Die Techno-Szene zerfleischt sich – Saudi Arabien / Kraviz / Mills / Koletzki – der nächste bitte

Die Techno-Szene zerfleischt sich – Saudi Arabien / Kraviz / Koletzki – der nächste bitte

Es scheint, als belaste die aktuelle Covid-Situation die internationale Techno-Szene so immens, dass einige Protagonisten momentan sehr empfindlich auf Kritik reagieren. Startpunkt der gesamten Situation war natürlich weder der Post von Oliver Deutschmann, in dem er gegen Sven Väth und Jeff Mills schießt, den ihr hier noch einmal lesen könnt, und auch nicht die Ankündigung des Soundstorm-Festivals, sondern eher die allgemeine Gemengelage.

Seit Beginn der Pandemie haben alle Künstler unserer elektronischen Musikszene mit großen Einschränkungen zu kämpfen. Wer nicht in der Lage ist zu produzieren und sich so künstlerisch zu betätigen, merkt die abgesagten Gigs und die Möglichkeiten, herum zu reisen, noch mehr als andere Acts. Umgangssprachlich verknappt: viele haben einfach zu viel Zeit und wissen nichts damit anzufangen. Die eigene, missliche Situation erscheint natürlich noch misslicher, wenn man registriert, dass Kollegen auf Partys in Länder gebucht werden, auf die man selbst nicht gebucht wird. Das soll die dortigen Partys, und wir reden von z.B. Mexiko, Indien, Zanzibar und Saudi Arabien, nicht verharmlosen oder in einem besseren Licht erscheinen lassen. Denn nachts ist es überall dunkel. Und Abgründe tuen sich überall auf. Doch wie heißt es so wahr in einem alten Bibelzitat (abgekürzt): „der werfe den ersten Stein.“

Fakt ist doch, jeder der ‚Künstler‘ hat schon mal auf einer moralisch-verwerflichen oder zumindest fragwürdigen Party für eine viel zu hohe Gage aufgelegt. Sei es eine private Ibiza-Afterhour für einen Drogenhändler oder eine Zuhälter-Party in Miami gewesen. Wer es noch nicht getan hat, würde es gerne. Natürlich ist es für ‚Underground-Fans‘ (eigentlich Contradictio in adjecto) schockierend, wenn Helden wie Dixon, Ricardo Villalobos oder Jeff Mills neben diversen EDM-Größen auf einem von der saudischen Regierung organisieren Mega-Festival auflegen. Aber sind wir doch mal ehrlich: Wenn euch jemand für euren Job, ob ihr ihn nun gut oder besonders gut oder nur verpeilt erledigt, das Mehrfache des sonstigen Lohns anböte, wer würde ablehnen? Wenige, oder?

Interessant wird es jedoch dann, wenn sich unter einem Post einer Künstlerin Diskussionen entfachen, in denen sich bekannte Künstler gegenseitig Doppelmoral vorwerfen. Nachzulesen hier.

Dann merkt man, dass einige gerade sehr dünnhäutig sind. Oder wie seht ihr die Dinge?