FAZEmag-Jahrespoll 2022: Live Act International

Im letzten Jahr noch auf Platz 2, in diesem Jahr an der Spitze – im Tausch mit dem Vorjahresgewinner.
Herzlichen Glückwunsch, KiNK!

01 KiNK
02 Reinier Zonneveld
03 999999999

04 Worakls
05 Rikther
06 Bicep
07 WhoMadeWho
08 Hercules And Love Affair
09 The Chemical Brothers
10 Rodriguez Jr.

11 Vitalic
12 HVOB
13 Giorgia Angiuli
14 Röyksopp
15 Saytek
16 Egbert
17 Rüfüs Du Sol
18 Agar Agar
19 GusGus
20 Dubfire
21 The Advent
22 Mahfoud

KINK IM INTERVIEW:

Strahil, Glückwunsch zum Gewinn der Kategorie „Bester Live-Act International“ in unserem Jahrespoll.

Wow. Ich nehme das Ergebnis natürlich voller Dankbarkeit an und fühle mich sehr inspiriert, weil ich weiß, dass Tausende von Leser*innen eines so angesehenen Mediums für elektronische Musik meine Arbeit zu schätzen wissen. Allerdings finde ich es in letzter Zeit sehr schwierig, Musik zu vergleichen, vor allem elektronische Musik, die live gespielt wird. Es ist ein so offenes Format, also betrachte ich das Ergebnis eher als eine sehr große Gruppe von Leuten, die der Meinung sind, dass ich „sehr gut bin in dem, was ich mache“. Es ist erstaunlich zu sehen, dass meine Art zu spielen, nach relativ langer Zeit immer noch bei einem breiten Publikum ankommt und das gibt mir die Energie, weiterzumachen.

2022 war eine Art Neustart für die Szene. Wie rekapitulierst du das Jahr?

Ich bin 2020 Vater geworden und dieses glückliche Ereignis in meinem Leben hat meine Arbeitsweise drastisch verändert. Während der Pandemie habe ich etwa 18 Monate lang keine Gigs gespielt. Im Jahr 2021 hatte ich einige Shows, aber 2022 war in der Tat ein großer Neustart, wie du sagst. Durch diese lange Zeit abseits der Bühne hatte ich die Chance, die Szene quasi von Außen zu betrachten. Das hat mir geholfen, ein größeres und umfassenderes Bild von dem zu bekommen, was im Moment passiert. Als ich aktiv auf Tour war und meist mit denselben Künstlern spielte, lebte ich in einer Blase, die zwar sehr bequem, aber auch weniger motivierend war. Die Pandemie-Zeit und das Jahr 2022 waren ein großer Reset für mich. Ich mache und spiele meine Musik jetzt anders. Ich nehme das Beste aus der Vergangenheit, lasse mich aber auch von dem Neuen inspirieren, dass ich nun endlich sehen kann.

Was würdest du als das beste, aber auch als das schlimmste Highlight in 2022 bezeichnen?

Das beste Highlight 2022 war es, jüngere Leute zu entdecken und von ihnen entdeckt zu werden und natürlich, dass ich wieder in mein „normales“ Leben zurückkehren konnte. Die schlimmste Erfahrung war zweifelsfrei das Reisen. An einigen Flughäfen in Europa wurde empfohlen, vier Stunden vor dem Abflug am Flughafen zu sein. Ich hatte auch viele Flug-Stornierungen, die dadurch verursacht wurden, dass nicht genügend Personal an den Flughäfen eingestellt wurde. Bei einem teils sehr intensiven Tour-Kalender, wo jede Stunde zählen kann, ist das äußerst strapazierend. Ich hoffe, diese Krise ist nun vorbei.

Let’s get nerdy. Wie, würdest du sagen, hat sich dein Live-Set in den letzten Jahren entwickelt?

Nach der Pandemie lässt sich die Veränderung meiner Arbeit im Studio und auf der Bühne mit einem Wort beschreiben – Effizienz. Seit ich Vater geworden bin, konnte ich nicht mehr endlose Tage mit dem Testen von Filtern und Oszillatoren verbringen, sondern musste direkt zum Musikmachen übergehen, da meine Zeit begrenzt war. Das fand ich ziemlich erfrischend und kreativ, denn ich war zu sehr davon verwöhnt, nur an bunten Knöpfen herumzuhantieren, ohne wirklich etwas zu tun. Als ich wieder auf Tour war, merkte ich, dass die neue Generation von DJs viel stärker, schneller und einfach klangvoller spielt – und eine größere Soundwand erzeugt, mit der ich mit meinen roh klingenden Improvisationswerkzeugen nicht mithalten konnte. Leider habe ich mich dazu entschlossen, einige der Improvisationen gegen mehr pre-aufgenommene Loops einzutauschen. Das führte dazu, dass ich einige Male tatsächlich den Vibe auf dem Dancefloor zerstört habe. Aber jetzt aktuell befinde ich mich in meiner Auszeit. Ich werde bis Mai nicht aktiv spielen. Also werde ich diese Zeit nutzen, um eine bessere Balance zwischen Improvisation, wiedererkennbaren Elementen und der Interaktion mit dem Publikum zu finden.

Du bist in der Tat dafür bekannt, das Publikum an deiner Live-Show teilhaben zu lassen. Du zeigst dem Dancefloor oft deine Tools und manchmal darf jemand sogar ein paar Knöpfe drücken. Glaubst du, dass dieser Fakt einer der Gründe dafür ist, warum die Leute dich so sehr lieben?

Ich wurde dazu von meinem Freund Marc Romboy von Systematic Records inspiriert. Vor über zehn Jahren habe ich ihn mit einem Laptop auflegen sehen, aber er hatte diesen kleinen Controller in der Hand. Er hielt ihn hoch über seinem Kopf und manipulierte auf Recht einfache Art und Weise seinen Sound, aber es war so genial! Ich konnte die Veränderung des Klangs damit nicht nur hören sondern auch sehen! Seitdem habe ich beschlossen, dass ich das Publikum so oft wie möglich in das Musikmachen einbeziehen möchte, weil es eine so magische Wirkung auf mich hatte. Im Jahr 2023 wird es ein paar nette Überraschungen geben, wenn ich mein Live-Set um weitere Motion-Controller ergänze.

Was ist für dich ein gutes Live-Set?

Ich mag es, einen Künstler zu sehen, der selbstbewusst mit seiner Kunst umgeht. Das kann auch ein komplett vorproduziertes Set sein oder eine sehr rohe Improvisation, ich möchte Künstler sehen, die ihre Kunst lieben.

Was steht für das neue Jahr auf deiner Agenda?

Was mein Privatleben angeht, möchte ich die gute Balance beibehalten, die ich während der Pandemie gefunden habe. Es hilft, dass beide Musik lieben. In meinem Musikleben möchte ich zu der Einfachheit meiner frühen Jahre zurückkehren, als ich weniger Ausrüstung und mehr Leidenschaft hatte.

 

 

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