Douglas Greed – fünf Fragen zum neuen Album

Mit seinem neuen Album „Angst“ landet der aus Thüringen stammende DJ und Produzent Douglas Greed nicht nur musikalisch einen Volltreffer, sondern auch im Hinblick auf die aktuelle Corona-Situation – Angst ist das Gefühl der Stunde. Mit uns spricht Douglas Greed über den (negativen) Wandel der Zeit und seine größten Sorgen, aber auch darüber, was Hoffnung macht.

Lang ist’s her. Mehr als ein halbes Jahrzehnt mussten deine Fans auf ein neues Album warten. Wie hast du diese Zeit genutzt und inwiefern ist dein neustes Werk von den Erfahrungen und Erlebnissen, die du seit 2014 durchlebt hast, geprägt?

In den letzten Jahren habe ich mich vor allem meinen Projekten Eating Snow und Yeah But No gewidmet. Ich wollte neue Wege betreten, viel mit Stimme arbeiten, Texte schreiben und neue Herangehensweisen ausprobieren. Um Douglas Greed stand es aber nie wirklich still. Einige der Tracks auf dem Album sind über drei Jahre alt, die Projekte liefen also teilweise parallel.

Der Name des Albums lautet „Angst“ – Ein Begriff von starker Bedeutung, den du sicherlich nicht ohne Grund gewählt hast. Was steckt dahinter?

Für mich fühlten sich die letzten Jahre sehr seltsam an: Brexit, Trump, AfD & Klimawandel.

Auf einmal schien das Leben in einer parallelen Zeitleiste stattzufinden, in welche ich aus Versehen hineingerutscht bin. Das hat mich teilweise echt beängstigt, sodass ich auf die Idee kam, das Album dem Thema Angst zu widmen. Ich befragte befreundete Musiker und Vokalisten zu dem Thema und wir setzten uns damit auf verschiedenste Art und Weise auseinander.

„Angst“ passt wohl perfekt zu der aktuellen Situation, in der wir uns momentan alle befinden. In Bezug auf Corona, was bereitet dir die größten Sorgen?

Neben den persönlichen Sorgen, die jeder von uns hat, ist es vor allem der generelle, zukünftige Kulturbetrieb, der mir Kummer bereitet. Was wird geschehen, wenn Theater, Kinos, Klubs und Festivals noch weitere Wochen oder Monate ohne zahlendes Publikum im Wind stehen? Was mir aber die größten Sorgen bereitet sind die gesamtgesellschaftlichen Folgen der Krise. Ich befürchte, dass das Soziale und die Umwelt dem wirtschaftlichen Aspekt in Zukunft erst einmal untergeordnet werden.

Wir haben gelernt, dass eine Krise nicht nur negative Aspekte birgt, sondern auch neue Möglichkeiten kreiert. Siehst du spezielle Chancen, die innerhalb der elektronischen Musikszene (oder generell) ergriffen werden sollten?

Auch wenn ich in den letzten Jahren eher zum Pessimisten geworden bin, besitze ich die Hoffnung, dass sich vielleicht ein paar Dinge ändern werden. Vielleicht haben ein paar Leute gecheckt, dass man nicht zu einem Termin von München nach Hamburg fliegen muss, wenn man Skype oder Zoom hat. Oder, dass man nicht zwanghaft shoppen muss, um glücklich zu sein. Vielleicht verstehen ein paar Leute auch endlich, dass unser Gesundheitssystem dringend besser bezahlte Arbeitskräfte braucht. Irgendwie habe ich die Hoffnung, dass diese Wochen und Monate der Selbstbesinnung dienen.

Wie sehen deine Pläne für 2020 aus? Gibt es schon wieder neue Projekte, die sich in Arbeit befinden?

Eigentlich wollte ich mich gerade auf meinen Live-Act für den Festivalsommer konzentrieren, aber das hat sich ja erledigt. Jetzt bin ich sehr froh, dass ich für meine gute Freundin Odd Beholder das neue Album produzieren kann. Es ist für uns beide eine neue Art des gemeinsamen Musikmachens. Sie ist in der Schweiz und ich bin in Berlin – wir sind also im ständigen Austausch via Skype und Dropbox. Ansonsten schreibe und arbeite ich gerade an ein paar Hörspielprojekten und natürlich auch an neuen Sachen als Douglas Greed.

 

„Angst“ (3000 Grad) ist seit dem 24. April als LP, CD und digitale Version erhältlich.

Aus dem FAZEmag 099/05.2020
Foto: Fanny Boehme