FAZEmag-Jahrespoll 2023: Durchstarter International – Indira Paganotto im Interview

Foto: Nacho Dorado

Glückwunsch zum Sieg in der Kategorie „Breakthrough International“! Wie fühlt sich solch eine Anerkennung an, zumal es ein reines Leser*innen-Voting war? Was hat deiner Meinung nach 2023 dazu beigetragen?

Zunächst einmal möchte ich mich bei allen bedanken, die für mich gestimmt haben. Eine solche Anerkennung zu bekommen, ist unglaublich schön und schmeichelt mir sehr. Das vergangene Jahr war wirklich life-changing. Wenn die Öffentlichkeit die harte Arbeit, die dahinter steckt, anerkennt, ist das quasi wie ein Gütesiegel. Es spornt mich an weiterzumachen, meinem Traum zu folgen und meine Vision zu verwirklichen bzw. in die Realität umzusetzen.´

Über 25.000 Menschen haben abgestimmt, vor allem aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Wie ist deine Verbindung zum deutschsprachigen Publikum?

Ehrlich gesagt glaube ich, dass Musik keine Sprache hat. Wenn überhaupt, dann ist sie eine internationale, globale Sprache, die jeder versteht. Es ist erstaunlich, dass man auf diesem Gebiet solch eine Akzeptanz findet. Ich weiß, dass es eine Menge Konkurrenz gibt. Oder besser gesagt, ich weiß, dass das Publikum eine große Auswahl hat. Zur durchstartenden Künstlerin gewählt zu werden, hat also eine Menge Gewicht, und ich bin unendlich dankbar.

Deine Musik ist dafür bekannt, zwischen verschiedenen Genres zu changieren. Kannst über Einflüsse und Erfahrungen erzählen, die deinen Stil geprägt haben?

Als ich aufwuchs, wurde ich stark von meinem Vater beeinflusst, der DJ in Goa in Indien war. Das war also ein sehr wichtiger Einfluss in meiner Erziehung – sowohl persönlich als auch beruflich. Inspiration ziehe ich dabei aus allen möglichen Genres. Normalerweise bleibe ich eine Zeit lang auf ein Genre fixiert, ehe es mich zum nächsten zieht. Im Moment stehe ich sehr auf 80er-Jahre-Synthesizer, Metal und Rock. In den Jahren, die mich beruflich geprägt haben, war House-Musik ein großer Einfluss, und der großartige Ian Pooley war so etwas wie mein Mentor. Aber ich werde von allen möglichen Erfahrungen inspiriert, auch außerhalb der Musik. Die Natur, meine geliebten Kanaren-Inseln, das Meer, die Hügel, die Strände sowie das tägliche Leben und seine Situationen. Sie alle haben einen Einfluss auf mich, die in der Musik auf irgendeine Art ihren Platz finden.

Als DJ und Produzentin warst du im letzten Jahr wahrscheinlich in den bekanntesten Clubs und auf den beliebtesten Festivals zugegen. Welche Momente sind dir dabei besonders in Erinnerung geblieben?

2023 war einfach unglaublich. Ich denke immer noch an einige Momente zurück und bin nach wie vor überwältigt. Der Auftritt auf der Mainstage beim Tomorrowland war wahrscheinlich einer der emotionalsten Auftritte meiner bisherigen Karriere. Alleine auf dieser riesigen Bühne zu stehen, war ein wahrgewordener Traum. Die Energie des Publikums ist für mich und meine Show sehr wichtig und quasi elementar. Ich komme nicht einfach auf die Bühne und spiele Musik, ich achte dabei sehr auf mein Publikum und versuche, alle auf eine Art Reise mitzunehmen. Ein Erlebnis, das sie hoffentlich als unvergesslich empfinden. Deshalb achte ich sehr genau auf Details wie Körpersprache, ob die Crowd im Augenblick ist oder eher nicht. Es geht viel über nonverbale Kommunikation.

