IMS Ibiza: so war es auf der International Music Summit 2025

Ende April fand im 16. Jahrgang die IMS auf Ibiza statt, die International Music Summit. Der Fachkongress, der neben Panels, Podiumsdiskussionen sowie Meetings auch einige Musik-Events beinhaltet, eröffnet Jahr für Jahr die Sommersaison auf der Weißen Insel. Das FAZEmag vor Ort.

Für fünf Tage verwandelte sich Ibiza, die Insel, die eh schon als Herzensort der elektronischen Musik gilt, in das Epizentrum ebendieser. Die Szene traf sich oder besser gesagt, insbesondere auch die Branche. Denn bei der IMS handelt es sich zunächst um einen Fachkongress. Darüber hinaus gilt die von Pete Tong (BBC Radio 1) und Konsorten ins Leben gerufene Messe aber auch als das Opening der Saison – und wer Ibiza kennt, weiß, dass zahlreiche Event-Reihen weltbekannter Szene-Größen und -Marken sich ab Beginn der Saison mehrere Monate lang in den bekanntesten Top-Location des Planeten, hier auf Ibiza, die Klinke in die Hand geben.

Wir wollen auf die drei Haupttage der IMS zurückblicken. Welche Themen wurden diskutiert? Wie steht es um die Zukunft der elektronischen Musik auf globaler Ebene? Was erwartet uns in der nächsten Zeit an Trends, Entwicklungen und Veränderungen?

Während die Sonne am ersten Tag über der bezaubernden Bucht von Cala Llonga untergeht und sich über 1 5000 Delegierte zum Drink-Networking am Pool treffen, präsentiert von Ultra Records, wurden schon zahlreiche Inhalte diskutiert – und zuvor ein Resümee über die elektronische Musikbranche für das vergangene Jahr gezogen. Die Ergebnisse des IMS Business Reports 2025, der erneut von Mark Mulligan (MIDiA Research) erstellt und präsentiert wurde, könnt ihr hier nachlesen.

Was verbindet Länder, Szenen und Altersgruppen innerhalb der elektronischen Musik und wie löst man den Clash zwischen den Generationen auf? Zweiteres, eines der Hauptthemen der IMS. Die Szene hat sich verändert und eine neue Generation wächst heran, die anders feiert als die alte. Das Resultat von Elijah: „Das Band zwischen den Generationen sind Prinzipien und Ethik“ – eine sinnvolle These.

Wie auch im Vorjahr bleibt Afro-House das relevanteste Trend-Genre im internationalen Bereich. Kommerzielle Mainstream-Chart-Erfolge von Künstlern wie Hugel oder auch Keinemusik bestätigen das. Keinemusik geben diesen Sommer etwa ein XXL-Showcase in Berlin, auf dem Tempelhofer Feld, mit 30 000 Besuchern.

Zahlreiche Acts, wie etwa die ehemaligen Trance-Ikonen Armin van Buuren oder auch Tiësto springen auf den Hype-Train auf. Die globale Bewegung ist noch lange nicht ermüdet, im Gegenteil. Außerdem wieder im Trend: Drum ˈnˈ Bass – vier Jahrzehnte der Geschichte des Genres wurden auf der IMS abgehandelt.

Ein weiteres spannendes Thema bei den Podiumsdiskussionen: wie Manager und Artists miteinander agieren. Die Manager von Mochakk und Vintage Culture diskutieren mit Sophia Kearney von der Event-Reihe HE.SHE.THEY. Es gab Ratschläge rund um Auftritte, Musikarchive und Verhandlungen.

Am zweiten Tag standen sowohl zukunftsrelevante als auch zurückblickende Themen an. Zukunftsrelevant: etwa wie die schnelle Veränderung der Welt und der Szene sowie der Umgang mit KI in Bezug darauf an. Wie lassen sich in solchen Zeiten Zugänge zu einer gerechteren und besseren Industrie finden? Ein weiteres wichtiges Thema in politisch unsicheren Zeiten: Wie kann die elektronische Musikszene inklusiv bleiben, etwa für Trans*-Menschen? Die Künstlerin Softchaos dazu: „Es gibt Trans*-Künstler und -DJs, die für ihre Arbeit inhaftiert werden, weil sie mutig genug waren, ihre Geschlechtsmerkmale zu ändern“. Die Fragestellung dahinter: „Sie sind nicht sicher, wenn sie einen Job machen, über den die meisten Menschen nicht zweimal nachdenken würden. Was können wir – Sie – in der Musikbranche tun, um sie zu schützen? Ein weiteres Thema: ein Vortrag des Managements von John Summit, der auf dem Madison Square Garden einen ausverkauften Gig gab.

