In eigener Sache: Statement zur Kolumne von Marc DePulse „Die Baukasten-DJane startet durch“

Mit unserer Kolumne von Marc DePulse „Die Baukasten-DJane startet durch“ vom 06.02.2017 auf unserer Website haben wir große Irritationen ausgelöst.
Wir weisen darauf hin, dass eine Kolumne die Meinung eines Autors wiedergibt und diese nicht immer die Meinung der Redaktion darstellt. Und in diesem Fall stellt der Inhalt der Kolumne die Meinung der Redaktion explizit nicht dar.
Dennoch sagen wir in diesem Fall, die Kolumne hätte in der Form nicht veröffentlicht werden dürfen. Der Autor Marc DePulse hat dieses Thema satirisch und überspitzt dargestellt. Das ist auch aus unserer Sicht nicht gelungen und auch wir haben den Artikel damals falsch eingeschätzt. Dafür bitten wir ausdrücklich um Entschuldigung.
Das FAZEmag steht für Gleichberechtigung, wir verurteilen Sexismus, Rassismus und Diskriminierung aufs Äußerste. Es lag weder in unserer noch in der Intention des Autors, mit dieser Kolumne jemanden zu verletzen.

 

Und lest hier das Statement von Marc DePulse:

 

https://www.instagram.com/p/CMxJLz3B_Mw/

 

Ihr Lieben,

natürlich möchte ich unbedingt ich zu dem Thema Stellung nehmen, was gestern zu Tage kam.

Es geht hier um einen Artikel, der im Rahmen meiner Kolumne „Aus dem Leben eines DJs“ im Faze Magazin erschien. Geschrieben habe ich den Artikel vor fünf Jahren, erschienen ist er im Februar 2017. Meine Texte sind immer subjektive Beobachtungen aus meinem Leben als Musikproduzent und als reisender DJ. Sie sind natürlich auch überspitzt und satirisch. Nur eine Absicht verfolge ich niemals: jemanden zu beleidigen oder in irgendeiner Weise zu diskriminieren.

Ich möchte mich in aller Form dafür entschuldigen, dass ich in meiner Kolumne „Die Baukasten-DJane startet durch“ Worte gewählt habe, die einen falschen Anschein erwecken und die andere Menschen verletzt haben. Meine Intention war es unter keinen Umständen, weibliche DJs unter einen wie auch immer gearteten Generalverdacht zu stellen oder gar sexistisch zu diskriminieren. Dafür habe ich viel zu viel Respekt gegenüber meinen geschätzten Kolleginnen. Ich habe mich über ein mir seinerzeit aufkommendes Phänomen selektiv satirisch äußern wollen. Das ist mir nicht gelungen, was mir sehr leid tut. Zum Zeitpunkt als ich den Blog geschrieben habe, ging es mir schlichtweg darum, ein Konstrukt/Produkt (egal welchen Geschlechts) zu kritisieren, was in den Markt hinein installiert wurde. Mir missfiel in diesem Zusammenhang die fehlende Authentizität und der fehlende Bezug zu Kunst, Kultur und Leidenschaft und in keinster Weise der Fingerzeig auf das weibliche Geschlecht. Denn natürlich haben die meisten Künstlerinnen bzw. befreundete Kolleginnen ihr Treppchen ganz ohne fremde Hilfe erklommen.

Es liegt mir absolut fern, sexistischen Content zu teilen, geschweige denn überhaupt solche Gedanken in mir zu tragen. So war ich noch nie und so werde ich auch nie sein. Im Gegenteil: Ich verurteile und verabscheue solche Haltungen. Egal ob sexistisch, diskriminierend und – wo wir schon mal dabei sind: rassistisch. Wer mich kennt, weiß, dass ich mich schon immer für Gleichberechtigung stark gemacht habe. Wer mich nicht kennt, dem gebe ich gern einen Einblick in meine Gedanken: Frauen sind, genau wie Männer, ein essentieller Bestandteil unserer Szene, ohne die es dieses „wir“, dieses Miteinander nicht geben würde. Ich produziere seit vielen Jahren Musik mit Frauen (u.a. Xenia Beliayeva, Just Her oder aktuell Maria Die Ruhe), lasse mich von zwei absoluten Power-Frauen vertreten (meine Agentur, Juliane und Eva – wer weiß wo ich ohne sie wäre!!!), unterstütze gerade in Corona-Zeiten auch Frauen aus meinem Umfeld und gebe Frauen über meine Podcastreihe HOW I MET THE BASS eine besondere Aufmerksamkeit. Dort ist mindestens seit Beginn (2015) jeder runde Podcast von einer Künstlerin (#10,20,30, etc. – im Mai kommt bereits die #200). Das mache ich nicht, weil es ein Trend ist, sondern weil es mir ein Bedürfnis ist. Es kostet viel Zeit, ist immer ein ziemlicher Aufwand, bringt keinen Penny ein – aber das ist es mir wert. Für den Sommer habe ich mir übrigens Louisahhh, eine bekennende Femistin, für einen Podcast und ein Interview eingeladen. Diese Inhalte sind wichtig, da hinter jeder Musik auch ein Mensch mit vielen Motivationen und Wünschen steht. Egal ob m/w/d.

Im Einvernehmen mit dem Faze Magazin haben wir den Artikel offline genommen. Ich habe damals Worte gewählt, die ich heute auf gar keinen Fall wieder wählen würde. Einfach, weil es mittlerweile auch genügend Beispiele gibt, wie Menschen – völlig egal welchen Geschlechts – ihre Buddys gegenseitig pushen, fördern und groß machen und mittlerweile zur Normalität geworden ist. Und was ja anno 2021 auch okay ist.

Zum Schlusssatz der Kolumne: „Miss DePulse“ will übrigens kein DJ werden. Würde sie es doch wollen, würde ich sie selbstverständlich unterstützen, aber nicht aus dem erwähnten Zahnrädchen heraus. So war das anno dazumal gemeint. Ob es meine Tochter wird, keine Ahnung? Es wäre schön, wenn sie mal in Papa’s Fußstapfen tritt. Ich könnte ihr sicherlich sehr viel beibringen. Aber ihr stehen – wie jedem von uns – alle Wege und Möglichkeiten offen und das möchte ich mit meinem Statement auch verdeutlichen: We’re in this together. Wir müssen uns alle gegenseitig hören, sehen und vor allem helfen. Dafür gilt auch mein Dank an @iam_a_dj für eure Arbeit und für die Offenlegung. Solche Themen sensibilisieren, bringen uns zusammen und schützen die Betroffenen.

Da mich seit gestern viele Nachrichten erreicht haben, habe ich nur eine Bitte. Bitte recherchiert, hinterfragt und setzt euch mit Menschen persönlich auseinander, bevor ihr sie in der Öffentlichkeit zerreißt. Stellt mir gern Fragen, lasst uns darüber reden. Ein paar bekannten Gesichtern habe ich schon Gesprächsangebote geschickt.

Ich möchte mich gern noch einmal persönlich bei jedem entschuldigen, den dieser Beitrag getroffen hat. Das war ein Fehler, der mir aufrichtig leid tut.

Bitte lasst uns nett zueinander sein, das ist heute wichtiger denn je.

Bleibt gesund,

Marc