SPIELHAGEN: elektronische Musik trifft auf kreativen Chorgesang – von der Loveparade zur Fashion Week

SPIELHAGEN: elektronische Musik trifft auf kreativen Chorgesang – von der Loveparade zur Fashion Week

Elektronische Musik trifft auf individuellen Chorgesang: SPIELHAGEN – das ist ein Chor-Kollektiv aus Berlin, das neue Fusionen wagt und dabei die Welt der elektronischen Musik mit einbezieht. Gleichzeitig ist es das Herzensprojekt der Leiterin Cora, mit der wir ein Interview geführt haben. Cora hat uns erzählt, wie sie genau auf die Idee für SPIELHAGEN gekommen ist, an wen sich das Projekt richtet und was demnächst so geplant ist. Außerdem zieht sie Zusammenhänge zur Berliner Club – und Technokultur und sogar zur damaligen Loveparade …

SPIELHAGEN bezeichnen sich selbst als „Deutschlands erster EDM-Chor“ – wobei mit EDM eine breitere elektronische Facette gemeint ist als man vielleicht im ersten Moment denkt. Gemeint ist das Aufbrechen von Grenzen verschiedener Musikwelten. Das Berliner Team fusioniert elektronische Musik mit Chorgesang, wobei für den 14-köpfigen Chor der Individualismus jeder einzelnen Stimme im Vordergrund steht – eine Gemeinschaft, die durch die Unterschiede der einzelnen Mitglieder entsteht.

Das Projekt besteht bereits seit 2019 und hat schon einige große Highlights hinter sich. So traten SPIELHAGEN beispielsweise auf der London Fashion Week auf, aber im Kontrast auch auf dem Schwul-Lesbischen Stadtfest in Berlin. Die Besucher der Shows: so divers wie die Gruppe selbst.

Für die nächste Zeit plant die gebürtig aus Berlin kommende und dort nach wie vor lebende kreative Leiterin Cora Liebig eine Ausweitung der künstlerischen Tätigkeiten des Kollektivs und sucht dafür Hilfe im Bereich Management und Verwaltung, um sich auf den Kreativteil konzentrieren zu können.

Cora hat selbst eine intensive Vergangenheit in der Berliner Club- und Technokultur, gleichzeitig in der Eventbranche und im Chorbereich. Im Interview verrät sie uns, wie ihre Idee zu SPIELHAGEN mit der Berliner Clubkultur und den Werten der Technokultur zusammenhängt, was der Grundgedanke hinter SPIELHAGEN ist und welche ambitionierten Pläne sie für die nächste Zeit verfolgt. Von der Loveparade bis hin zur London Fashion Week – ein Werdegang, der zeigt, wie (elektronische) Popkultur und andere Bereiche sich miteinander verweben können und daraus Neues, Vielfältiges entsteht – eine Modernisierung und das Aufbrechen des Konventionellen.

Cora Liebig, der kreative Kopf hinter SPIELHAGEN

Hallo Cora, schön, dass du uns ein paar Fragen zu dir und deinem ungewöhnlichen Projekt SPIELHAGEN beantworten möchtest. Kommen wir erst mal zu dir. Was hast du vor SPIELHAGEN gemacht, aus welchem Bereich kommst du?

Wenn mich jemand fragt, was ich mache, dann sage ich in erster Linie: Ich bin Musikerin. Das war das Erste, was ich über mich selbst gemerkt habe – seitdem ich auf dieser Welt bin. Musik war immer ein Teil von mir. Ich hatte nie so einen richtigen Start, sondern es war einfach immer da.

Ich bin zudem schon sehr lange beruflich in der Eventbranche unterwegs. Neben meiner Tätigkeit als Sängerin, Songwriterin und Musikerin habe ich auch als Chorleiterin gearbeitet und war kreativ leitend im Eventmanagement aktiv. Ich habe Eventmanagement gelernt und war 20 Jahre lang in verschiedenen Projekten tätig.

In den letzten acht Jahren habe ich auch als Creative Director gearbeitet, Konzepte entwickelt und viele große Eventkonzepte für namhafte Marken, insbesondere aus dem Automobilbereich, kreativ mitgestaltet und umgesetzt. Das ist, woher ich komme und was ich gerne mache.

