Die beste Nachricht zuerst. Auch im kommenden Jahr wird das von euch sehr geschätzte Fusion Festival in Lärz stattfinden. Die Reduzierung der Tickets auf 65.000 Stück erfuhr ein ebenso positives Feedback wie der ‚Soli-Taler‘. Morgen beginnt die Ticket-Registrierungsphase.
Aber hier nun der komplette Newsletter für euch.
Liebe Fusionist:innen aller Länder,
Nach langem und schönem Spätsommer hat uns der fiese Herbst seit letzter Woche kalt erwischt. In Lärz geht alles so langsam in die Winterphase und die Arbeiten werden schon allein witterungsbedingt heruntergefahren. In den letzten Wochen wurde neben allen Aufräumarbeiten fleißig an unserer zukünftigen Solaranlage gebaut. Dazu werden wir euch bestimmt im Frühjahr mehr erzählen können.
In unserem Berliner Büro steigt der Workflow jetzt steil nach oben, denn das Ticketing startet dieses Jahr wieder früher als in den beiden vergangenen Jahren. Wie vor Corona beginnt die 14-tägige Registrierungsphase am 1. Dezember! (Mehr Infos unter: Fusion 2025 Tickets)
Wir würden euch an dieser Stelle am liebsten nur tolle Geschichten und spannende News zum kommenden Festival verkünden. Wir kommen aber nicht umhin, im Vorspann einmal auf die Scheiße dieser Welt zu schauen.
Eine Welt, die in diesem Jahr für so viele Menschen Leid, Schmerz, Hunger und Tod gebracht hat, dass wir, als megaprivilegierte Festivalveranstalter:innen und Wohlstands-Fusionist:innen, nicht ohne ein paar Worte zur Tagesordnung übergehen können.
Wer es leid ist, dazu was zu lesen, kann diesen Abschnitt überspringen und weiter unten zu Weniger Tickets… springen.
Wir können und wollen nicht auf die aktuellen Katastrophen im Einzelnen eingehen, denn es sind zu viele. Ein paar Zahlen und Anmerkungen sind uns trotzdem wichtig. Unsere einmal jährliche Parallelgesellschaft entbindet uns nicht davon, dass wir in dieser zunehmend dystopischen Welt nicht gleichgültig gegen Leid und Unrecht werden und wir uns immer wieder an unseren moralischen Kompass erinnern sollten, den wir auch auf der Fusion gerne kalibrieren.
Der Krieg in der Ukraine geht unerbittlich weiter. Ein Ende des sinnlosen Sterbens auf beiden Seiten ist nicht in Sicht, und Bemühungen um diplomatische Lösungen sind nach wie vor in weiter Ferne. Die Ukraine ist das Schlachtfeld für die geostrategischen Interessen, sowohl Putins als auch der westlichen Welt. Die zunehmende Militarisierung von Politik und Gesellschaft, wie wir sie uns in Deutschland vor ein paar Jahren und angesichts von zwei verbrochenen Weltkriegen im Traum nicht hätten vorstellen können, sehen wir als Gefahr für unser aller Zukunft.
In anderen Teilen der Welt ist Not, Leid, der Tod oder der Kampf ums nackte Überleben noch weit krasser und brutaler, als wir es aus der Ukraine täglich in den Medien berichtet bekommen.
So sind in den vergangenen 17 Monaten Zehntausende Menschen durch den Bürgerkrieg im Sudan ums Leben gekommen. Dieser Krieg hat zur größten Hungerkrise der Welt und über zehn Millionen Vertriebenen geführt.
Der Süden Afrikas erlebt die schlimmste Dürre seit über 100 Jahren. Millionen Menschen leiden unter Hunger und Wasserknappheit.
Der Krieg im Gazastreifen findet kein Ende. Er wurde durch Israels Bodenoffensive auf den Libanon noch ausgeweitet. Ungeachtet der vom IStGH erlassenen Haftbefehle, wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gegen Netanjahu, Galant und dem inzwischen von Israel vermutlich liquidieren Hamas Anführers Deif, führen Netanjahu und seine rechtsradikale Regierung diesen Krieg gegen die Menschen in Gaza mit unverminderter Härte weiter. Ob es im Libanon zu einer dauerhaften Waffenruhe kommt, bleibt abzuwarten.
Nach diesem kurzen ernsten Exkurs zu anderen Teilen des Planeten wollen wir zum Thema Fusion übergehen, aber noch kurz beim Thema Palästina bleiben, da dies das große Thema im Vorfeld des Festivals war.
In mehreren Newslettern hatten wir unsere Position zu diesem komplexen Thema dargelegt und für das Festival wenige rote Linien gezogen.
