische Rap-Hymnen mit pulsierenden elektronischen Rhythmen vereinen. Hip-Hop, eine Kultur, die in den 1970er-Jahren in den Straßen von New York City entstand, revolutionierte die Musiklandschaft mit ihren Beats, Raps und sozialen Botschaften. Gleichzeitig entwickelte sich die elektronische Musik in den Clubs und Underground-Szenen der Welt, angetrieben von bahnbrechenden Technologien und der Suche nach neuen Klangerlebnissen. Wir haben für euch fünf legendäre Hip-Hop-Klassiker gesammelt, deren Originale in ein tanzbares Gewand gehüllt wurden, um zwei der weltweit führenden Stilrichtungen miteinander verschmelzen zu lassen.

Coolio x Bodybangers x Lotus – Gangsta’s Paradise (Coopex Mix)

Wenn man über wegweisende Hip-Hop-Songs spricht, darf „Gangsta’s Paradise“ von Coolio nicht fehlen. Dieser epische Track, der 1995 die Weltbühne betrat, ist nicht nur eine Hymne für eine Generation, sondern ein Meilenstein der gesamten Rap-Szene. Inspiriert von Stevie Wonders „Pastime Paradise“ schuf Coolio gemeinsam mit Produzent Doug Rasheed ein bahnbrechendes Werk, das sich mit den sozialen und politischen Herausforderungen des Ghetto-Lebens auseinandersetzt. Mit Coolios unverkennbarem Flow und gefühlvollen Lyrics wurde „Gangsta’s Paradise“ zu einem weltweiten Phänomen. Der Song erreichte in zahlreichen Ländern Spitzenpositionen der Charts und erhielt mehrere renommierte Auszeichnungen, darunter einen Grammy Award. Das mittlerweile fast 30 Jahre alte Original wurde im Laufe der Zeit unzählige Male geremixt und an verschiedenste musikalische Stilrichtungen adaptiert. Im Dance-Metier erhielt „Gangsta’s Paradise“ vor Kurzem einen knalligen Bass-House-Neuanstrich der beiden Kölner Produzenten Andreas Hinz und Michael Müller alias Bodybangers. Wir haben die beiden zu ihrem Remix befragt.

Wie kamt ihr auf die Idee, den Remix von „Gangsta’s Paradise“ zu machen?

Die Anfrage kam aus den USA von einem Producer-Team namens Lotus, das die Vocals bereits vorliegen hatte. Sie fragten uns, ob wir Lust hätten, uns zusammen an ein Remake zu setzen. Sie brauchten eine Version, die nicht nur in den USA, sondern auch gut in Europa und speziell in GSA funktioniert, Spotify-affin klingt und die sensible Balance zwischen dem Original und einem aktuellen Club-Sound schafft.

Was war die größte musikalische Herausforderung?

Im ersten Moment denkt sich wahrscheinlich jeder, was ein superstarkes Thema, diese Coolio-Nummer „Gangsta’s Paradise“, da will doch jeder ran, klar. Aber so ein Thema birgt auch immer einen gewissen Druck, denn die Latte des Originals liegt bekanntlich verdammt hoch. Beim zweiten Hören wird dann spätestens jedem Producer schnell klar, dass gerade die Geschwindigkeit der Raps ein großes Hindernis darstellt, um eine schnelle Dance-affine Umsetzung zu bauen, da die bpm-Zahl vom Original viel zu gering ist und gerade die Raps dann schnell zu hektisch wirken. Von daher war es für uns besonders wichtig, ein Gleichgewicht zu schaffen, das dem Original gerecht wird, darüber hinaus aber auch tanzbar und basslastig rüberkommt, ohne dabei zu hektisch zu wirken.

Welche Verbindung habt ihr zu Coolio?

Wir haben das Original damals rauf und runter gehört in unserer Jugend, da gab es noch Kassetten und Walkmen. Der Song lief einfach überall und immer. Dass uns diese Raps jemals im Studio vorliegen könnten, hätten wir natürlich niemals erwartet.  Es ist uns abschließend noch wichtig zu sagen, dass wir das Remake schon monatelang, bevor Coolio gestorben ist, bearbeitet haben und der Mix bereits von allen Seiten abgestimmt war. Wir haben uns dann nach seinem plötzlichen Tod mit langem Abwägen bewusst dazu entschlossen, unsere Version trotzdem zu veröffentlichen, da wir unseren Mix bereits zu Beginn als Hommage an Coolio verstanden.