Rückblickend: der Vortrag des Autors Andy Crysell zu seinem Buch „Selling The Night“ über die Geschichte der elektronischen Musik, auch in Bezug auf Club- und Queer-Kultur. Außerdem: Ein Vortrag über die „stille Epidemie“, die Relevanz und die Wichtigkeit des Themas Hörverlust und Tinnitus in der Branche.

Ein wichtiger Beitrag, der Zukunft und Gegenwart miteinander vereinte: SHERELLE und DJ Flight blickten auf vier Jahrzehnte von Drum ˈnˈ  Bass und Jungle und forderten einen generationenübergreifenden Austausch. Der Tag war folglich geprägt von Zukunfts- und Vergangenheitsblicken oder, wie es die IMS selber formuliert: ein Fokus, „der auf die Vergangenheit schaute, um die Zukunft zu informieren“.

Am Freitag, dem dritten Tag, stand dann die große IMS Dalt Vila, neben weiteren Podiumsdiskussionen an. Die Saison wurde durch das Event, das auf einer historischen Festung, einem UNESCO-Weltkulturerbe, in Ibiza-Stadt stattfindet, eröffnet. Mehr als 1700 Gäste tanzten zu den Beats von Paco Osuna, Hugel b2b Major League DJz, Korolova, Pete Tong b2b Deer Jade, TSHA b2b Bradley Zero, Girls Don’t Sync und Luxi Villar. Die offizielle Afterparty fand im Anschluss im Chinois statt. Doch auch in den anderen Clubs der Insel ging es ab. Die Sommersaison ist da!

Themen des Tages waren: ein nachhaltiges Ökosystem für das globale Nachtleben, der generationsübergreifende Austausch mit den Werten der Technokultur im Fokus (etwa Detroit-Pionier Kevin Saunderson im Austausch mit Sohn Dantiez) sowie etwa der zunehmende Einfluss und die Rolle Afrikas in der Landschaft der globalen elektronischen Musikkultur.

Einige Zitate:

Ellis Coles, Booker: „Viele große Agenturen sehen die Clubkultur nicht als wertvoll an: Es geht ihnen nur um Festivals mit hohen Eintrittspreisen und um den Aufbau von Gebühren und Ticketdaten. Sie sehen die Basis oder kleinere Veranstaltungsorte nicht als wichtig an.“

HUGEL: „Wir sind im Moment die Nummer eins unter den Latin-House-Labels der Welt. Das kommt einfach von zwei Typen, die nicht wirklich wussten, was sie taten – aber an den Sound glaubten.“

MC Chickaboo: „Die Leute kommen auf mich zu und sagen: ‚Meine Mutter hat zu dir geravet‘ oder ‚Mein Vater hat zu dir geravet‘. Da fühle ich mich zwar alt, aber ich finde es toll, dass diese Eltern glücklich sind, dass ihre Kinder zu D’n’B-Veranstaltungen gehen und die Fackel weiter tragen.“

Unser Fazit: Die elektronische Musik boomt und verändert sich nach wie vor stetig. Wie wir sie zukünftig gestalten, liegt in unserer aller Hand, auch, wenn die Szene immer von äußeren Einflüssen gestaltet wird. Arbeiten wir doch mit diesen und versuchen, aus der Vergangenheit, im Hier und Jetzt zu lernen. Oder wie die MAYDAY schon in den 90er-Jahren feststellte: Forward ever, backward never. Man sieht sich im nächsten Jahr! Für das kommende Jahr könnt ihr euch hier jetzt schon registrieren.

PS: Wer eine umfangreiche Übersicht über Clubs, Ausgehtipps, Event-Reihen, Kulinarik und weitere Reiseziele auf der Ibiza zu dieser Saison erhalten möchte, dem empfehlen wir unsere April-Ausgabe, das FAZEmag 158. Diesen lag der offizielle Ibiza-Beileger zur diesjährigen IMS bei, den wir erstellt haben. Der Beileger bietet einen umfassenden Überblick über die Saison, Partys und allem was sonst so wissenswert ist. Hier entlang.

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