Für das Festival war uns wichtig, einen Raum zu schaffen, in dem unterschiedliche Positionen nebeneinander bestehen und ausgehalten werden können, solange der gegenseitige Respekt gewahrt bleibt. Die Definitionsmacht darüber, was auf der Fusion sagbar oder zeigbar sein darf, wollten wir bewusst an die Meinungs- und Kunstfreiheit binden und nicht aus der Hand geben.
Wir erwarteten, dass viele der eingeladenen Artists und Fusionist:innen sich solidarisch mit dem Kampf all der Menschen sehen, die für einen gerechten Frieden in Israel und Palästina und für ein Ende des Krieges und der Besatzung kämpfen. Es war zu erwarten, dass dies auch auf der Fusion zum Ausdruck gebracht wird – und dass dies nicht allen gefallen würden.
Im Vorfeld wurden wir von verschiedenen Seiten harsch kritisiert. In der Öffentlichkeit wurde bewusst ein Angstnarrativ geschaffen, das die Sicherheit jüdischer Menschen auf dem Festival in Frage stellte. Schön, dass eine Selffulfilling Prophecy nicht stattgefunden hat und die Realität ein anderes Bild gezeigt hat.
Die Fusion blieb der Ort des friedlichen Miteinanders, der sie immer war. Die Talks und Veranstaltungen zum Thema waren von gegenseitigem Respekt und sachlichem Austausch geprägt. Die Fusionist:innen aller Länder haben wieder einmal bewiesen, dass kritischer Diskurs und gemeinsames Feiern keine Gegensätze sein müssen.
Die für alle Fälle aufgestockte Awareness hatte einen einzigen Case in diesem Kontext. Alles in allem verlief die Fusion so, wie wir es uns von unseren Gästen und Mitarbeitenden erwartet und gefordert hatten, respektvoll und friedlich. Dafür wollen wir uns allen an dieser Stelle bei allen bedanken, die dazu beigetragen haben.
Wo wir jetzt schon beim Resümee gelandet sind, machen wir gleich weiter mit Anderem, was wir in diesem Newsletter erwähnen wollen. Das dies nur ein winziger Teil dessen ist, was es zu sagen und erzählen gäbe ist selbstredend. Wir wollen an dieser Stelle einmal an unser Forum auf der Fusion Webseite verweisen, wo viel Themen des Festivals in, wie wir finden zunehmend respekt-und niveauvollen Diskursen verhandelt werden.
Weniger Tickets = weniger Gedränge = mehr Vergnügen für alle
5000 Tickets weniger als im Vorjahr haben dem Festival wirklich gutgetan. Die Infrastruktur war nicht voll auf Kante. Alle mussten unterm Strich etwas weniger anstehen oder warten und es war ausreichend Platz, egal wo Mensch gefeiert, getanzt oder gechillt hat.
Wie schön war es, sich auf dem Gelände zu verlaufen und mit unzähligen kleinen und großen überwältigenden Situationen konfrontiert zu werden. Reizüberflutung hoch 1000. In Zahlen ausgedrückt waren es 1.400 Bookings mit 2.400 Artists, 12.300 Mitarbeiter:innen und Crewleute, zusätzlich 2.000 Supporter:innen und 65.000 Gäste, die unseren ferienkommunistischen Ausnahmezustand gemeinsam erschaffen haben.
Anreise und Stau 2024
Die Anreise lief dieses Jahr deutlich entspannter als 2023. Wir haben aus den Fehlern gelernt und doch gibt es immer noch Verbesserungsbedarf. Auch wenn wir Staus auf der Bundesstraße dieses Jahr vermeiden konnten, ist es zu erheblichen Problemen bei der Einweisung auf die Campingflächen gekommen. Dies war nicht unseren Einweiser:innen geschuldet, sondern dem vehementen Widerstand eines Teils unserer Gäste, die die Anweisungen der Parkplatzcrew ignoriert oder aggressiv verweigert haben und dadurch den gesamten Verkehr auf den Campingflächen zum Stillstand brachten.
Ein solches Verhalten werden wir zukünftig nicht mehr dulden. Wer in einer Gruppe mit mehreren Fahrzeugen campen will, muss auch als Gruppe zusammen anreisen. Warten auf Nachzügler:innen mitten auf unseren Campingwegen ist ein NO-GO, genauso wie das großzügige Absperren von Flächen für Nachzügler:innen.
2025 werden wir die Einweisung auf die Campingflächen stringenter handhaben. Organisiert euch also im Vorfeld. Fahrt zusammen los oder trefft euch deutlich vorher auf dem Weg!