Vielleicht muss ich noch kurz erklären, was SPIELHAGEN eigentlich ist – aber erstmal, wie ich überhaupt dazu gekommen bin. Es ist nämlich alles ziemlich miteinander verwoben. Mein Leben, mein musikalischer Weg und die Erfahrungen, die ich gemacht habe, haben großen Einfluss darauf gehabt. Aber das ist bei jedem Künstler so.

Bei uns, bei SPIELHAGEN, liegt die Stärke in der Verbindung von mehrstimmigem Chorgesang mit treibenden, elektronischen Beats. Dadurch wird Chormusik sehr ausdrucksstark, modern, zugänglich und erreicht viele Menschen. Es ist wirklich etwas, das viele Leute begeistert – besonders dann, wenn sie es live erleben. Das ist für viele ein echter Wow-Moment.

Warum das so ist? Ich glaube, das liegt ganz tief in meiner Vergangenheit. Wie gesagt: Ich war schon immer Sängerin, habe viel Chormusik gemacht – aber ich hatte immer ein Störgefühl dabei, wenn Chöre so uniformiert daherkamen. Das war für mich zu altbacken. Ich fand, die Kraft liegt in der Unterschiedlichkeit der Menschen – das ist die eigentliche Stärke.

Damals, in meiner Jugend und auch noch in meinen frühen Zwanzigern, war ich außerdem sehr viel in der Berliner Technoszene unterwegs. Mein erster richtiger Freund war Techno-DJ und wir sind zusammen zu riesigen Partys wie der Mayday gegangen. Ich war fasziniert von der Energie, aber mir hat oft der Gesang gefehlt. Trotzdem mochte ich diese Welt und ich habe auch dort viele Impulse mitgenommen.

Später bin ich dann in die Musikproduktion gegangen, habe eigene Songs geschrieben und veröffentlicht – mehr im Pop-/Rock-Genre. Aber Chor war für mich immer ein Thema. Ich erinnere mich noch ganz genau: Ich war Praktikantin bei einer Eventagentur, musste Excel-Tabellen pflegen – das war frustrierend. Und in diesem Moment hatte ich die Idee: Ich will einen ganz eigenen Chor gründen. Einer, der modern klingt, eigenständig ist, eine starke Inszenierung hat und sich wirklich unterscheidet. Das habe ich dann aufgeschrieben – ein richtiges Konzept – und beschlossen: Ich ziehe das jetzt durch.

Obwohl ich keine klassische Chorleiterausbildung hatte, habe ich einfach gesagt: So stelle ich mir das vor, so soll das funktionieren. Und 2019 habe ich dann wirklich meinen eigenen Chor gegründet. In kleinen Schritten aufgebaut, mit klarer Vision: raus aus den Konventionen, rein in etwas Kreatives, Ungewöhnliches.

Ich glaube, in unserem Leben gibt es immer ein Spannungsfeld zwischen dem, was erwartet wird, und dem, was wirklich in einem selbst steckt. Und dieses Spannungsfeld finde ich spannend – es macht Dinge überraschend, neu, lebendig. Mit dem Strom zu schwimmen, war nie mein Ding. Ich hatte immer das Gefühl, ein bisschen anders zu sein, gegen den Strom zu schwimmen, anzuecken – und genau daraus ist meine Chorarbeit entstanden.

Was ist SPIELHAGEN kurz gefasst nochmal auf den Punkt gebracht?
Im Prinzip ist es: mehrstimmiger Chorgesang, kombiniert mit treibenden EDM-Beats, modern inszeniert, mit starker Choreografie und einem coolen Bühnenauftritt. Ich sage manchmal: David Guetta als Chor – das trifft es ganz gut.

SPIELHAGEN während des Drehs zu ihrer kommenden Single „Colors Collide“

Hast du musikalische Vorbilder?
Ja, auf jeden Fall – und nicht nur aus der Chorszene oder der Welt der elektronischen Musik.

Meine Arbeit bereichern Künstler verschiedenster Genre – aus unterschiedlichsten Gründen. Wobei ich sagen muss, ich bin eher Fan von einem Gesamtprodukt als von Personen. Ich sehe Dinge ganzheitlich.

