Moby – Die Kirsche auf der Torte

Credit: Travis Schneider

Vor ziemlich genau einem Jahr veröffentlichte die Electronic-Music-Legende Moby sein Debütalbum auf Deutsche Grammophon. Unter dem Titel „Reprise“ fasste er seine 30-jährige Karriere in akustischen und orchestralen Arrangements neu zusammen und lieferte klassisch angehauchte Reworks einiger seiner ikonischen Hits wie „Go“, „Porcelain“ oder „Lift Me Up“. Und weil wir alle nicht genug Moby kriegen können, setzt der bekennende Verfechter von Tierethik und Menschenrechten noch einen drauf: ein „Reprise“-Remix-Album, für das sich der New Yorker zwölf auserwählte Künstler*innen ins Boot holte, die die ohnehin schon berauschende Moby-Soundwelt neu ausloten. Mit dabei sind beispielsweise Anfisa Letyago, Max Cooper und Mathame. Und auch Moby selbst steuert vier eigene Remixes bei.

„Mobys Musik begleitet mich schon mein ganzes Leben lang, deshalb war es etwas ganz Besonderes für mich, diesen Remix zu machen“, sagt etwa Christian Löffler über seine Neuinterpretation zu „Porcelain“, der auf der LP gleich viermal zu finden ist. Neben Löffler steuert auch der Techno- und House-Produzent Bambounou aus Paris seine Version des Klassikers bei und der langjährige Berghain-Resident Efdemin liefert neben seinem Remix sogar noch eine zusätzliche Dub-Edition. „Lustigerweise muss ich zugeben, dass der größte Teil von Mobys Werk an mir vorbeigegangen ist, bis ich vor kurzem die Gelegenheit hatte, an „Porcelain“ mitzuwirken, das mir sehr gut gefallen hat. Während Moby natürlich immer als Phänomen in den Medien präsent war, habe ich es irgendwie geschafft, die meisten seiner für viele so wichtigen Hits in den 90er-Jahren zu ignorieren. Diese Art von Amnesie hat mir geholfen, mit großer Freiheit an neuen Versionen zu arbeiten, da ich das Original von ‚Porcelain’ nicht kannte, ob du es glaubst oder nicht“, bekennt sich der aus Kassel stammende DJ und Produzent schuldig, macht das Versäumnis mit seinen exzellenten Reworks aber wieder gut.

„Meine Intention für das Remix-Album war es, die Originaltracks in einen neuen klanglichen Kontext zu setzen. Ich wollte das Gefühl wiederherstellen, das ich hatte, wenn ich früher in New Yorker Nachtclubs gegangen bin, zu einer Zeit, in der Dance Music noch echter Underground war.“ – Moby über seine Intention hinter dem Remix-Album

Einen tollen Beitrag zum Album leistet derweil auch der nordirische Live-Act und Produzent Max Cooper, der mit seinen Releases auf Traum Schallplatten bekannt wurde. Auf die Frage, warum er sich den Track „Natural Blues“ für seinen Remix ausgesucht hat, antwortet er: „Für mich ist es eines der ikonischsten Stücke. Ich wollte diese wunderschönen Harmonien weiter ausbauen, merkte jedoch, dass es bei nahezu perfekten Stücken wie ‚Natural Blues’ unmöglich ist, sie in ihrer ursprünglichen Form zu remixen. Also begann ich mit einer umfassenden Dekonstruktion und Rekonstruktion des Musikstücks […]. Das Ganze wurde zu einem riesigen Energiebündel. Ich kann es kaum erwarten, es auf Festivals zu spielen.“ Geprägt wurde Cooper während seiner Karriere auch vom Gesamtalbum „Play“, auf dem auch „Natural Blues“ zu finden ist. „Ich hörte das Album zu einem wichtigen Zeitpunkt in meinem Leben, als ich das erste Mal mein Zuhause verließ, um mich auf die Suche nach musikalischen Inspirationen zu begeben. In dieser Zeit entdeckte ich so viele neue Dinge und entwickelte meine manchmal ungewöhnliche Mischung aus musikalischen Einflüssen, die immer noch alles durchdringen, was ich mache. Moby war ein großer Teil davon, sowohl auf der Rave- als auch auf der Downtempo-Seite, und hat mir gezeigt, wie ein Künstler Genres überschreiten kann.“

„Reprise Remixes“ von Moby enthält Neuinterpretationen von Bambounou, Biscits, Max Cooper, Efdemin, Anfisa Letyago, Mathame, Planningtorock,Topic, Felsmann + Tiley, Peter Gregson und Christian Löffler. Das Album ist am 20. Mai via Deutsche Grammophon erschienen.

Aus dem FAZEmag 124/06.2022
Text: Hugo Slawien
Foto: Travis Schneider
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