Im Studio mit Kris Menace – Steinberg Cubase

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Ich nutze Cubase bereits seit vielen Jahren. Meine allerersten Gehversuche habe ich allerdings etwa 1992 mit der MIDI-Software Notator SL auf einem Atari-Computer gemacht. [Aus Notator entwickelte sich wenig später die Firma Emagic mit der Software Logic, Anm. d. Red.] Als ich dann allerdings von Steinberg Cubase hörte, bin ich sofort umgestiegen. Schon damals lagen die Vorteile für mich klar auf der Hand. Besonders eines der Features überzeugte mich: Endlich konnten die markierten Spuren in verschiedenen Farben gruppiert und angezeigt werden. Was damals ein wirklicher Vorsprung war und deutlich mehr Übersichtlichkeit in Produktionsgeschehen brachte. Seitdem bin ich Cubase treu geblieben und kann es heute als das virtuelle Herzstück meines Studios bezeichnen. Neben der Farberweiterung hatte Cubase damals auch unglaubliche MIDI-Erweiterungen, und die spätere Einführung von VST-Plugins revolutionierte schließlich die gesamte Musikproduktion. Damit wurde einfach mal ein komplettes Tonstudio inklusive Audiospuren in den Rechner verfrachtet. Heute erscheint das wie selbstverständlich. Wenn man zurückdenkt, war das ein echter Meilenstein und katapultierte Cubase an die Spitze meiner Softwaretools.

Insgesamt habe ich im Laufe der Zeit zwischen 600 und 700 Produktionen mit Cubase durchgearbeitet und glaube dennoch nicht, dass ich jemals die ganze Bandbreite der Software entdeckt habe. Vieles mache ich sicherlich anders, als es im Handbuch steht. Doch genau da liegt für mich auch ein Vorteil des Programms: Hat man das Grundprinzip verstanden, kann man kann einfach damit starten, ohne lange Bedienromane lesen zu müssen. Die angenehme Bedienoberfläche ermöglicht mir mittlerweile ein so schnelles Arbeiten, dass ich es nicht mehr missen möchte. Der Aufbau von Cubase ist aus meiner Sicht einfach logischer als bei manch anderem Sequenzer. Da tut sich besonders die neue Version 7 positiv hervor. Es gibt Zeiten, in denen träumte ich schon im Schlaf davon, wie ich meine Tracks in Cubase kreiere und wie ich die einzelnen Steps setzen muss. Bei keinem Programm komme ich so schnell ans Ziel. Es ist mir also sprichwörtlich in Fleisch und Blut übergegangen. Bevor ich den Rechner einschalte, habe ich meist auch schon einen Sound im Kopf, den ich dann ohne großen Aufwand umsetzen möchte. Da ich Musik sehr rudimentär angehe, benötige ich ein Programm, das mich nicht in eine bestimmte Bahn lenkt. Oder aufgrund seiner Struktur schon eine Art Passform vorgibt, aus der man sich kaum wieder lösen kann. Cubase gibt mir genau diese Freiheit. Ich kann vollkommen unbefangen produzieren und verschiedene Ansätze der Trackgestaltung verfolgen.

Abläufe erschließen sich sehr schnell, und Cubase ist in seiner Anordnung sinnvoll aufgebaut, wodurch ein wundervoll flüssiges Arrangieren möglich ist. Die Software bietet für mich die perfekte Grundlage, um sich komplett in die Musik fallen zu lassen, ohne dass einem die Software-Hürden in den Weg stellen. Nicht zuletzt sorgt das angenehm reduzierte Design dafür, dass man vollkommen intuitiv produzieren kann. Ich freue mich auch immer schon auf Updates, die stets einen ganzen Strauß an Innovationen mit sich bringen. Bei der neuen Version 7 überzeugt mich vor allem die erweiterte Spurverwaltung, das das intelligente Ein- und Ausblenden von Spuren im aktuellen Projektfenster erlaubt. Vielleicht sind die Steinberg-Entwickler diesmal ihrerseits in meinen Traum eingedrungen, um nachzuschauen, welche Wunschfunktion mir bislang noch fehlte. Jedenfalls bringt das noch mehr Übersichtlichkeit und folglich deutlich verbesserte Kontrolle beim Produzieren.