Die extra Bereiche für XL-Camper haben sich bewährt. Hier werden wir noch etwas nachjustieren, aber die Campingflächen für XL-Fahrzeuge wird es wieder geben. (Infos zu den XL-Tickets findet ihr unter Tickets 2025)
Pfandraising 2024
Durch die Abschaffung des Flaschenpfands und des damit eingeführten Pfandraisings, welches noch einmal feingeschliffen wurde, hat sich unser System im dritten Jahr endgültig etabliert.
Durch den Solitaler, ein 50 Cent Aufpreis, der immer dann fällig wurde, wenn Mensch ohne eine Flasche zu einer Bar kam, konnte erneut eine erhebliche Spendensumme generiert werden, die die 141.500 € aus dem vergangenen Jahr voraussichtlich noch übertreffen wird.
Die genaue Spendensumme wird sich dieser Tage klären, wenn auch das Bruchglas abgeholt, gewogen und dem Recycling zugeführt wurde. Hier zahlt der Kulturkosmos noch einmal 10 Cent pro Bruchglasflasche in den Spendentopf.
100.000 € konnten wir, dank des 2024er Pfandraising bereits an Safe Passage Fund spenden, die uns dazu folgende Message geschickt haben:
…With the support of Kultur Kosmos and the Fusion Festival donors, we’re able to support dozens of grassroots movements that are working to save lives of people on the move in distress at the external(ized) EU borders, from the so-called Balkan route to the Poland-Belarus forest to regions around the Mediterranean. This work is overlooked and underfunded, yet it is more important than ever to encourage civil society’s solidarity and to fight together for freedom of movement in a time where we face the rise of the far-right in Germany and across Europe. We therefore very much look forward to keeping you updated on our work and to future collaborations.
6.670 € wurden direkt an Sea Punks gespendet werden.
10.000 € wurden für medizinische Flüchtlingshilfe an Medibüro in Berlin gespendet.
Durch die Spendenaktion mit den 25 Jahre Fusion Postern, die an den Ausfahrten gegen Spende für Medico International ausgegeben wurden, konnten 18.230 € für Nothilfe – Gaza gespendet werden, die dort mehr als dringend gebraucht werden.
Fusion erst ab 18 wurde auf Grund von behördlichem Druck eingeführt. Aber jetzt wird ersichtlich, dass vermehrt junge Menschen die fucking AFD wählen und sie zu oft anfällig sind für rassistischen Parolen oder mit homophoben und queer-feindlichen Aktionen auf sich und ihren nationalistisch eingetrübten Geist aufmerksam machen. Es stellt sich uns die Frage, ob es besser wäre, jungen Menschen auch unter 18 den Zugang zu unserer Parallelgesellschaft zu ermöglichen, bevor sie sich von rechten Demagogen und sozialen Medien verdummen lassen. Dies erscheint uns wichtiger und präventiv gesehen sinnvoller, als sie durch Jugendschutzgesetze vermeintlich vor Alkohol- oder Drogenmissbrauch zu schützen. Eine Diskussion, der wir uns stellen werden, auch wenn das für das kommende Jahr wohl noch zu keiner Änderung der +18 Auflage führen wird.
No Photo Policy, Hier hat sich gezeigt, dass es durchaus Fortschritte gibt, unsere Gäste für die Befindlichkeiten einer Vielzahl von feiernden Fusionist:innen zu sensibilisieren. Da ist noch Luft nach oben und wir werden diese Policy weiterverfolgen, ohne Erinnerungsschnappschüsse zu verbieten oder allen die Kameras abzukleben.
Fusion By Bike, ist ein in den vergangenen Jahren exponentiell gewachsener Trend. Nicht dass wir es problematisch finden, wenn Mensch by Bike anreist – im Gegenteil. Aber das Klappi oder ein anderes Zweiradvehikel scheint inzwischen ein must have for Fusion. Das Ganze ist faulheitstechnisch verständlich, hat aber in den vergangenen Jahren ein Ausmaß angenommen, dass zunehmend zum Problem wird. Dies wurde auch schon durch die Genehmigungsbehörde angemahnt.
Was einmal das Fortbewegungsmittel für unsere Crews war, die zum Teil für schnelle Wege auf ein Bike angewiesen sind, ist inzwischen völlig aus dem Ruder gelaufen, sowohl bei den Crews und unseren Gästen. Immer mehr Fusionist:innen meinen, mittels eines Bikes das Festival im Turbogang abreisen zu müssen, um sich nicht mehr die Schuhe abzulaufen.
Die Wege des Geländes sind nicht dafür ausgelegt, dass neben allen zu Fuß Gehenden und dem unbedingt notwendigen Fahrzeugverkehr auch noch Platz für all die Radfahrer:innen bleibt.
