Janus Rasmussen – Zwischen Färöer und Island

Im März erschien das erste Soloalbum von Janus Rasmussen. Eine Besonderheit, denn bisher machte der Färinger – so heißen die Bewohner der Färöer Inseln – vor allem zusammen mit dem Isländer Ólafur Arnalds auf sich aufmerksam: Als Kiasmos veröffentlichen sie bereits seit vielen Jahren Musik. Nun begab sich Rasmussen auf Solopfade und präsentiert sein Album über Christian Löfflers Ki Records.

 

Es muss sich ungewöhnlich angefühlt haben, so ganz allein in seinem Studio im Hafen von Reykjavík. Schließlich war und ist Janus Rasmussen durch das Electro-Pop-Quartett Bloodgroup sowie das Duo Kiasmos vor allem in Teamarbeit geübt. „Ich muss zugeben, es war anfangs wirklich merkwürdig! Während der laufenden Produktion erkannte ich außerdem den Wert einer Zusammenarbeit mit anderen Musikern, vor allem im Hinblick auf Ideenfindung, direktes Feedback oder gemeinsame Improvisation.“ Doch wie immer im Leben gibt es auch hier die andere Seite der Medaille: keine Kompromisse, keine Absprachen und alle Fäden in der Hand. Sicherlich eine ebenso positive wie aufregende Erfahrung für den Skandinavier. „Allein zu arbeiten, hat auf jeden Fall auch seinen Reiz – und den möchte ich nicht mehr missen. In dieser Zeit kannst du all deinen Ideen Leben einhauchen und ihnen Zeit geben, sich zu entwickeln.“

Laut dem DJ und Live-Act war es bereits höchste Zeit, diesen Schritt zu gehen – und es soll nicht der letzte gewesen sein auf seinem Solopfad, dessen ist sich Rasmussen sicher. „Ich habe noch so viele Ideen, die ich gerne ausarbeiten würde, es wird also definitiv nicht bei diesem einen Album bleiben.“ Was sich unter anderem für Kiasmos-Fans zunächst düster anhören mag, ist jedoch nur halb so schlimm, denn der Künstler macht schnell deutlich, dass die gemeinsame Arbeit mit Ólafur Arnalds auch in Zukunft nicht vernachlässigt wird. „Die Planungen für ein neues Kiasmos-Album laufen bereits. Und Ólafur und ich freuen uns schon sehr darauf!“ Momentan liegt der Fokus jedoch noch auf dem neuen Album „Vín“, in dem Rasmussen unter anderem eine Menge Field-Recordings verarbeitet. „Viele der Sounds nahm ich außerhalb des Studios auf und editierte sie im Nachhinein. Manche wurden dabei komplett verfremdet, manche kaum angerührt. Doch ganz egal, wo ich mich zuvor aufhielt, ich nahm das ein oder andere Geräusch mit nach Hause. Unter all den Aufnahmen finden sich zum Beispiel die des Ozeans, das Klackern einer beliebigen Fahnenstange oder auch mein Auto. Der Titel ‚Vín‘ bedeutet in meiner Muttersprache Färöisch sowie auf Isländisch übrigens so viel wie ‚Alkohol‘ oder ‚Wein‘.“

Zu Island hat Janus Rasmussen eine enge Bindung. Hier hat er neben dem Studio im Hafen der Hauptstadt auch ein Zuhause gefunden. Die Insel lockt nicht nur mit ihrem beeindruckenden Naturschauspiel jährlich zahlreiche Neugierige an, auch attraktive Events ziehen große Kreise. „Meine Tour mit Christian Löffler startet diesen Monat und gegen Ende April werde ich ein Live-Set auf dem Sónar Reykjavík spielen.“ Noch ein Grund mehr also, sich so schnell wie möglich gen Norden aufzumachen – ihr werdet es nicht bereuen!

 

Aus dem FAZEmag 086/04.2019
Text: Julian Haußmann
Bild: Jeaneen Lund
www.facebook.com/janusrasmussenmusic