FAZEmag-Jahrespoll 2023: Live-Act National – Anthony Rother im Interview

Herzlichen Glückwunsch, Anthony! Du hast zum zweiten Mal in Folge den Preis als „Live-Act National“ gewonnen. Mehr als 25.000 Leser*innen haben an unserem Jahrespoll teilgenommen.

Wow, vielen Dank. Es freut mich sehr, von den Leuten auf den 1. Platz gewählt worden zu sein. Ich bin wirklich sehr überrascht, ich hatte ja im Spätsommer 2023 leider eine künstlerische Krise und konnte einige Monate lang keine Musik mehr produzieren. Dabei habe ich intensiv erlebt, wie meine Kreativität nur langsam wieder in Gang kam. Ich hatte eine sogenannte Schreibblockade. Über das „Warum“ kann ich nur spekulieren. Ich vermute, dass ich mich mit dem Umbau von meinem Modular-System „AR-Textur-Maschine“ kreativ überfordert hatte. Das Letzte, was ich mir hätte vorstellen können, war, zum Live-Act National gewählt zu werden. Und jetzt kommen diese tollen Neuigkeiten daher. Unglaublich. Am Telefon hatte ich euch ja gesagt, dass ich jetzt sofort auflegen muss, um mich darüber gebührend zu freuen. Ich weiß diesen Zuspruch der Leute sehr zu schätzen.

Dein Album „Robo Pop“ ist für mich ein Best-of von Anthony Rother; eher harte und clubbige Nummern wechseln sich mit weltoffenen und Pop-orientierten Produktionen ab. Wie ist die Resonanz auf dein Album und wie wirst du deine Hybrid-Sets nach dem neuen Album ändern?

„Robo-Pop“ ist zu diesem Zeitpunkt genau einen Monat draußen. Heutzutage ist die heiße Phase einer Albumveröffentlichung circa 14 Tage. Ich bin sehr zufrieden, wie es gelaufen ist. Mich haben viele nette Nachrichten über Bandcamp erreicht, und auch die Resonanz von DJs und Freunden, die ich persönlich per E-Mail mit einer Promo versorgt habe, sind positiv. Es sind mit diesem Album auch erstaunlich viele neue Hörer*innen dazugekommen. Jetzt geht es für mich los, die Tracks zu spielen und die Musik mit dem Publikum zusammen beim Gig auf einer großen Soundanlage zu erleben. Dabei lerne ich die Musik nochmal anders kennen und entdecke weitere Facetten in den Tracks sowie im Hybrid-Set als Ganzem. Ich freue mich schon sehr auf dieses Jahr 2024 und bin darauf gespannt, was so alles passieren wird.

Die Reaktionen auf dein Hybrid-Set aus dem Fuse in Brüssel, das wir im Januar als Download für unsere Leser*innen bereitgestellt haben, war grandios. Viele unserer Leser haben dein Set als „handgemachte“ Musik gepriesen. Wie erklärst du dir die Begeisterung für deine Arbeit?

Eine Erklärung für die Begeisterung habe ich keine, aber mein Anspruch ist es, mein Bestes zu geben. Als Künstler und Musikproduzent das Maximum zu kreieren. Ich versuche, Klangwelten zu erschaffen, die Emotionen wie Filme innerlich erfahrbar machen. Ich bin immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, technisch und psychisch, meine künstlerischen Grenzen zu erweitern. Ich finde den Begriff „handgemacht“ höchst interessant. Man kennt den Begriff eher aus anderen Genres als der elektronischen Musik, aber vielleicht passt er in dem Sinne, dass ich mein Studio bespiele, so wie man das in meinen Studio-Videos sehen kann. Es gefällt mir, dass es zu vielen Tracks von mir die Studio-Session-Videos gibt. So bekommen die Leute einen kleinen Einblick, was da so bei mir im Studio passiert. Das gibt meiner Musik eine Realität und zeigt dem Hörer das, was sonst normalerweise verborgen bleibt. Ich lege viel Wert darauf, dass man sehen kann, wie ich die Musik mache, die ich dann in meinen Hybrid-Sets spiele.

Abschließende Worte?

Ich danke jedem von ganzem Herzen, der für mich gestimmt hat. Tiefen Dank an alle, die meine Musik lieben und die mich die ganzen Jahre unterstützt haben. Ich danke dem SourceArtists-Team für die perfekte Organisation meiner Auftritte. Bedanken möchte ich mich auch bei allen Veranstalter*innen, di mich in ihre Clubs und auf ihre Events eingeladen haben, sowie für die tolle Gastfreundschaft. Danke auch an das FAZEmag-Team! Und ich gratuliere von ganzem Herzen all meinen Künstlerkolleg*innen zu ihren Jahrespoll-Platzierungen.

Aus dem FAZEmag 144/02.2024