Zum Beispiel hat mich Ava Max stark inspiriert – viele merken das gar nicht, aber sie arbeitet viel mit Chorgesang, und das hat mir anfangs sehr geholfen, in das Thema Chorarrangement einzusteigen. Auch David Guetta ist natürlich ein Vorbild – sowohl musikalisch als auch von der Show her. Er verbindet EDM mit eingängigen Gesängen, hat auch nostalgische Einflüsse indem er Klassiker transformiert und ins Hier und Jetzt katapultiert. Damit erreicht er ein breites Publikum. Er hat mich sehr zu unserer kommenden Show RE:MIX inspiriert, in der wir neben unseren eigenen Songs auch alte Klassiker mit unserem individuellen SPIELHAGEN-Sound präsentieren.

Und du wirst vielleicht lachen – aber auch unerwartete Acts wie Helene Fischer zum Beispiel: Sie hat den deutschen Schlager auf ein ganz neues Level gebracht, als die Szene eigentlich schon völlig ausgelutscht war. Sie hat ihn mit modernen, fast elektronischen Elementen verbunden und dadurch komplett inspiriert – weil sie mutig ist, auch aneckt, sich immer wieder neu erfindet und dabei unfassbar kreativ bleibt. Ich liebe vor allem die Show und das Gesamtprodukt Helene Fischer, was sie mit ihrem Team auf die Bühne bringt.

Ein weiteres großes Vorbild für mich ist Lady Gaga – ich liebe Künstler*innen, die sich ständig wandeln, die überraschend sind. Ich liebe ihre mutige Art aus der Reihe zu tanzen und welchen großen Einfluss sie als Person und ihre Musik auf die Queer-Community haben. Ich durfte sie live dieses Jahr beim Coachella Festival erleben und hatte Tränen in den Augen und Gänsehaut, in den Momenten, wo man die Umarmung gespürt hat, die sie vor allem dieser Community schenkt.

Oder Alex Christensen: Der hat Orchestermusik mit Dance-Musik kombiniert – das hat für mich ganz neue Türen geöffnet. Er hat im Grunde ein ganzes Genre modernisiert und für viele Menschen neu zugänglich gemacht. Ich liebe es einfach.

Wie kam das Ganze dann ins Rollen? Wie hast du die Mitglieder für SPIELHAGEN gefunden? Ihr beschreibt euch ja selbst online als „kollektives künstlerisches Gefüge, das kontinuierlich wächst und sich weiterentwickelt“.

Wir sind ein künstlerisches Kollektiv, das kontinuierlich wächst und sich ständig weiterentwickelt. Die Herangehensweise ist bei mir immer: Zuerst steht das Konzept, und dann baue ich alles andere drum herum. Die Menschen, die bei uns im Chor singen, sind gecastet – sehr gezielt.

Es gibt eine Sängerin, mit der ich schon seitdem ich 15 bin auf der Bühne stehe – das ist richtig schön und auch eine lange gemeinsame Geschichte. Aber die meisten anderen sind über Castings zu uns gekommen. Wir sind eine kleine Formation – rund 14 Leute.

Mir geht’s nicht um Masse, sondern um die richtigen Stimmen und Persönlichkeiten. Das ist auch der Unterschied zu anderen Chören: Wir holen wirklich alles aus jeder einzelnen Stimme heraus. Wir sind sehr kraftvoll – auch mit wenigen.

Wer gehört sonst noch zum Kollektiv? Mittlerweile hat sich um die Idee SPIELHAGEN ein ganzes Team entwickelt:

Hier würde ich gerne betonen, dass ich bewusst mit Menschen arbeite, die NICHT aus der Chorszene kommen, sondern Chor-Genre-fremd sind, sodass wir, über den Chor-Horizont hinaus, spannende Impulse haben, die bei SPIELHAGEN eben den Unterschied machen.