Wie hat sich dein Label ARTCORE deiner Meinung nach im letzten Jahr entwickelt?

ARTCORE ist mein Baby (lacht). Zu sehen, wie es in den letzten zwölf Monaten aufgeblüht ist, ist schwierig zu beschreiben. Die Releases waren sehr erfolgreich, ganz zu schweigen von der Fashion-Kollektion. Ich fühle eine große Verantwortung, wenn es um ARTCORE geht, denn wir haben die Brand als eine Plattform ins Leben gerufen, um jüngeren Künstler*innen die Möglichkeit zu geben, sich auszudrücken, zu experimentieren und sich weiterzuentwickeln. Wir sind offen für alle, die sich nicht in eine Schublade stecken lassen möchten. Das ist etwas, das mir fehlte, als ich mit der Musik anfing. Ich möchte die neuen Generationen anleiten und ihnen so etwas wie einen Safe-Space bieten. Wir gründen aktuell quasi eine Familie, die permanent wächst und wir sind bereit für unser nächstes Abenteuer.

Im März launchst du eine weltweite ARTCORE-Tour. Erzähle uns mehr darüber.

Die Tour ist ein weiteres Projekt, in das wir sehr viel Zeit und Ressourcen investiert haben, und das gesamte Team ist unglaublich aufgeregt, dass es nun endlich das Licht der Welt erblicken wird. Events zu planen, ist so viel umfangreicher, als Musik zu machen oder aufzulegen. Es gibt so viele Facetten und Aspekte, die das Erlebnis für das Publikum komplexer und interessanter machen werden. Wir haben zehn Locations ausgewählt, die mir sehr am Herzen liegen, und arbeiten mit den besten Promotern, Persönlichkeiten, Künstlern, Bühnenbildnern, Grafikern und natürlich Musikern zusammen. Der erste Termin ist während der Miami Music Week, also stecken wir schon knietief in den Vorbereitungen. Ich werde nicht viel verraten, aber unser Ziel ist es, dem Publikum etwas zu bieten, das es nie vergessen wird.

Im Frühling wirst du eine Frühjahr/Sommer-Fashion-Linie auf den Markt bringen.

Ja, das stimmt. Und ich bin schon megaaufgeregt. Wir arbeiten gerade an einer Kollektion, die sich mehr auf leichtere Teile konzentrieren wird, im Gegensatz zu den dicken Hoodies, Shirts und Pufferjacken aus der Herbst-Winter-Kollektion. Sie wird mutig sein und 100 Prozent ARTCORE. Es wird eine neue Farbpalette geben und eine größere Vielfalt an Artikeln, darunter viele Unisex-Sachen.

Du bist Markenbotschafterin für Land Rover, die Ibiza-Residency für den Sommer ist bereits confirmed und du spielst auch in 2024 wieder auf allen großen Festivals. Was steht sonst noch auf deiner Agenda für dieses Jahr?

Irgendwie scheint das Leben inmitten all dieser unglaublichen Dinge, die mir passieren, auf einmal Sinn zu ergeben und gewisse Dinge in die richtigen Bahnen zu lenken, quasi eine Bestätigung dafür, dass ich auf dem richtigen Weg bin, denke ich. Oder zumindest glaube ich das gerne (lacht). Zurzeit arbeite ich viel an neuer Musik, ich musste im Januar etwas kürzer treten, weil ich in den letzten Monaten so viel getourt bin, dass mein Körper nach einer Pause gerufen hat. Also habe ich unglaublich viele Stunden in meinem Studio verbracht, neue Instrumente gelernt und neue Klänge erforscht. Ihr könnt also definitiv mehr Musik von mir erwarten in diesem Jahr. Ich freue mich darauf, wieder auf Tour zu gehen, denn hinter den Decks und vor dem Publikum fühle ich mich am wohlsten. Auf ein unvergessliches 2024!

Aus dem FAZEmag 144/02.2024
Text: Triple P
Foto: Nacho Dorado
www.instagram.com/indirapaganotto