Das turbulente Leben des Ray Charles

Das turbulente Leben des Ray Charles

Vielen jungen Musikfans ist der Name Ray Charles heutzutage kaum noch ein Begriff. Schließlich ist er bereits im Jahr 2004 verstorben. Doch der Ausnahmemusiker prägte über fast fünf Jahrzehnte das Musikgeschehen und hat deshalb auch neben anderen historischen Ausnahmekünstlern von Elvis Presley bis Amy Winehouse seinen Fixplatz in der „Rock & Roll Hall Of Fame“ als „Father of Soul“. Sein Leben verlief dabei stets alles andere als ruhig, sondern glich eher der Fahrt auf einer Achterbahn.

Die ersten Jahre: Armut und Blindheit

Ray Charles Robinson wurde 1930 in Georgia geboren. Zusammen mit seinem Bruder George und seiner Mutter Aretha lebte er in seiner Kindheit in ärmlichen Verhältnissen und war vor allem auch von der damals aufkeimenden Rassentrennung in den USA stark betroffen. Doch selbst im Vergleich zu den anderen Schwarzen in Greenville standen die Robinsons ganz unten auf der Leiter.

Seinen Vater, den Eisenbahnarbeiter Bailey Robinson lernte er nie kennen. Das war jedoch bei weitem nicht das einzige, mit dem der kleine Junge damals zu kämpfen hatte. Als er fünf Jahre alt war, ertrank sein damals vierjähriger Bruder in einem der Waschzuber, die zur damaligen Zeit zum Wäschewaschen in den Wäschehäusern standen.

Im Anschluss daran verschlechterte sich seine Sehkraft erheblich. Verantwortlich dafür war ein angeborenes Glaukom, vielen auch besser unter der Bezeichnung „Grüner Star“ bekannt. Mit sieben Jahren war Ray schließlich vollkommen erblindet.

Das hielt ihn allerdings nicht davon ab, sich der Musik zu widmen. Der junge Ray sang Gospels in der Kirche und erlernte das Klavierspiel an einem alten Klavier im Red Wing Cafe von Wylie Pitman. Sein schon damals erkennbares Gefühl für die Musik ergänzte er durch eine umfassende Ausbildung an der St.-Augustine-Schule für Gehörlose und Blinde. Dort lernt Ray, die Musik zu lesen und die Werke berühmter Komponisten von Chopin bis Beethoven zu spielen.

Im Alter von 15 Jahren starb schließlich auch seine Mutter. Das veranlasste ihn dazu, die Schule zu verlassen und sich an einer Karriere als professioneller Musiker zu versuchen.

Die ersten Erfolge und der Durchbruch

Zunächst zieht es Ray Charles dazu ins nahegelegene Jacksonville und nach Orlando, wo er sich vor allem einen Namen als vielseitiger Musiker machte, der jede Menge Instrumente und auch die unterschiedlichsten Musikstile von Blues über Jazz bis Swing spielen konnte. In dieser Zeit ahmte er vor allem die damaligen Größen wie etwa Nat King Cole nach. Sein eigener Stil sollte sich erst ein paar Jahre später herauskristallisieren.

Genauer gesagt ab dem Jahr 1947, in dem er nach Seattle zog und fortan an seiner eigenen Persönlichkeit arbeitete. Das zeigte sich vor allem daran, dass er sich ab diesem Zeitpunkt nur noch Ray Charles nannte und damit begann, eine schwarze Sonnenbrille zu tragen. Mit dem Maxin Trio nimmt er im Jahr 1949 seine erste Single „Confession Blues“ auf, die auf Anhieb Platz 2 der Rhythm & Blues-Charts erreichte.

Der Durchbruch gelang Ray Charles schließlich im Jahr 1952. Er unterzeichnete einen Vertrag beim großen Plattenlabel „Atlantic Records“ und fand neben seinen markanten äußeren Merkmalen nun auch endlich seinen eigenen Musikstil. Der Song „What’d I Say“ wird schließlich zu seinem ersten großen weltweiten Hit, kurz darauf folgen die heute als Klassiker bekannten Lieder „Hit The Road, Jack“ sowie „I Can’t Stop Loving“.

Ray Charles war ein Exzentriker

Nicht nur die Auftritte von Ray Charles galten damals als exzentrisch, sondern auch sein Privatleben. Von seiner Vorliebe für das Glücksspiel zeugt unter anderem der Song „BlackJack“. Es wäre wohl interessant gewesen, wie sein Leben in der heutigen Zeit verlaufen wäre. Vielleicht hätte er ja dann von zuhause aus in einem Online Casino ohne Einzahlung sein Glück versucht und wäre so zumindest von anderen süßen Versuchungen verschont geblieben. Denn von denen gab es in seinem Leben reichlich.

Da waren zunächst einmal die Frauen. In der Biografie liest sich das Familienleben zunächst recht bieder. Die erste Ehe mit Eileen Williams dauerte nur rund zwei Jahre. Seine zweite Ehe mit Della Beatrice Howard hielt jedoch von 1955 bis 1977 und brachte drei Kinder hervor. Daneben hatte er aber noch mindestens neun uneheliche Kinder.

Auch Alkohol und Drogen gehörten für Lange Zeit zum Leben des Ray Charles. Er begann während der Tourneen in den 1950er-Jahren damit, Marihuana und Heroin zu konsumieren. Dadurch geriet er auch des Öfteren ins Visier der Drogenfahnder und wurde mehrfach verhaftet.           Schließlich wurde er im Jahr 1964 zu einer Haftstrafe mit Bewährung verurteilt. Das führte zu einer radikalen Umkehr. Er absolvierte eine Entziehungskur und lebte schließlich ab den 1970er-Jahren ein weitestgehend drogenfreies Leben.

 

Die späten Jahre und der Tod

Die Erfolge von Ray Charles dauerten noch weitere Jahre an. Im Jahr 1979 wurde er schließlich in die Georgia Music Hall Of Fame aufgenommen. Im Jahr 1980 startete er noch einmal als Schauspieler durch. Und zwar mit einer Rolle im Kult-Film Blues Brothers.

Im Jahr 1984 folgte das Album „Friendship“ und im Jahr 1993 sein oftmals unterschätzts Spätwerk „My World“. Interessant wäre wohl gewesen, wie Ray Charles mit den heutigen technischen Möglichkeiten in der Musik geklungen hätte.

Das letzte Konzert von Ray Charles fand im Jahr 2003 im Rahmen des „Festival International de Jazz de Montréal“ statt. Im darauffolgenden Jahr verstarb der Ausnahmekünstler an Leberkrebs im Alter von 73 Jahren im Kreise seiner Angehörigen in Beverly Hills. Auf seiner Beerdigung spielten unter anderem Künstler wie BB King, Stevie Wonder und Willie Nelson.

Sein Leben wurde noch im gleichen Jahr vom US-amerikanischen Regisseur Taylor Hackford verfilmt. Die Rolle des Ray übernahm dabei der Schauspieler Jamie Foxx, der dafür auch den Oscar als bester Hauptdarsteller erhielt.

Was von Ray Charles übrigbleibt, ist seine großartige Musik, die wohl auch noch künftigen Generationen das eine oder andere Mal ein Lächeln ins Gesicht zaubern wird und der Beweis, dass es auch unter schwierigsten Umständen möglich ist, seine Träume durchzusetzen und eine erfolgreiche Karriere hinzulegen.