  • Songwriting: Je nach Song arbeite ich mit Songwritern aus einem kleinen Kollektiv zusammen, welche aus LA, Kanada, Österreich und auch Berlin sind.
  • Produktion und Mastering: Für die Songproduktion arbeiten wir mit einem passionierten Produzenten-Team.
  • Fun Fact: Ich will, dass der Chor kraftvoll klingt und mehr „in your face“ wahrgenommen wird. Unser Mann für das Chor-Recording, Editieren und Chor-Mix ist Heavy-Metal-Produzent. Ich liebe unsere Zusammenarbeit, denn er versteht meine Vision und setzt es perfekt um.
  • Choreografie: Wir konnten seit letztem Herbst eine fantastische Choreografin und Movement Director für unsere Zusammenarbeit gewinnen. Marie Zechiel – neben zahlreichen Marken-Produktionen arbeite sie unter anderem bereits mit Heidi Klum („Sunglasses at Night“) oder Twocolors und Safri Duo („Cynical“) zusammen. Sie versteht die Version und wird auch zukünftig unsere Choreografien mitgestalten.
  • Videoproduktion: Hier hat Corona uns extrem nach vorne katapultiert. Patrick Schindler und ich sind das Kernteam für unsere Videoproduktionen. Wir haben unsere Skills bezüglich Konzeption, Produktion und Postproduktion seit Jahren stets erweitert und erweitern unser Team mit einer externen Kamera-Crew.
  • Styling: Styling ist ein wichtiges Thema und bei der Masse und Diversität der Menschen nicht zu unterschätzen. Jeder Sänger und jede Sängerin ist eine andere Persönlichkeit. Das müssen wir im Rahmen eines Styling-Konzeptes so umsetzen, dass eine klare gestalterische Linie erkennbar ist, jedoch jede Persönlichkeit dennoch ihrem Typ entsprechend präsentiert. An dieser Stelle arbeiten wir mit Stylisten oder Brands zusammen. Unser aktueller Stage-Look zeigt zu großen Teilen die Kollektion Nights of Ecstasy des Berliner Fashion Labels MYL.
  • Die Mode ist Ausdruck der Berliner Clubkultur und uns verbinden vor allem gemeinsame Werte, wie: Individualität, Empowerment und Leidenschaft. Unser letztes Musikvideo war zum Beispiel stark von ihnen beeinflusst.

Das letzte Musikvideo von SPIELHAGEN, „Shine On“:

  • Technik: Seit zwei Jahren haben wir auch für unsere Live-Shows unser Perfect Match gefunden. Und das Team ist maßgeblich dafür verantwortlich, den kraftvollen SPIELHAGEN-Sound perfekt für die Live-Situation umzusetzen. Das ist nämlich echt tricky und wir haben lange daran gefeilt, es mit dem richtigen Technik-Team umzusetzen, wie es jetzt ist.

Und was ist dein Part genau?

Ich bin für die kreative Leitung verantwortlich – aber bislang auch für das Strategische und Organisatorische, also Booking, Management, Social Media, alles. Ich würde mich in Zukunft gern noch stärker auf die kreative Vision konzentrieren und deshalb gewisse Aufgaben abgeben und das Team vergrößern – gerade im Management- und Verwaltungsbereich.

An wen richtet sich SPIELHAGEN konkret – wer ist eure Zielgruppe?

Ursprünglich habe ich nie konkret darüber nachgedacht, für wen SPIELHAGEN eigentlich ist. Aber es hat sich über die Zeit klar herauskristallisiert: Unsere Konzerte finden nicht auf Stühlen statt – wir haben einen richtigen Dancefloor. Die Leute feiern, tanzen, singen mit – es ist wie ein Clubkonzert. Unser Publikum ist sehr durchmischt: von jungen Leuten bis hin zu älteren Menschen, die die 70er bis 90er kennen und lieben – und begeistert sind, wie wir diese Songs in einem modernen Sound neu interpretieren. Was mich besonders freut: Die queere Community liebt, was wir machen.

Sie feiern sehr auch unsere eigenen Kompositionen, die wir seit eineinhalb Jahren veröffentlichen.

SPIELHAGEN haben beispielsweise den ABBA-Klassiker „Gimme! Gimme! Gimme! (A Man After Midnight)“ aus dem Jahr 1979 neu interpretiert:

Wir stehen für Diversität, Mut, Selbstverwirklichung, Farbe, Lautstärke und Ausdruck. Jede einzelne Person in unserem Chor bringt etwas Eigenes mit – das wird auch nach außen sichtbar. Wir spielen zum Beispiel beim Berliner Schwulen- und Lesben-Stadtfest als Headliner. Das ist eine große Ehre für uns. Wir sind dort im letzten Jahr bereits aufgetreten. Die Art, wie das Publikum dort feiert ist unfassbar schön.

Also kann man sagen: Aus musikalischer und visueller Diversität entsteht bei uns eine Bühne für alle. Unsere Auftritte, Outfits, Choreos und Songs spiegeln diese Offenheit und Individualität wider – und ziehen daher auch ein diverses Publikum an. Ich selbst bin ein Mensch, der Individualität feiert – und genau das lebe ich auch mit SPIELHAGEN.

