Brandski – Von Selbstbeobachtung zur Selbsthingabe

Foto: Margot Balayé

Der aus Toulouse in Frankreich stammende Mathias Brandski hat in seiner jungen Karriere gezeigt, welche Passion er für Genres wie Italo, Indie Dance, EBM und Electro hegt. Der Anfang der 90er-Jahre geborene Produzent, DJ und Live-Act genoss in seiner Heimat eine klassische Ausbildung am „Conservatoire de Musique“ und fokussierte sich im Anschluss auf elektronische Gefilde. Nach einigen Veröffentlichungen auf Labels wie Division Virtual, Bass Agenda Recordings, Mosaïque Records und Sound Rising erscheint am 11. Januar nun sein Debütalbum „Moonrider“ auf Mélopée Recordings. Vorausgegangen war auf demselben Label schon die Single-Auskopplung „Arena“.

Mathias, welche waren deine größten Einflüsse bis dato?

Ich habe schon immer Musik gemacht, als ich sieben Jahre alt war, meldete mich meine Mutter am Konservatorium an, wo ich bis zu meinem 18. Lebensjahr klassische Musik studierte. Ich lernte Theorie, übte Instrumente und spielte im Orchester. Am Ende meiner Ausbildung entwickelte ich ein Interesse für zeitgenössische und experimentelle Stile und wollte selbst produzieren. Um ein paar Komponisten zu nennen, die mich damals geprägt haben, waren das sicherlich Boulez, die Band Rondò Veneziano, John Cage, Wendy Carlos und Chilly Gonzales.

2010 bist du dann in die Welt der elektronischen Musik eingetaucht.

Genau, in diesem Jahr trat ich einem Club bei, der sich der elektroakustischen Musik widmete. Dort lernte ich die Grundlagen der Computer-basierten Musik, den Umgang mit Synthesizern und elektronischen Geräten. Ich war sofort Feuer und Flamme und sah all die Möglichkeiten, die sich mir als Dirigent eines elektronischen Orchesters boten. Seitdem habe ich nicht aufgehört, meine Fähigkeiten weiterzuentwickeln und neue Genres zu erkunden. Musikproduktion ist vor allem eine Leidenschaft und ich kann Stunden im Studio verbringen, um Synthesizer zu patchen und Sounds zu erforschen. Es ist ein quasi zerebrales Vergnügen.

Wie hat deiner Meinung nach deine Heimat Toulouse deinen Stil bisher beeinflusst?

Toulouse war schon immer eine Stadt, in der Musik sehr präsent ist. Sie liegt in der Nähe der spanischen Grenze und das zeigt sich in der Kultur der Stadt: Es gibt lateinamerikanische, fröhliche und sinnliche Wurzeln. Es gibt auch eine sehr dynamische Elektroszene, in der Drum & Bass und Techno sehr präsent waren. Dieses Umfeld beeinflusst mich sehr und spiegelt sich auch in meinen Produktionen wider.

In diesem Monat erscheint dein Debütalbum, das den Hörer „von einem Punkt zum anderen, von der Selbstbeobachtung zur Selbsthingabe“ führen soll. Erzähle uns mehr über diesen Ansatz.

Am Anfang stand eine Erkenntnis: Sich wiederholende Musik wie Techno ist verkopft und introspektiv, während Elektro-Dance-Musik mit ihren einfachen Melodien ein Gefühl der Freude, des Teilens und des Glücks verbreitet. Also halte ich mich an sich wiederholende Muster, die den Hörer in Trance halten und füge ein paar eingängige Melodien und positive Akkorde hinzu. Auf diese Weise versuche ich, emotionale Höhen und Tiefen zu erzeugen, um die Aufmerksamkeit der Zuhörer*innen zu wecken.

Wie lange hast du an „Moonrider“ gearbeitet?

Ich habe ein ganzes Jahr am Album gearbeitet. Bevor ich etwas aufnahm, verbrachte ich Wochen damit zu entscheiden, welchen Weg ich für das Album einschlagen wollte. Ich wollte, dass der Sound über alle Tracks hinweg einheitlich bleibt. Also habe ich mich von Anfang an für eine Klangpalette entschieden und diese festgelegt. Der Prozess zog sich auch so lange, weil ich im Laufe der Zeit meine Fähigkeiten verbessert habe und wieder angefangen habe, an fertigen Songs zu arbeiten. Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden, sowohl, was die Komposition, als auch, was das Mixing angeht.

Der Studioprozess im Allgemeinen scheint eine Passion von dir zu sein.

In der Tat, das ist es. Ohne zu sehr ins Detail gehen zu möchten, verwende ich eine Art hybrides Setup. Ich benutze die DAW als Kommandozentrale. Jedes Instrument ist gepatcht und mit einer DAW-Spur für Audio und MIDI synchronisiert. So kann ich auf den Synthesizern spielen, Sequenzen im Computer aufnehmen und sie dann auf den Instrumenten abspielen. Zum Abmischen verwende ich einige VST-Plug-ins und externe Rack-Geräte. Es ist schwierig, einen Lieblingssynthesizer zu wählen, aber bei Moonrider benutze ich oft den Korg MS-20, den kleinen Roland JP-08 und den Moog DFAM.

Das Album wird bei Mélopée Records aus Lyon erscheinen. Erzähle uns über deine Verbindung zum Label.

Philippe alias Myrddin, der Chef des Labels, hat mich 2020 kontaktiert, um eine erste EP aufzunehmen. Damals hätte ich nie gedacht, dass diese Beziehung uns dahin bringen würde, wo wir heute sind. Wir haben sehr gute freundschaftliche und professionelle Beziehungen aufgebaut. Philippe ist sehr engagiert in der Entwicklung seines Labels. Es funktioniert, Mélopée ist ein wichtiger Akteur in der Italo- und Dark-Disco-Szene geworden. Ich freue mich, dass mein Sound zu seiner Label-Vision passt und meine Musik dadurch sichtbar wird.

Lass uns über deine Live-Show sprechen, bei der du eine Menge Equipment auf die Bühne bringst.

Ja, die Show ist eine wahre Challenge, denn ich spiele die Tracks des Albums mit einem minimalen Setup live ein. Es gibt keinen Computer auf der Bühne. Mein MPC1000 ist das Herzstück des Setups, mit dem ich die einzelnen Instrumente steuere, während ich auf dem Keyboard spiele und an den Reglern drehe. Für mich ist es eine große Befriedigung, die Songs vor Publikum zu spielen, die ich komponiert habe. Das ist etwas völlig anderes als ein DJ-Set. Ich hoffe, die Show überträgt eine großartige Energie auf das Publikum.

Welche Pläne hast du für das neue Jahr?

Für 2023 hoffe ich, dass das Release des Albums ein Erfolg wird und die Leute es mögen. Ich freue mich wahnsinnig auf die anstehenden Shows quer durch Europa und habe auch schon jetzt neue Ideen, an denen ich arbeiten möchte. Ich bin bereits mit neuen Projekten und Remixen beschäftigt. Dieses Jahr wird also sehr arbeitsreich, aber ich kann es kaum erwarten!

 

Aus dem FAZEmag 131/01.2023
Text: Lisa Bonn
Foto: Margot Balayé
www.instagram.com/mat_brandski