Homeboys Gonzorama Teil 3 – „Potential Superstar-DJ 2“

Gonzorama Teil 3

„Und eines Tages fahre ich dann einen Daimler“… diesen Spruch werde ich mein Leben lang nicht mehr vergessen. Es sind nun mehr als acht Jahre vergangen und die mittlerweile ernsthaft geistesgestörte Wurst fährt immer noch eine auseinander fallende Karre und erzählt die gleichen, wirren Storys wie auch in der Vergangenheit, als wir uns das erste Mal begegneten. Was hat er nun erreicht? Haushohe Schulden, zwei Kinder von zwei unterschiedlichen Bunnies, die ihn – eine nach der anderen – verlassen haben. Doch der Junge ist cool drauf, denn es sind eh alle anderen an seiner Misere Schuld und aus welchem Grund soll man an der Wahrheit irgendetwas ändern? Wenn man so ca. 40 Jahre alt ist und in solch einem Dilemma steckt, hat man den „Joker“ gezogen und der bleibt auf ewig auf einem hängen.

In diesem Teil geht es um die gescheiterten Existenzen und kaputten Geister, die nun den tiefsten Punkt erreicht haben und sich wohl nie wieder aufrappeln werden. Wie auch? Man hat über Jahre alles auf eine Karte gesetzt, dabei jedoch vergessen, dass unter dem Kissen zu Hause kein Notgroschen in Form eines regulären, sicheren Jobs oder einer guten Ausbildung/Studiums liegt. Gerade das Musikbusiness unterliegt sehr starken Schwankungen, bei denen man, eher sehr selten, eventuell mal gewinnt und oben schwimmt, meist jedoch nicht. Einen klaren Kopf in diesem recht harten Geschäft zu behalten, ist bei einer möglichen Glückssträhne (die meist eh ganz kurz ausfällt), auch nicht ganz unwichtig. Egal, wie geil es doch manchmal für den einen oder anderen zeitweilig kommen mag – der nächste, harte Hammer kommt ganz bestimmt. Und bei den meisten bleibt er auch oben drauf liegen. Denn ohne Absicherung und Stehaufmännchen-Qualitäten fällt man tief, und es ist oft unklar, ob man sich wieder aufrappelt. Man erinnere sich an die Mythen über Ikarus und vergesse nicht, dass der klischeebehaftete Streifen „Berlin calling“ mit der Hauptfigur, die den gleichen Namen trug, ja nur eine simpel gestrickte Geschichte mit einem vorgegaukelten Happyend ist. Das wahre Leben eines „potentiellen Superstars“ sieht tatsächlich ganz anders aus.

Wie auch in der Vergangenheit, seit der Auferstehung der großen Pop-Idole , wandeln von Jahr zu Jahr immer mehr Menschen auf dieser Erde herum, die ganz fest davon überzeugt sind, dass eines Tages bei ihnen eine gute Fee auftaucht, welche ihnen einen roten Teppich mit weißen Rosenblüten ausrollt und sie auf die ganz große Bühne zaubert. Dass die Erfolgreichsten im Showgeschäft weder prozentual, noch im Promillebereich, ja höchstens im μ (Mikroanteil – steht für 1/1000000) beziffert werden, im Vergleich zu denen, die es versucht und doch nicht auf die Kette gekriegt haben, wird wohl stark ignoriert. Die Devise lautet weitgehend – Get rich or die tryin‘. Der Glaube daran, das ganz große Stück vom Kuchen abzubekommen, zieht die Vorhänge ganz dicht zu, dass kein Sonnenstrahl der Vernunft mehr durchscheint. Es reicht ja vollkommen aus, die Unmenge der Musikaccounts auf DiYSpace, Shitbook und Woogle+ zusammen zu addieren und in Relation zu der Menge der wirklich großen Namen zu betrachten. Zugegeben, Mathe ist eh eins der unliebsamen Fächer. Scheiß was drauf, sagt der Vernebelte – verlassen wir uns mal auf die Intuition. Irgendwie klappt et schon.

Insgesamt ist die Musik ein sehr schönes Hobby, neigt jedoch, einen recht hart zu verführen und teils unvernünftig werden zu lassen. Wie die Sirenen, (da sind wir wieder bei ganz alten Geschichten) lockt und fesselt der Ruf des vermeintlichen Erfolgs in diesem Segment manch einen mit seinem betörenden Klang nach der schönen Welt des Glanzes und Erfolges. Und wenn man der Versuchung nicht widersteht, bzw. sich nicht absichert – geht man ohne Rettungsring ganz schnell unter.

Positive Nebenaspekte hat diese Maschinerie für gewisse Industriezweige jedoch – den Nutzen in Form guter Profite von den Verführten und Vernebelten für die kleine Gruppe der Hersteller diversester Tools zum auflegen und produzieren, sowie der Betreiber diverser DJ-MP3 Webshops wie Shitport & Co. Dieser Markt ist in den letzten Jahren enorm gewachsen. Tendenz steigend. Wodurch wohl?

Ich gehe nun mit meinen zwei nagelneuen Analog-Synthies herumspielen. Mit einem guten Gewissen, etwas zur Entwicklung wirtschaftlichen Lage meines Landes beigetragen zu haben.

Euer HomeBoy
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