Seit Cubase 7 nun auch das Re-Recording eingeführt hat, dürften auch die Vorteile für Live-Musiker noch klarer sein. Das schätze ich sehr, denn gerade wenn ich Synthesizerlinien einspiele, kann ich die Hook oder Melodie nun blitzschnell recorden und diesen Vorgang bei Misslingen ohne Aufwand zigmal wiederholen. Der Equalizer kommt bei mir übrigens nicht ganz so häufig zum Einsatz. Wenn ich die Frequenzen schon mal nachregeln muss, geht es entweder sehr gut mit den internen EQ-Funktionen oder eben auch mit Plugins von Fremdanbietern wie Waves, auf die ich innerhalb von Cubase sehr gerne zurückgreife.

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Bei meinem Track „Amour Fou“ meines aktuellen Albums „The Entirety Of Matter“ beispielsweise hatte ich von Anfang an einen sehr breiten und bauchigen Sound im Kopf. Dominierende Subbäse, die einen mitnehmen und eine schöne Basis zu den Synthesizerlandschaften bilden. Beim Aufbau von Musik, die eher eine etwas breitere Masse anspricht, starte ich meist mit den Melodien, die ich dann als dominierenden Part sehe. Alle weiteren Sounds reihe ich dann harmonisch ein, wobei weiterhin ein gutes Grundgefühl herrschen muss. Bei dediziert Dance-elektronischen Stücken arbeite ich meist vom Beat ausgehend und spiele erst nach Erstellung des Drumgerüsts die ersten Chords ein. Die Beats selbst entwickle ich allerdings mit der Akai MPC Renaissance, die sich wegen des Direktzugriffs und der anschlagdynamischen Pads als idealer Begleiter für Drums erwiesen hat. Vielleicht etwas ungewöhnlich: Tatsächlich nehme ich die Beats erst als Audiospur mit der MPC auf und transportiere sie dann in Cubase. MIDI war mir für Grooves immer schon zu wackelig. Ich möchte in erster Linie Dinge live aufnehmen und das Gefühl einfangen. Dank der tollen Funktionen für Audio in Cubase lassen sich dann kleine Korrekturen und Anpassungen rasch und unproblematisch vornehmen.

Eine meiner absoluten Lieblingsfunktionen seit Beginn von Cubase ist übrigens „Autosave“. Diese sichert nach beliebter Häufigkeit Versionen der aktuellen Produktion und stellt somit sicher, selbst nach einem Stromausfall oder Rechnerabsturz wieder an den letzten Punkt seiner Arbeit zurückzukehren. Wer jemals alles verloren hat, weiß, worüber ich hier schreibe. Auch wenn Komplettabstürze früher aufgrund mangelnder Rechnerpower natürlich weitaus häufiger waren, als 2013. Zudem hat mich auch die Programmstabilität heutiger Cubase-Versionen bislang meistens davor geschützt, zum „Autosave“ zurückkehren zu müssen. Aber gerade beim Wechsel auf eine neuen Version, wie jetzt die 7, weiß man halt vorher nie so genau, wie der Rechner reagiert. Also: sicher ist sicher.

Letzten Endes muss natürlich jeder selbst seine Erfahrung mit der Software sammeln. Vieles ist selbstverständlich eine Frage der Gewöhnung. Für mich persönlich allerdings steht fest, dass Cubase auch weiterhin mein treuer Gefährte bleiben wird, da mich das Programm nie enttäuscht und den aus meiner Sicht den evolutionär nächsten Schritt genau richtig vollzogen hat.

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Kris Menace wird als eines der raren Multitalente unserer Zeit bereits seit 2005 für seine vielseitigen Produktionen international gefeiert. Dazu zählen sowohl die insgesamt drei LPs und diversen Singles unter eigenem Namen wie auch unterschiedlichen Remixe für LCD Soundsystem, Depeche Mode, Röyksopp, Air, Underworld, Moby, Benni Benassi, Martin Solveig, Paul Weller, Kylie Minogue und Lana Del Rel. Zukunftsweisende Projekte wie Cut Glass, Love on Laserdisc, Black Van und Stars on 33 runden die Diskografie ab. 2012 überzeugte er weltweit mit seinem von MTV präsentierten Album „Features“, das Kollaborationen mit renommierten Künstlern wie Miss Kittin, Robert Owens, Romanthony, Xavier Naidoo, Chelonis R Jones und Dodgy präsentiert. Aktuell stellt der aus der Nähe von Mannheim stammende Produzent sein lang erwartetes Album „The Entirety Of Matter“ vor. Für 2014 ist ferner die Veröffentlichung eines mit MTV Award-Gewinner Simon Lord aufgenommenen Albums geplant. 

www.krismenace.com
www.steinberg.de