
Die Fotos auf dem Instagram-Kanal des Festivals sehen sehr vielversprechend aus, doch wenn man sich die aktuellen Beschwerden rund um das Traumhänger Festival, das vergangenes Wochenende in München stattgefunden hat, anschaut, trübt das die Kulisse gewaltig. Vielen Aussagen zufolge sollen die Organisation und die Sicherheitsvorkehrungen katastrophal abgelaufen sein. Lest hier, um welche Vorwürfe es genau geht.
Was auf den ersten Blick wie ein professionelles, vielschichtiges Festival der elektronischen Musik aussieht, war für viele Besucher und DJs offenbar eine echte Belastungsprobe. Die auch als Traumhänger Field Festival bezeichnete Veranstaltung in München wurde als viertägiges Festival angekündigt und fand über das verlängerte Wochenende an Christi Himmelfahrt von Donnerstag bis Sonntag statt, wobei Sonntag der Abreisetag war.
Die Vorwürfe häufen sich: In den sozialen Medien lassen gerade sowohl viele Besucher als auch DJs ihrem Frust über die aktuelle Ausgabe des Traumhänger Festivals freien Lauf. Das scheint nämlich alles andere als rund gelaufen zu sein.
Wie ein auf elektronische Musik fokussierter Mediendienst auf seiner Social-Media-Seite berichtet, wurden die Auftritte mehrerer DJs kurzfristig abgesagt oder verschoben. Das wurde den DJs laut den Vorwürfen jedoch nur teilweise mitgeteilt. Manche erfuhren erst über das Internet und ohne persönliche Kontaktaufnahme von ihrem geänderten oder gecancelten Slot. Ein Beispiel dafür: Simon Says. Der Künstler wusste laut Eigenaussage nur durch eine Instagram-Story von der Absage.
Ein weiterer Vorwurf: Die Gewinner eines Ticket-Gewinnspiels wurden erst ziemlich spät oder auch überhaupt nicht kontaktiert.
Die Vorwürfe werden noch schlimmer: Die Veranstalter des sich selbst als „elektronisches Campingfestival“ bezeichnenden Events stehen ebenfalls in der Kritik. Ein ehemaliger Mitstreiter meldete sich laut Rave Insider über den Account, bei dem das Traumhänger Field Festival auch über Facebook geführt worden ist, und gab an, ein ehemaliger Partner sowie eine frühere Mitarbeiterin hätten den Namen übernommen – ohne Zustimmung. Der Name sei namensrechtlich geschützt gewesen. Rechtliche Schritte seien eingeleitet worden, ebenso sei die Staatsanwaltschaft involviert worden. Laut Rave Insider handele es sich beim jetzigen Veranstalter um Harmony Event Life.
Rave Insider rief dazu auf, Erfahrungen von Besuchern und DJs unter ihrem Beitrag zu schildern. Dort nehmen die Anschuldigungen an das Festival immer mehr zu.
DJ Handbremse aus Nürnberg etwa schildert, er sei als DJ-Contest-Gewinner vor Ort gewesen. Er wäre nicht kontrolliert worden, konnte über den Notausgang auf das Gelände gelangen, und habe ohne Probleme über alle Bühnen gehen können. Kurzerhand wären die Bühnen ausgetauscht worden, er sei hin- und hergeschickt worden und habe vom Veranstalterteam nie jemanden zu Gesicht bekommen. Die Playtime sei verlegt worden, was man über einen Chat erfahren habe. Vor Ort habe der DJ vor ihm dann jedoch eine halbe Stunde früher aufgehört, was man nur per Zufall durch Anwesenheit erfahren habe. Zudem sei der Stage Manager kurzfristig ausgetauscht worden, er habe keinen Vertrag bekommen. Angeblich sei die Security gewaltbereit gewesen.
Ein anderer DJ, SARICA, der bereits bei HÖR Berlin gespielt hat, schildert, er sei froh, den Gig damals abgelehnt zu haben und es dem eigenen Kollektiv ebenfalls geraten zu haben.
Vorwürfe anderer Instagram-Nutzer: Viele DJs des Line-ups hätten nicht mehr auf dem Timetable gestanden. Ein DJ, auf Instagram als trixky_moods benannt, berichtet, andere DJs hätten eine weibliche DJ schlagen wollen, da sie früher spielen wollten, obwohl die Playtime der DJ noch nicht zu Ende war. Die DJ, um die es sich offenbar handelt, bestätigte den Vorfall. Zudem hätten diese DJs behauptet, sie wären die Veranstalter. Weiteren DJs habe man ins Set reingefuscht. Außerdem hätten diese keine Bezahlung erhalten. Zudem beschwerte er sich über die Getränkepreise. Auch andere Nutzer beschwerten sich darüber. Es habe trotz hoher Temperaturen kein kostenloses Wasser gegeben.
Schockierend: Angeblich soll eine hilfsbedürftige Person mehr als eineinhalb Stunden auf medizinische Versorgung gewartet haben müssen. Die Veranstalter hätten sich auch diesbezüglich nicht an Vorgaben gehalten.
Ein weiterer Nutzer schildert, man habe trotz der viertägigen Dauer nur donnerstags anreisen können. Mehrere Profile schreiben, dass Leute vom Veranstalter blockiert oder Kommentare auf der Instagram-Seite gelöscht worden seien.
Ein Kommentator behauptet, es handele sich um den gleichen Veranstalter wie bei Rave im Schloss, bei dem bereits im letzten Jahr eine Klagewelle aufgrund zahlreicher Missstände drohte.
Die Vorwürfe setzen sich lange fort. Kleine Kinder seien vor Ort rumgelaufen, Ausweise nicht kontrolliert worden. Es habe kein Konzept gegeben.
Ein DJ sagt, er habe den Gig schon im Vorfeld gekippt, da er noch nie so etwas unprofessionelles erlebt habe. Absprachen hätten die Veranstalter nicht eingehalten und darüber hinaus unfreundlich agiert.
Um es klar zu stellen: verifiziert wurden die Vorwürfe nicht. Die hohe Anzahl an negativen Kommentaren ist kein Beleg für die Richtigkeit der Aussagen.
Quellen: Rave Insider, Traumhänger Festival
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