Booking United empört – offener Brief an den Bundeswirtschaftsminister

Booking United ist eine Initiative und Interessengemeinschaft für Booking- und Managementagenturen, DJs und freischaffende Künstler. Dieser Zusammenbeschluss befasst sich mit den Interessen aller Involvierten der Musikindustrie und möchte dafür sorgen, dass die Existenz der Branche gesichert wird. Voller Empörung darüber, dass die versprochene finanzielle Unterstützung weiterhin für viele Selbstständige ausbleibt, verfassten sie nun einen offenen Brief an unseren Bundeswirtschaftsminister, Hr. Peter Altmaier:

 

„Booking United
Eine Initiative und Interessengemeinschaft der Musikwirtschaft für Booking-, Management- und Künstlertournee-Agenturen und die von ihnen vertretenen DJs und darstellenden Künstler*innen

Offener Brief an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier

Sehr geehrter Hr. Bundeswirtschaftsminister,
Sehr geehrte Mitglieder des Wirtschaftsausschusses,

wir sind leider nicht mehr in großer Sorge. Wir sind empört! Wir sind als Solo-Selbstständige, Agenturen, Konzertvermittler, Künstler, Freiberufler und Kleinst-Unternehmen ein Teil von Millionen Unternehmen in Deutschland. Wir zahlen unsere Steuern in Deutschland. Wir leisten einen erheblichen und immens wichtigen Beitrag zur Wirtschaftsleistung, wir sorgen für Vielfalt in den Städten und für das kulturelle Leben im Umland. Andere große Wirtschaftszweige profitieren von unseren Unternehmungen oder leiden gemeinsam mit uns unter den weiterhin andauernden Schließungen unserer Spielstätten, wie z. B. Hoteliers, Restaurants, Unternehmen der Reise- und Touristikbranche, Airlines, Taxigewerbe oder Bus und Bahn. Zu Beginn der Corona-Krise haben Sie uns Hoffnung gemacht. Sie haben klargestellt, dass wir kleinen Unternehmer von der Krise ganz besonders betroffen sind und wir Ihre Unterstützung verdienen. Das ist richtig, denn unsere aktuelle existenzbedrohende Situation ist nicht auf schlechtes Wirtschaften zurückzuführen, sondern auf einen Virus. Wir haben uns von Anfang an solidarisch gezeigt im Kampf dagegen, haben unseren Geschäftsbetrieb komplett heruntergefahren, um eine weitere Verbreitung zu verhindern. Jetzt erwarten wir solidarisches Entgegenkommen von Ihnen. Im neuen Entwurf der Überbrückungshilfe wird jedoch erneut explizit der von uns geforderte Unternehmerlohn für uns ausgeschlossen. Leider ist es uns in dieser Krise verwehrt, unser Geld selbst zu verdienen. Wir waren und sind von Schließungen, Abstand- und Hygieneregelungen und Verboten erheblich betroffen. Statt wie im Vorfeld zugesagt und versprochen, uns schnell und unbürokratisch zu helfen, verweisen Sie nun zum wiederholten Mal auf Hartz IV, um unser Existenzminimum zu decken. Das ist nicht fair, unsere Leistung und unser Beitrag zum wirtschaftlichen und kulturellen Leben unseres Landes werden in keinster Weise gewürdigt. Dazu kommt, dass viele Mitarbeiter in den Ämtern gar nicht auf die Situation von Selbstständigen mit laufenden Betrieben (und deren Kosten) eingestellt und vorbereitet sind. Während man die Nöte unsere Mitarbeiter zu Recht berücksichtigt und das Kurzarbeitergeld erhöht, wird unsere Leistung und Entlohnung vollkommen außer Acht gelassen bzw. negiert. Wir sind nicht nur Unternehmer, wir sind Väter, Mütter, Familienmitglieder. In unseren Familien sind wir meistens der „starke“ finanzielle Part. Durch diese Politik werden nicht nur wir, sondern auch unsere Familien in die Grundsicherung gezogen, unsere Altersvorsorge angetastet und wir in Überlegungen gedrängt, unsere unternehmerischen Netzwerke und Strukturen aufzulösen bzw. auflösen zu müssen. Wir bitten sie die aktuellen Reglung zu unseren Gunsten anzupassen, unsere Leistung als Unternehmer anzuerkennen und wie z. B. Ihre Kollegen in den Niederlanden, Frankreich, Norwegen, Belgien, Großbritannien, der Schweiz und Österreich. Es ist an der Zeit diese Wertschätzung in Form eines Unternehmerlohns in dieses Hilfspaket einzubauen. Wir schließen uns ausdrücklich der Forderung und Vorschläge des VPLT vom 27. Mai 2020 an. Wir wollen unser Unternehmertum und unsere Selbstständigkeit in einen Wiederaufbau und die Wiederbelebung der Wirtschaft im Anschluss an die Krise einbringen. Doch dafür müssen wir erst einmal überleben! Helfen sie uns bitte, damit wir die Krise als Selbstständige überstehen.

Mit freundlichen Grüßen,

Markus Nisch

Juliane Kindermann (Vorstand), Markus Nisch (Vorstand), Anja Schneider (Sprecherin Künstler*innen), Ruede Hagelstein (Sprecher Künstler*innen), Patricia Weil (Sprecherin Booking United), Boris Enenkel (Sprecher Booking United), Alexandra Lindblad (Sprecherin Booking United)“

Hier haben wir für euch nochmal den Forderungskatalog von Booking United hinterlegt.

 

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