Da fast alle ihr Fahrrad irgendwo anschließen wollen, führt dies dazu, dass egal wo wir ein Tor, einen Fluchtweg oder eine Zufahrt haben und diese öffnen wollen, wir inzwischen einen Bolzenschneider oder gleich eine Akkuflex an Bord haben müssen. Gerne werden Räder im Dunkeln einfach abgelegt, z.B. auf den Rettungswegen und verursachen vermeidbar Unfälle. Andere wiederum ballern mit 2,5 Promille im Tee und Drink in der Hand mitten durch die Crowd. Die Fahrrad-Schleuse an der Kreisstraße kollabiert ab Mittwoch und damit auch die Kontrolle der Bändchen.
Wir werden uns für 2025 etwas einfallen lassen müssen, um den Fahrradverkehr während des Festivals drastisch einzuschränken. Ihr solltet euch darauf einstellen, dass ihr zukünftig auf dem direkten Festivalgelände wieder, wie in alten Zeiten und auf allen anderen Festivals, per pedes wandeln werdet.
Awareness
Ein Thema, das uns und viele von euch seit Jahren beschäftigt, ist Awareness. Wie angekündigt, haben wir unsere Awareness-Struktur neu aufgestellt und weiter professionalisiert. Unser neuer Awareness-Point auf der Landebahn hatte rund um die Uhr offene Ohren für verschiedenste Probleme und konnte Menschen Hilfe und Betreuung leisten oder sie weitervermitteln an andere Hilfsstrukturen auf dem Platz. Hier werden wir noch einiges auswerten und für den Sommer 2025 optimieren.
GHB- Alarm
Viele von euch haben wahrscheinlich die Aufregung über vermeintlich mit GHB präparierte Tampons mitbekommen. Diese Gerüchte verbreiteten sich rasant über das Festivalgelände und verursachten unnötige Ängste. Zusammen mit unseren Ärzt:innen konnten wir schnell klarstellen: Die beschriebenen Szenarien waren technisch gar nicht umsetzbar – die angebliche Gefahr war ein Gerücht. Der Vorfall zeigt, wie wichtig es ist, bei solchen Meldungen einen kühlen Kopf zu bewahren und erst die Faktenlage zu prüfen. Einige Crews hatten in der Aufregung ohne Absprache mit dem Festivalbüro bereits Warnungen verbreitet – dafür möchten wir uns nachträglich entschuldigen.
Tickets 2025
Vom 1. bis 14. Dezember müsst ihr eure Bestellung für euer Ticket in unserer Ticket-Area aufgeben und euch damit für die Verlosung registrieren. Cliquen, um zusammen zu gewinnen oder zu verlieren, sind wieder möglich. Am 19. Dezember findet die erste Verlosung statt. Überweisen könnt ihr aber erst ab 1. Januar, bis 21. Januar muss das Geld dann spätestens bei uns sein. Am 5. Februar folgt die zweite Verlosung mit Zahlungsfrist bis 19. Februar. Der Ticketpreis bleibt auch im dritten Jahr in Folge bei 220€ inklusive 10€ Müllpfand.
Die Zusatztickets für die Insel-Autos und die XL-Camper werden im Frühjahr 2025 verkauft. Alle Ticketinhaber:innen werden darüber rechtzeitig im Voraus informiert.
Wenn ihr das Festival durch ehrenamtliche Arbeit unterstützen möchtet, könnt ihr euch vom 1. bis 12. Dezember als Supporter:in bewerben. So habt ihr im Falle einer Absage auch noch die Möglichkeit, euch rechtzeitig für die Ticketverlosung anzumelden.
Wir wünschen euch allen viel Glück beim Ticketing und nicht vergessen, einmal verloren bedeutet noch lange nicht aussetzen 😉
Unsere Artist-Care-Crew sucht Unterstützung. Infos dazu gibt es auf unserer Fusion Website.
Zum Schluss wollen wir uns bedanken. Bei allen Fusionist:innen, die diese 25. Fusion wieder zu einem einmaligen und unvergesslichen Festival haben werden lassen. All die Bekanntschaften und Freundschaften, das gemeinsame Loslassen auf unseren Floors, die glücklichen Gesichter, die uns von überall angelächelt haben und das Zugehörigkeitsgefühl zu einer großen Anzahl von Menschen, die sich eine bessere, friedlichere, offenere und freiere Welt wünschen, wäre ohne Euch nicht möglich gewesen. Danke an all die Artists, die unser Programm verwirklicht haben und uns aus unseren Realitäten gerissen haben. Danke an unsere Crews, an unsere festangestellten Mitarbeiter:innen in den Büros oder auf den Baustellen, an unsere Supporter:innen. Ihr alle seid das Fundament jedes Fusion Festivals. Danke auch an die Anwohner:innen und die Menschen aus der Region.
Mit Rhythmus zur Veränderung
Euer Kulturkosmos