F-Rontal – Konstante Entwicklung

 

War Fritz Mayer, wie der gebürtige Mannheimer mit bürgerlichem Namen heißt, in seinen Anfängen noch im Hardtechno und in den dafür passenden Szenen Frankfurter Gefilde unterwegs, entwickelte sich der Sound von F-Rontal immer mehr gen ausgereiftem, erwachsenem Techno. Nach erfolgreichem Output auf Labels wie Tragedie von Teenage Mutants, CODEX von Spartaque sowie KD RAW von Kaiserdisco hat F-Rontal bewiesen, dass er in diesem Metier auch bestens aufgehoben ist. Bei Spotify landen seine Tracks millionenfache Plays, internationale Größen wie Charlotte de Witte und Richie Hawtin spielen die Releases des mittlerweile in Wiesbaden angesiedelten Mayer auf hot rotation. Seine Karriere begann der Hesse 2014, mittlerweile kollaborierte er mit Debora de Luca und unterschieb bei der Agentur DISTRICT4. 

Fritz, wie geht es dir und wo verbringst du die aktuelle Monster-Hitze?

Hi, mir geht es super. Ich genieße es sehr, dass wir, nach den zwei Jahren des eingeschränkt sein, wieder im Großen und Ganzen alle Möglichkeiten haben, unsere freie Zeit zu gestalten. Neben Gigs am Wochenende, bin ich mit meiner Partnerin und unserem Hund sehr viel am Wasser und in der Natur unterwegs. Mountainbiken in den Wäldern bin ich auch immer mal wieder, was super ist, wenn man den Kopf frei bekommen will. Und wenn es mal viel zu heiss ist, wie aktuell, verbringe ich auch gerne mal einen ganzen Tag im Studio.

Lass uns vorne beginnen, wie bist du zur Musik gekommen und was hat dich dabei besonders beeinflusst?

In meiner Schulzeit nahm ich im Alter von ungefähr zehn Jahren Gitarren-Unterricht. Damals war ich noch sehr an Rock und Indie interessiert. Bedeutet, dass man in dem Alter natürlich E-Gitarre spielen möchte. Doch das erledigte sich im Alter von zwölf durch meinen damaligen Freundeskreis. Dieser beschäftigte sich größtenteils mit elektronischer Musik. Dabei stand weniger ein spezifisches Genre im Vordergrund, sondern eher die Vielfalt der elektronischen Musik. Ich habe tatsächlich von Drum&Bass bis zu Gabber und Hardcore alles gehört. Bei den härteren Sounds bin ich dann stehen geblieben und fing an mit 16 auf große Events wie Syndicate, Dominator usw. zu gehen. Was mich direkt an diesen Partys faszinierte war, dass ich den Eindruck hatte, dass alles im Gegensatz zu anderen Szenen friedlicher, vielleicht auch gemeinschaftlicher abläuft. Ich habe mich einfach wohl gefühlt. Dadurch bin ich von dieser Musik auch nicht mehr weggekommen. Für mich war Musik schon immer mehr als aufeinander folgende Akkorde, Melodien & Gesang, sondern das was in einem passiert durch Musik. Die Stimmung & die Emotionen. Letztendlich hat das Thema Musik mich mein ganzes Leben schon begleitet, deswegen denke ich, war es damals nur eine Frage der Zeit bis ich mich ernsthaft selbst daran versuche.

Wie ging es anschließend weiter?

Für mich war es sehr aufregend, dass man komplette Lieder & Beats kreieren konnte, ohne jedes Instrument spielen zu müssen. Der ausschlaggebende Punkt kam mit dem Film „Berlin Calling“ mit und von Paul Kalkbrenner. Diesem Künstler dabei zuzuschauen, wie er aus den simpelsten Sachen Hammer-Tracks produzierte, war für mich damals der Wahnsinn. Aufgrund dessen habe ich mir damals dann die erste DAW geladen und angefangen auszuprobieren.

Frankfurt und Hardtechno – zwei Dinge, die deinen Namen lange geprägt haben. Mittlerweile hat sich dein Sound entwickelt. Wie würdest du diese „Reise“ selbst beschreiben?

Durch mein intensiven Konsum der härteren Genres, lag es für mich damals nahe, genau diese auszuprobieren. Und so rutschte ich dann in die Hardtechno und Darktechno-Sparte. Dass ich relativ schnell meine ersten Gigs spielte und Releases hatte, war damals garnicht so geplant. Ich fing damit aus reinem Interesse an der Musik an. Umso mehr überrascht hat es mich, dass das direkt so gut lief. Zumindest regional. Das Rhein-Main-Gebiet hat sich über die Zeit zu meiner Homebase entwickelt, wo ich des öfteren gespielt habe. Irgendwann habe ich aber gemerkt, dass dieser stumpfe, industrielle Sound mir etwas zu eintönig wird. Dadurch habe ich angefangen, immer mehr mit Melodien zu arbeiten. Ich habe öfters längere, epische Breaks gebastelt und habe mich nicht mehr so extrem auf das rein industrielle fixiert sondern einfach versucht meinen Horizont zu erweitern. Und genauso bin ich da gelandet, wo ich heute bin. Es hat sich über die letzten Jahre sehr viel getan. Mein Stil und wie ich produziere hat sich einfach entwickelt. Eine weitere, große Rolle hat auch 2020 mein Eintritt zu DISTRICT4 gespielt. Durch das intensive Zusammenarbeiten im Team an aktuellen Projekten und das gegenseitig austauschen hat mir sehr geholfen, mich selbst zu finden und meine bzw. unsere Ziele besser zu definieren. Inzwischen bin ich da angekommen, wo ich sein möchte und das macht mich sehr stolz.

