Mano Le Though – Klassenziel erreicht

Mano_Le_ToughEs ist eins dieser Debütalben, auf die man eigentlich schon seit Jahren wartet. Seit man die ersten EPs gehört hat, wird man den Verdacht nicht los, dass das eine lohnenswerte Angelegenheit werden könnte. Also wartet man ab, nimmt weitere EPs mit und ist entzückt über die Ankündigung, dass es nun bald soweit ist. Eine hohe Erwartungshaltung, die der irische DJ und Produzent Niall Mannion aka Mano Le Tough unbewusst nicht nur bei mir erzeugt hat und die er auch ganz locker erfüllen kann. Ob er will oder nicht. Aber was kümmert es ihn auch, den Unbekümmerten, der einst aus dem Küstenstädtchen Greystones nach Dublin zog, um alsbald in Berlin zu landen, einem Tummelplatz Gleichgesinnter und dem vorläufigen Ziel seiner Träume.

Hier lebt er nun seit gut sechs Jahren und verbreitet seine Housemusik, die innerhalb kurzer Zeit Fans und Kritiker ins Schwärmen brachte. Ja, sogar ein Spruch wie „Dank Mano Le Tough habe ich keine Angst um die Zukunft von House“ von Âmes Kristian Beyer soll schon gefallen sein. Aber er lächelt so etwas dann mit seiner zurückhaltende Art einfach weg, ist wenig beunruhigt oder beeindruckt von solch einem Statement. „Schön, so etwas zu lesen, ein tolles Kompliment“. Damals in Dublin unternahm er die ersten Schritte als DJ und übergab auf einer Party Prins Thomas ein Demo, während sich kurz zuvor Tensnake meldete, als er die Musik von Mano auf Old Myspace entdeckte. Das kann kein schlechter Einstand sein, wenn man seine ersten Tracks auf Internasjonal und Mirau veröffentlichen kann. Weitere EPs folgten dort, später auch auf Buzzin Fly und schließlich Permanent Vacation, wo nun „Changing Days“ erscheinen wird. Alben aus dem Zirkel elektronischer Tanzmusik sind nicht selten eine vage Angelegenheit, oft genug steht man dem uninspirierten Treiben auch ratlos gegenüber. In Schulzeiten stand dann in solchen Fällen „Thema verfehlt“ unter der Klassenarbeit. Die Note für den kleinen Niall war hoffentlich besser, sollte man von heute auf damals Rückschlüsse ziehen, dann war sie es auf jeden Fall. Das Album schmeckt außerordentlich gut, ein Zehn-Gänge-Menü, das sehr gut aufeinander abgestimmt ist, aber dennoch Gang für Gang seine Eigenheiten hat. Es variiert in Tempo, Stimmung und Tiefe. Mano Le Toughs Housemusik ist ein Blick nach vorne, mit subtilen Abstechern zu Techno-Signalen, in den Discohimmel oder ins herrlich verdrehte Jazz-Muckertum. Und zwischendurch findet man sich dann auch auf den weiten grünen Wiesen der irischen Insel wieder. „Changing Days“ verändert deinen Tag, und hat auch Mano verändert, der zwar noch lange nicht an Ende seines Weges angekommen ist, der aber eine gewaltige Etappe geschafft hat. Komplett allein eingespielt, ohne Kollaborateure. Ganz bewusst. „Das habe ich deshalb so gemacht, weil ich ein sehr persönliches Album erschaffen und mit dem Hörer direkt kommunizieren wollte, Ich habe nichts gegen Gast-Vokalisten, aber für mich hat es einfach Sinn gemacht, meine eigene Stimme zu nutzen. Es war immer klar für mich, dass ich ein Album machen möchte, um mich auszudrücken und darzustellen, das ist mir sehr wichtig und es hat mich viel zeit gekostet, das zu lernen.“ So wie er es abgeliefert hat, macht das absolut Sinn. Und Spaß. Es funktioniert. Was will man mehr? Das möglichst viele Leute das ähnlich sehen.

Meine erste Platte:
„Let Me Be Your Fantasy“ von Baby D, als Kassetten-Single.
Mein absoluter Lieblingssong:
Unmöglich einen zu benennen …
Die erste Platte, die ich aufgelegt habe:
Das war wahrscheinlich „Star Guitar“ von den Chemical Brothers.
Meine Geheimwaffe:
Ist ein Geheimnis …
Mein Lieblingsclub:
Berghain
Diesen Track habe ich mir zuletzt gekauft:
NS08 von Levon Vincent.
Ein Tag ohne Musik ist …
still
Wenn ich kein DJ geworden wäre, dann wäre ich …
in großen Schwierigkeiten …

FAZEmag 013/03.2013

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www.perm-vac.de

Foto: Jan Kapitän