Omnitronic Gnome 202P – Westentaschen-Mixer

Der Trend, bei dem Hardwareschmieden ihre Tools entwickeln, geht eindeutig in zwei Richtungen: auf der einer Seite überdimensionale, extravagante Systeme, wie die langsame Einstreuung von Modular-Systemen in den Mainstream seit Jahren beweist, andererseits immer kleinere, mobilere und allumfassendere Kompaktlösungen. Das gilt nicht nur für Synthesizer, Sampler, DJ-Controller, sondern natürlich auch bei dem Gerät, an dem diese Signale zusammenlaufen – dem Mischpult. Vom raumergreifenden Mixing-Desk bis zum Mini-Battlemixer verläuft das Spektrum. Im FAZEmag-Test ist einer der kleinsten DJ-Mixer auf dem Markt, der neue Gnome 202P von Omnitronic.

Auf 27 x 6 x 10 Zentimeter finden sich hier zwei DJ-Kanalzüge, vereint mit einem MP3-Player und der Möglichkeit Audio per Bluetooth von einem externen Device, zum Beispiel einem Laptop, einem Smartphone oder eines CD-Spielers zu streamen. Die zwei Kanalzüge sind mit einem 2-Band-Equalizer ausgestattet, der die Bässe und Höhen sowie den Gain regelt. Unter den zwei Channels gibt es drei Potis, welche die Master-Lautstärke, die Lautstärke des Mikrofons sowie den Vorhörpegel regeln. Außerdem bestimmt ein Crossfader das Mischungsverhältnis der beiden Kanäle. Im oberen Bereich des Mixers findet man alles für die externe Zuspielung durch MP3-Player und Bluetooth. Im Mittelpunkt steht ein kleines, aber helles Display, das Informationen über die abgespielten Tracks anzeigt. Daneben ist ein USB-Port, der kompatibel mit Datenträgern bis 32 Gigabyte ist. Direkt darunter ist die Transport-Sektion, mit der die Wiedergabe des MP3-Players gesteuert werden kann. Ergänzt wird diese Sektion von dem „Pairing“-Knopf , der den Gnome über Bluetooth mit anderen Devices verbindet. Die maximale Entfernung zum verbundenen Device, von dem man per Bluetooth streamt, gibt Omnitronic mit zehn Metern an – was im Test mal mehr, mal weniger gut geklappt hat. Per Knopfdruck kann dann gewählt werden, ob man auf Kanal 1 den Sound des ersten Line-Inputs hören möchte oder das Signal entweder des MP3-Players oder des Bluetooth-Streams.

Die Oberfläche des Mischpults ist aus gebürstetem Aluminium, das – wie alle Elemente am 202P – sehr robust daherkommt und einem roughen, strapazierfähigen Eindruck hinterlässt. Die schwarzen Potis bieten einen angenehmen Widerstand und auch der Crossfader ist sehr leichtgängig, wenn auch nicht so wertig wie bei einem wesentlich teureren Modell von Pioneer oder Allen & Heath.

Trotzdem fühlt sich alles so an, als ob man hiermit jahrelang seinen Spaß haben kann, ohne dass die Anschlüsse oder Fader abfallen, was vor allem in dieser Preisklasse absolut nicht selbstverständlich ist. Einziges Manko ist der geringe Abstand der einzelnen Elemente zueinander, der bei solch kompakten Tools anfällt. Hier muss man auf seine Finger achten.

Anschlussseitig unterliegt hier alles dem Clubstandard: zwei Mal Cinch als Input und Output, dazu jeweils einmal große Klinke für Mikrofoneingang sowie den Kopfhöreranschluss. Der zweite Master-Output ist sicherlich zum Recorden eines Events oder eines DJ-Sets eingebaut. Hat euch bei der Beschreibung der Oberfläche eigentlich ein Button gefehlt? Etwa der, mit dem man den Cue einem der Kanäle zuweisen kann, um bewusst den nächsten Track vorzuhören? Keine Sorge, Omnitronic hat dafür einfach nur einen ungewöhnlichen Workflow. Kanal 1 wird auf die linke, Kanal 2 auf die rechte Seite des Kopfhörers gepannt. Das wird definitiv für akrobatische Moves mit den Headphones sorgen, braucht aber nur Gewöhnung.

Der Equalizer macht dabei eine unerwartet gute Figur, da er relativ weich klingt und doch gut zupackt. Jedoch kein Vergleich zu den momentanen Clubmixern, da diese mit mindestens drei Frequenzbändern ausgestattet sind, die einem beim Mischen wesentlich mehr künstlerische Freiheit lassen. Natürlich sind hier weder ein Aux-Kanal für externe Effekte oder gar interne Effekte am Start. Aber wenn es einfach darum geht, Tracks auf einer Veranstaltung an die Anlage anzupassen oder einen Übergang etwas flüssiger zu gestalten, ist man auch über zwei EQ-Bänder froh. Leider sind sowohl Equalizer als auch Gain-Regler nicht mit genauen Dezibel-Angaben beschriftet, so dass man sich hier ganz auf sein Gefühl verlassen muss.

Beim Testen bin ich echt erstaunt vom Sound des Kleinen – ein sehr klarer, druckvoller Klang, den man auf großen, professionellen Veranstaltungen nutzen kann.

Ich denke, dieses Mischpult passt mitsamt seinem Zubehör in die eigene Jackentasche und hat gegenüber professionellem Equipment der Oberklasse noch weitere Vorteile. Da spielt auch der Preis von knapp 60 EUR eine Rolle.

Damit kommen wir auch schon zur Zielgruppe des Omnitronic 202P: Im Test konnte ich problemlos Sets mit Turntables, CDJs und Controllern mixen. Neben DJs, die mit unkonventionellem Equipment liebäugeln, kommt der Minimixer auch für jede Veranstaltung in Frage, die zwei Stereo-Audioquellen und ein Monosignal summieren und pegeln möchte. Soll heißen, das DJ-Set kann auch von einem MC oder einem Gitarristen über den Mikrofoneingang ergänzt werden. Oder eine Jam-Session mit einer Drummaschine und zwei Synthesizern wird hier für wenig Geld ermöglicht. Und natürlich jede WG-Party, Bar, Keynote oder Rede, bei der man mehrere Sound-Quellen wie Smartphone, Laptop, CD-Player nutzen möchte.

Im Lieferumfang enthalten sind Netzteil sowie Cinchkabel. Der Preis beträgt 59,90 EUR (UVP).

Text: Bastian Gies
www.steinigke.de/omnitronic

 

Das könnte dich auch interessieren:
Pioneer DJ stellt neuen Flaggschiff-Mixer vor
Omnitronic TRM-202 MK3 – Mixen wie Larry im Paradise