Schikane und Bußgeld: Techno-Club wendet sich mit offenem Brief an Bürgermeisterin

Schikane und Bußgeld: Techno-Club wendet sich mit offenem Brief an Bürgermeisterin

Seit über 20 Jahren befindet sich in der Jüdenstraße 13b in Göttingen das Lokal E-Keller. Die Event-Location wurde in Vergangenheit von diversen Veranstaltern genutzt und lief unter verschiedenen Namen wie Big Fun, Rodeo Bar, Capo Bar, Nightfly’s und Bubbels. Aktueller Mieter der Basement-Venue ist das Team vom E-Keller, das in den Räumlichkeiten regelmäßig elektronische Partys organisiert. In der Studentenstadt – nicht gerade als Techno-Metropole bekannt – ist der Club eine der wenigen Anlaufstellen für Subkultur und entsprechend unverzichtbar für die dazugehörige Community. Doch jetzt gibt es Ärger mit den Behörden: Das Ordnungsamt Göttingen wirft dem E-Keller-Team eine Missachtung der Nutzungsgenehmigung vor, untersagt den Verantwortlichen die zukünftige Nutzung der Location und erteilte darüber hinaus ein horrendes Bußgeld. Der E-Keller reagierte mit Verständnislosigkeit und einem offenen Brief an die Bürgermeisterin der Stadt.

„Es wurde mit dem Vermieter und dem Ordnungsamt bei Übernahme des Lokals abgesprochen, dass die Nutzung durch uns genauso weitergeführt wird, wie zuletzt seit 20 Jahren“, heißt es in dem Schreiben, das an Bürgermeisterin Petra Broistedt adressiert ist. Das Ordnungsamt hingegen scheint plötzlich anderer Meinung zu sein und wies kürzlich darauf hin, dass der Bebauungsplan des Gebäudes eine Fortführung des Betriebs nicht erlaube. „Gleichzeitig wurde uns mitgeteilt, dass wir bei Übernahme eine Nutzungsänderung hätten beantragen müssen; was uns von den Behörden allerdings erst jetzt mitgeteilt wurde“, erklärt das E-Team weiter und fragt sich: „Warum wurde die Nutzung des Lokals als Partylocation – in genau dieser Form – jahrelang von der Stadt und den Behörden geduldet uns uns genau jetzt untersagt?“

Ob der E-Keller in absehbarer Zeit Antworten auf seine Fragen finden wird, wird sich zeigen. Fakt sei jedoch, dass sich Göttingen durch ein derartiges Verhalten seitens Stadt und Behörden immer unattraktiver für junge Menschen mache: Kulturelle Vielfalt, Toleranz, Individualität und Subkultur suche man mittlerweile nahezu vergebens.

„Wir sehen uns daher gezwungen, auf diesen kulturellen Missstand in unserer Stadt aufmerksam zu machen und bitten Sie, sehr geehrte Frau Broistedt, die Handlungsweise Ihrer Ämter und Behörden zu überdenken und uns Vorschläge zu machen, wie wir unseren Betrieb so weiterführen können, wie es schon seit vielen Jahren im selben Lokal der Fall war“, heißt es abschließend.

Der E-Keller hat sich in den vergangenen Jahren ein Netzwerk aufgebaut, das verschiedene Genres der elektronischen Musik von Techno und House über Drum n‘ Bass bis hin zu Hardtekk vereint. Aufgelegt haben im E-Keller, das seinen Fokus auf lokale Acts aus der Region richtet, bisher Artists wie XDB, Rocco Caine, oder Marie Schwarz.

Hier könnt ihr den vollständigen Brief lesen:


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