2Pac feat. Dr. Dre – California Love (Rusko Remix)

Ein Meisterwerk, das jahrelang den Sound der West Coast definierte: „California Love“ von 2Pac und Dr. Dre ist ein zeitloser Klassiker des Hip-Hops. Mit seinem unwiderstehlichen G-Funk-Sound, tiefen Bässen, mitreißenden Beats und catchy Lyrics wurde dieser Track zu einer ikonischen Hymne, die den typischen 90er-Cali-Spirit einfängt. „California Love“ ist ein essenzielles Manifest des Westküsten-Hip-Hop und ein unvergesslicher Beitrag zur musikalischen Geschichte des Genres. Im Bereich der elektronischen Musik wurde auch diese Legende mehrfach geremixt, unter anderem vom Dubstep- und Drum-and-Bass-Experten Rusko, der im Jahre 2009 eine bouncige Dubstep-Version aus dem Original zauberte.

Biggie Smalls (The Notorious B.I.G.) – Party & Bullshit (Gouki DnB Bootleg)

Wo 2Pac ist, darf „Biggie“ nicht fehlen. Seine bekanntesten Hits sind zweifelsohne „Juicy“, „Big Poppa“ oder „Hypnotize“, doch auch der vergleichsweise unbekannte Banger „Party & Bullshit“ wird unter Expert*innen häufig rezitiert, wenn es um die glorreichsten Tracks des 1997 erschossenen Rappers geht. Der Grund: Es handelt sich um seine erste Single. Der Song wurde für den Soundtrack des Films „Who’s The Man?“ produziert und zeichnet sich durch seinen namensstiftenden Party-Vibe aus. Die Anzahl der Remixe des 1993er-Originals hält sich zwar in Grenzen, doch mit dem Drum-and-Bass-Bootleg von Gouki haben wir eine astreine Alternativ-Version mit ordentlich Power ausfindig machen können.

Mobb Deep – Shook Ones Pt. II (Jengi Remix)

Wir bleiben im Osten. East Coast. Am Mic: Mobb Deep. Das Duo bestehend aus Prodigy und Havoc lieferte 1994 mit „Shook Ones Pt. II“ einen der wohl berühmt-berüchtigtesten Tracks der East-Coast-Geschichte. Mit seiner intensiven Klaviermelodie, der düsteren Stimmung und den kompromisslosen Lyrics wurde „Shook Ones Pt. II“ zu einer Hymne für die Straßen und bleibt bis heute ein unvergesslicher Meilenstein des Rap-Genres. Im elektronischen Kontext wurde der Song zwar nicht sonderlich häufig geremixt, erhielt jedoch zumindest eine Handvoll interessanter Neuinterpretationen, was etwa die groovige Breakbeat-Version von Jengi beweist.

Eminem – Without Me (Hardwell Remix)

Keine Liste ohne Slim Shady. Der Grammy-, Oscar- und Emmy-Preisträger ist laut Billboard Magazin der erfolgreichste Musiker der 2000er-Jahre in den USA. Mit seinen provokanten und scharfsinnigen Texten hat Eminem als erster weißer Rapper die Hip-Hop-Landschaft geprägt und insbesondere in den späten 90er- und frühen 2000er-Jahren Ausrufezeichen um Ausrufezeichen setzen können. Einer seiner bekanntesten Hits ist „Without Me“ aus dem Jahre 2002, der seine satirische und vor Selbstbewusstsein strotzende Persönlichkeit akzentuiert. Das mit reichlich Ironie behaftete Original, in dem er eine ganze Reihe von Kritiker*innen verspottet (darunter den ehemaligen US-amerikanischen Vizepräsidenten Dick Cheney), erhielt 2018 eine Frischzellenkur seitens des EDM-Produzenten Hardwell verabreicht. Unter tosendem Jubel spielte der 35-Jährige seinen Remix damals auf dem Tomorrowland und sorgte somit für ein Highlight des Festivals.

 

Aus dem FAZEmag 138/08.2023