Du hast regelmäßigen Output auf Label wie KD Raw, Codex und Co. Wie ist deine Beziehung zu genannten Brands?

Anfangs war es schwierig von Labels wie KD Raw oder Codex wahrgenommen zu werden. Letztendlich habe ich einfach nicht aufgegeben und Tracks bei denen ich das Gefühl hatte, die könnten passen, immer wieder als Demo eingereicht. Auch wenn dieser Prozess manchmal sehr demotivierend und anstrengend sein kann, vor allem wenn man so ungeduldig ist wie ich, darf man einfach nicht aufgeben und immer weiter machen. Letztendlich hatte ich das Glück, dass sich die Jungs von Kaiserdisco zwei Tracks herauspickten und ich somit ein Release bei KD Raw stehen hatte. Bei Codex und Spartaque war es auch nicht anders. Inzwischen ist es auf jeden Fall einfacher mit diesen zu kommunizieren und Demos einzureichen, wenn man mal wieder etwas passendes hat. Die Zusammenarbeit mit den Jungs macht tierisch Spaß und ich freue mich sehr auf die Zukunft.

Acts wie Charlotte de Witte, Richie Hawtin und Co. spielen deine Tracks – „Puffer“ könnte man quasi als deinen Durchbruch bezeichnen mit 3,5 Millionen Plays.

Das war für mich schon immer eine große Ehre, wenn Größen wie diese eigene Werke spielen. Es gibt einem auf jedem Fall die Bestätigung, dass man etwas gut und richtig macht und man genauso weiter machen sollte. Der Track „Puffer“ hat bei mir einiges verändert. Durch diese große Zahl an Streams auf Spotify hat sich meine Fanbase vor allem auf diesem Portal innerhalb kürzester Zeit extrem vergrößert. Das kam aus dem nichts. Es macht schon was mit einem, wenn man von einen auf den anderen Tag mindestens 10.000 Streams auf Spotify hat pro Tag. Ich bin einfach nur tierisch dankbar dafür, dass ich dadurch die Möglichkeit habe, mit noch mehr Menschen meine Musik zu teilen. Zudem werden natürlich auch mehr Künstler und Promoter durch so einen kleinen Hit auf einen aufmerksam. Darauf bin ich sehr stolz und ich hoffe, dass ich weiterhin daran anknüpfen kann.

Lass uns über deine Studio-Arbeit reden – wie ist dein Workflow im Studio?

Mein Workflow ist eigentlich immer derselbe. Trotzdem ist es immer davon abhängig, wie kreativ ich in dem Moment bin. Aber im Normalfall fange ich einfach an mit meinen digitalen Synthy oder auf meinem Moog Sub 37 Loops einzuspielen, während ich im Hintergrund einen einfachen Beat laufen lasse. Das ist sozusagen meine Ideen-Findungs-Phase. Manchmal verbringe ich Tage damit, verschiedene Ideen zu sammeln und als einzelne Projekte abzuspeichern um später wieder daran zu arbeiten. Wenn ich dann ein Thema gefunden habe, was mir gefällt, fange ich an mit den Drums und Percussions das Arrangement zu basteln. Und so entsteht nach und nach ein Track. Wie lange ich für einen Track brauche ist immer unterschiedlich. Es kann ein oder zwei Tage dauern aber auch ein oder zwei Monate. Für mich ist immer wichtig, dass ich in jedem Track den ich produziere, meinen eigenen Charakter als Produzent einfließen lasse.

Deinen Workflow hast du auch bereits für ein paar Kollaborationen verändert, erzähle uns mehr darüber.

Das Größte was ich im Thema Kollaborationen bis jetzt erleben durfte, war eine Zusammenarbeit mit Deborah de Luca. Sie wurde durch von mir produzierte Tracks auf mich aufmerksam und spielte diese regelmässig. Und irgendwann hatte ich auf einmal eine Anfrage für eine Zusammenarbeit mit ihr in meinem Postfach. Es war für mich eine große Ehre, mit so einer Größe zusammen zuarbeiten. Gleichzeitig war ich natürlich extrem aufgeregt, weil man in so einer Situation abliefern möchte. Letztendlich hatte ich mit Deborah zusammen sogar zwei Releases, welche beide sehr gut ankamen. Es war auf jeden Fall eine riesige Erfahrung und ich denke das da in Zukunft eventuell auch nochmal was kommen könnte.

Sommer in Europa, was ist für 2022 noch geplant und in der Pipeline?

Von Gigs in den verschiedensten Städten der Republik bis zu neuen Releases ist noch einiges geplant. Worauf ich mich sehr freue ist ein Release auf dem sehr frischen Label Sonis, welches von Ben Dust & Klanglos geleitet wird. Zudem steht nochmal ein Release auf Kaiserdiscos Label KD Raw im Raum. Die ersten internationalen Gigs sind auch in Planung. Auf jeden Fall alles Sachen, auf die ich sehr gespannt bin und ich mit Vorfreude nach vorne schaue.

Aus dem FAZEmag 126/08.2022
Text: Triple P
Foto: Sarah Dussa
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