Eulbergs heimische Gefilde: Der Laubfrosch

heimische_gefilde_Der Laubfrosch galt einst als „Wetterfrosch“ und wurde häufig zusammen mit einer kleinen Holzleiter in Einmachgläser gesperrt um den Menschen als Wetterbarometer zu dienen. Wenn er die Holzleiter hochkletterte, wurde mit gutem Wetter gerechnet, blieb er auf dem Boden, wurde das Wetter schlecht. Dieses traurige Dasein verdanken die Laubfrösche der Beobachtung, dass sie im Spätsommer bei schönem, sonnigen Wetter an Büschen und Stauden höher sitzen als bei trübem regnerischem, da sie sich damit der Verfügbarkeit von Insekten anpassen. Wissenschaftlich konnte dem Laubfrosch jedoch solche Wetterfee-Kompetenzen nie bewiesen werden.

Seine Kletterfähigkeiten verdankt der Laubfrosch besonderen Haftscheiben an Fingern und Zehen mit denen er sogar an Glasscheiben kleben bleibt. Eine unregelmäßig versetzte Anordnung aus bienenwabenähnlichen Säulen auf mikroskopischer Ebene, bietet ihm diese spezielle Stabilität.  Darüber hinaus erlaubt ein Zwischenknorpel zwischen den Endgliedern der Finger das Greifen von Ästen oder Stielen. So ist der Laubfrosch der einzige Frosch in unseren Gefilden, der klettern kann.  Er ist sehr agil und bewegt sich auch auf Sträuchern sehr wendig. Er hangelt sich manchmal kopfüber durch das Geäst und springt zielsicher Blätter und Äste in mehreren Dutzend Zentimetern an.

Die Haut des Laubfrosches ist glatt und an der Oberseite charakteristisch grasgrün gefärbt. An der Unterseite und an den Innenseiten der Beine ist der Laubfrosch hingegen weiß und genoppt. Gut zu erkennen ist er außerdem an dem dunklen nach oben hell gesäumten Band, das sich beidseitig von den Nasenlöchern bis zu den Hinterbeinen erstreckt, wo es sogenannte Hüftschlingen formt.

Laubfrösche besitzen die Fähigkeit innerhalb von ein paar Minuten, bis einer Viertelstunde ihre Farbe zu wechseln. Dabei wird die Rückenfärbung durch hormonell gesteuerte Pigmentverlagerungen an den Untergrund hervorragend angepasst, so dass die Tiere kaum mehr  auffindbar auf Zweigen und Laub sitzen können. So sind neben der grasgrünen Färbung, auch Grau-, Braun- oder Gelbtöne möglich. Gar dunkle Flecken und Marmorierungen treten auf.  Experimentell konnte gezeigt werden, dass die Hautfarbe nicht über visuelle Reize sondern über den Tastsinn gesteuert wird. Ihre Farbe passt sich der Struktur des Untergrunds an die Laubfrösche erfühlen. So bleiben sie auf glatten Oberflächen wie Blättern grün, auf rauen Strukturen wie etwa einer Baumrinde werden sie braun oder grau. Auch die Temperatur spielt bei dem Wechseln der Hautfarbe eine Rolle. Je höher die Temperatur, desto heller wird die Haut des Laubfroschs, um sich vor Überhitzung zu schützen. Selten sieht man gar blaue Laubfrösche, dass hat jedoch nichts mit dem Untergrund zu tun; diesen Exemplaren fehlt genetisch bedingt der gelbe Hautfarbstoff, so das sie blau erscheinen. Die Haut der Laubfrösche besitzt außerdem zahlreiche Schleimdrüsen, die vor Austrocknung schützen und im Wasser vor Eindringen von Flüssigkeit.

Der Laubfrosch ist mit nur vier bis fünf Zentimetern die kleinste heimische Froschart. Mit seinen langen Hinterbeinen kann er zwar schlecht laufen, aber dafür sehr weit springen. Im Gegensatz zu Säugetieren ist die Muskulatur von Laubfröschen viel dehnbarer und im Ruhezustand schon stark in die Länge gezogen. Beim Sprung ziehen sich die Muskeln plötzliche stark zusammen und durch die Hebelwirkung der langen Beine kommen erstaunlich weite Distanzen zustande.

Weibchen und Männchen des Laubfroschs lassen sich an der Kehle unterscheiden: Beim Männchen ist die Kehle faltig und bräunlich bis orange, bei den Weibchen ist die Kehle glatt und beige. Die Kehle der Männchen ist faltig, da sie damit eine große Schallblase erzeugen, durch die sie laute Paarungsrufe erzeugen können. Trotz ihrer geringen Körpergröße verfügen sie über die lauteste Stimme unter den mitteleuropäischen Lurchen. Dabei werden unglaubliche Lautstärken bis zu 90 Dezibel erreicht, die kilometerweit hörbar sind. In warmen Nächten von April bis Mai beginnt ihr Konzert an möglichen Laichgewässern. Dazu dienen meist stehende und reich strukturierte Gewässer wie Seeufer-Bereiche, Teiche und Altarme. Dann sind die Froschkonzerte von Sonnenuntergang bis tief in die Nacht zu hören. Mit den Balzrufen stecken die Männchen zum einen ihr Territorium ab und zum anderen sollen Weibchen angelockt werden, die aus ihren Winterquartieren zu den Laichgewässern wandern. Für sie gelten die lautesten männlichen Exemplare als besonders anziehend. Bei der Paarung steigt das Männchen auf den Rücken des Weibchens und umklammert es unter den Achseln. Dann bleibt das Männchen meist etwa eine Stunde, manchmal aber auch Tage auf dem Rücken, bis es den aus der Kloake des Weibchens austretenden Laich besamen kann. Die Spermien verteilt das Männchen dabei mit seinen Hinterbeinen auf den Eiern. Die Befruchtung erfolgt also außerhalb des Körpers. Dabei entstehen mehrere Ballen mit bis zu 100 befruchteten Eiern, die an untergetauchte Pflanzenhalme geklebt werden. Doch nur die wenigsten Larven überleben, denn Fische, Vögel oder auch größere Insekten haben sie zum Fressen gern.

Als Lebensraum bevorzugt der Laubfrosch reich strukturierte Landschaften mit sonnigen Plätzen und Gewässer mit krautreichen Flachwasserzonen zum Laichen. Doch der Verlust der ehemals vielfältig strukturierten Wiesen- und Grünlandschaften mit Laichgewässern macht dem Laubfrosch schwer zu schaffen. Auch Umweltgifte und trockengelegte Feuchtgebiete haben seinen Bestand in vielen Regionen minimiert oder sogar ganz ausgelöscht. Zudem werden Laubfrösche ebenso wie andere Amphibien bei ihren Wanderungen durch den Straßenverkehr stark bedroht.

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