BODI BILL – 132 Monate

Credit: Bodi Bill

Ziemlich genau elf Jahre ist es nun her, dass Fabian Fenk, Anton Feist und Alex Stolze aka Bodi Bill ihr drittes und letztes Album veröffentlicht haben. Noch im selben Jahr, 2011, entschloss sich die Band, die mit ihrem Sound eine geistreiche Mischung zwischen Indie, Folk und Elektronik präsentierte, getrennte Wege zu gehen. Eigene musikalische Projekte, darunter die Gruppe UNMAP von Stolze mit drei weiteren, sowie The/Das von Fenk und Feist inklusive Album, Relase auf Life & Death, und Remix von Tale Of Us folgten daraufhin. Doch nicht nur musikalisch hat sich bei den Berlinern in den letzten 132 Monaten einiges getan, vielmehr ist die Welt eine gänzlich neue. Und genau in diese kehren Bodi Bill mit zwölf Songs auf „I Love U I Do“ zurück aufs Langspieler-Parkett. „Ein Soundtrack zu unserer fluiden, fragmentarischen Welt – das Album zur Gegenwart“, wie sie es nennen. 

„Ich bin zu Beginn der Pandemie das erste Mal Vater geworden und habe mich in eine Phantasiewelt zurückgezogen“, erzählt Fenk. „Nach ,What‘ war gefühlt erst einmal alles gesagt in Sachen Bodi Bill. Wir haben uns gegenseitig mehr angeraunt als inspiriert, also haben wir uns für einige Zeit getrennt bzw. in zwei ,Bands‘ aufgeteilt. Alex ist erst zu ,UNMAP‘, dann zu ,Alex Stolze‘ gewechselt, hat außerdem sein Label Nonostar aufgebaut. Anton und ich haben zusammen mit Philipp Koller, vorher schon live als vierter Musiker bei Bodi Bill dabei, und Jörg Wähner, dem Drummer von Apparat ,The/Das‘ gestartet, mehr Techno-Tenderness-Jam-Band als Bodis Folk-Electro. Irgendwie war das sehr befreiend, und auch extrem produktiv. The/Das hat dann einige Transformationen erlebt, von Band auf Indie-Festivals zu Duo-Liveset zwischen House-DJs – leider war auch das irgendwann ausgeschöpft (lacht).“

2019 kam Anton dann auf die Idee, wieder ein paar Songs als Bodi Bill zu schreiben und ein Konzert zu spielen: „Damit kam auch zeitgleich die Lust, mehr aus den neuen Stücken zu machen. Im Radio bei flux.fm hatte ich bereits ein neues Album versprochen, ich bin in der Zwischenzeit Papa geworden, die Welt hat eine Pandemie erlebt und wir hatten plötzlich einen völlig neuen Workflow.“ Die neuen Projekte als Katalysator für neue Kreativität genutzt, fühlen jene sich mittlerweile als bereichernde Inspirationsquelle für die Reunion an. Entstanden sind die neuen Titel zur Hälfte vor und zur Hälfte während der Pandemie: „Mit einem Baby konnte ich auch nicht mehr wie gewohnt täglich 14 Stunden im Studio verbringen und das Album so fertig produzieren, wie ich es wohl 2019 noch getan hätte, also stundenlang an einem Element, einer Aufnahme, dem Mix fummeln, bis er wirklich fertig klingt, dann todmüde ins Bett fallen, am nächsten Tag bis 15 Uhr schlafen und zurück ins Studio. Stattdessen passierte alles extrem langsam, und dabei bin ich teilweise ziemlich durchgedreht, da wesentlich mehr Zeit zum Zweifeln blieb. Wenn du jeden Tag nur kleine Schritte machst, dann geht Leichtigkeit verloren, Unsinn auch, alles droht, zu verfrickelt zu werden, oder du bekommst am Ende der Woche das Gefühl, dich im Kreis zu drehen. Zum Glück hatte ich auch viel Hilfe, von Tom Werner musikalisch, von Philipp Koller beim Mix, und von Jonas Holle bei den Schlagzeugaufnahmen.“

Dabei ist das Konzept von Bodi Bill einer ständigen Veränderung unterlegen, sodass das Trio bereits zu diesem Album gar nicht mehr klassisch als solches tätig war: „Ohne die kreativen Freund*innen und Nicht-Musiker*innen im Umfeld wäre so ein Album sicherlich nicht möglich gewesen. In den vergangenen eher hermetischen Jahren hat sich das vor allem bei Videodrehs gezeigt, z.B. bei den Aufnahmen zu ,Be Sure‘ letztes Jahr im Tiefschnee bei minus zehn Grad mit Kameramann Lars Liebold. Oder im Hochsommer mit Jan Zabeil und Helga Wretmann. Sowas macht manchmal fürs Gehirn viel mehr Sinn, als alleine im Studio an einem Song zu feilen. Aber ich denke, auch die anstehende Release-Tour wird das ,Lose‘ von Bodi Bill jetzt auf die Spitze treiben, denn während es mir gerade Spaß macht, die Idee von Bodi Bill am Leben zu halten, hat sich die Konstellation schon wieder verändert. ,Zu wenig Zeit‘, ,Zu weit weg, ,zu kompliziert‘ oder ,Ok, dann eben jetzt so, und nach dem Sommer 2022 reden wir einfach wieder‘. Thematisch könnte man das Album als eine Mixtur von Altbekanntem sowie Neuem, teils Unbekannten beschreiben.“ Und so sind einige der Titel tatsächlich bereits kurz nach ihrem 2011-Album entstanden, einige weitere zumindest im Ansatz stark von den anderen Projekten um 2014 herum geprägt: „Ich finde das äußerst spannend, alles, was in den letzten zehn Jahren auf meinen Festplatten unter Bodi Bill abgeheftet wurde, jetzt mit frischen Ohren zu hören. Ich konnte dadurch viel freier mit dem Material umgehen. Bei ,Big Gong Sounds‘ z.B. oder ,Close‘ war es lange unklar, ob das so geht. Aber allein der Gedanke, diese Songs live mit Schlagzeuger zu spielen, hat uns motiviert, immer nochmal weiter nach der für Bodi Bill passenden Lösung zu suchen.“

Für die kommenden Wochen und Monate stehen einige Liveshows auf der Agenda von Bodi Bill. Unter dem Motto „We Tour U We Do!“ geht es ab Mai u.a. nach München, Mainz, Köln, Dresden, Berlin, Hamburg, Hannover, Münster, Leipzig, Zürich und Stuttgart.

Aus dem FAZEmag 122/04.22
Text: Triple P
Credit: Bodi Bill
facebook.com/bodibill