SPIELHAGEN während Choreoproben:

Das sind für sich genommen alles ganz tolle Charaktere. Und meine Aufgabe ist es eher, daran zu arbeiten, wie ich diese Charaktere nach außen sichtbar machen kann. Ich finde, die Herausforderung besteht darin, das Ganze trotzdem als eine große Einheit zu präsentieren – und zu zeigen: Unsere Stärke liegt in unserer Individualität. Genau davon können wir in dieser Welt so viel lernen – voneinander. Das ist ein tolles Thema. Wir sind alle unterschiedlich, und gerade dadurch können wir gemeinsam etwas Großartiges schaffen – nicht nur durch gleiche Visionen, sondern auch durch viele verschiedene gesellschaftliche Themen.

Ich finde, das hat auch etwas sehr Freiheitliches. Wenn man da vielleicht nochmal an den Anfang des Interviews zurückgeht, kann man das ziemlich gut mit der Technokultur vergleichen – oder mit der Loveparade. Die ist ja eigentlich genau nach diesem Schema entstanden. Das ist ja auch das Tolle an der Technokultur: Es ist immer wieder neu, wird ständig erweitert, vermischt sich mit anderen Dingen …

Ich wurde auch oft gefragt, ob mich Berlin in Sachen elektronische Musik inspiriert oder geprägt hat. Ich habe darüber nachgedacht und gemerkt: Ich kann das gar nicht so genau beantworten. Denn ich bin hier geboren und aufgewachsen – das alles war für mich immer total normal. Ich bin einfach Teil dieser Berliner Kultur – eckig, laut, mutig, nicht immer beliebt. Ich habe mich nie bewusst damit auseinandergesetzt – es war einfach immer ein Teil von mir. Sogar die Narben, die durch gewisse Erlebnisse entstanden sind, gehören dazu.

Ich könnte nicht mal genau sagen: ,Ja, ich habe das beobachtet.‘ Ich war einfach schon immer in Clubs unterwegs. Natürlich hatte das einen riesigen Einfluss auf mich – aber nie bewusst, sondern eher ganz organisch. Ich bin da einfach reingewachsen. Das ist schon spannend.

Wenn Leute vom Dorf nach Berlin kommen, ist das oft ein richtiger Kulturschock. Ich beobachte bei vielen eine krasse Entwicklung. Manche werden von der Stadt und der Clubkultur regelrecht überrannt – sie verlieren sich darin. Darüber habe ich mich neulich auch mit jemandem unterhalten. Für mich ist Berlin total normal, aber für andere kann es extrem überfordernd sein – und gleichzeitig unglaublich spannend.

Du hast ja vorhin schon das Lesbisch-Schwule Stadtfest in Berlin angesprochen, das demnächst stattfindet. Was steht ansonsten gerade aktuell bei SPIELHAGEN an?

Wir hatten gerade auch unsere Videoproduktion für unseren neuen Song „Colors Collide“. Da geht es darum, Vielfalt zu feiern – und die Gemeinschaft auf dem Dancefloor. Es geht um Love und Dance – also voll unsere Themen. Der Song zeigt, was passiert, wenn Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und Meinungen aufeinandertreffen, Grenzen aufbrechen und sich im Rhythmus vereinen.

SPIELHAGEN Backstage während des Videodrehs:

Wir haben dafür zwei Drehs: Einer erzählt die Story, wie wir uns auf unseren Gig beim Stadtfest vorbereiten. Beim anderen wird unsere Live-Performance dort eingeblendet. Gestern hatten wir einen One-Shot mit Rapper im Studio. Der ist vorausgelaufen und alle anderen hinterher. Das war anstrengend und wir mussten es öfters drehen, aber auch sehr cool. Wir wollten es unbedingt so haben, wie geplant, sodass wir bis abends noch daran gedreht haben.

Und so sah das Ganze dann vor der Kamera aus:

Wann ist das Stadtfest?

Am 19. Juli! Dann werden wir live auf der Bühne stehen. Es gibt auch bald einen Link zu unserer Website, wo man dann das Video und die Aufnahmen vom Stadtfest sehen kann.

Hier werden wir auch das erste Mal „Colors Collide“ live performen und das Videomaterial davon im Video einbauen.

Gibt es sonst noch Highlights, die du mit uns teilen möchtest?

Ja, es gab in der letzten Zeit einige! Zum Beispiel waren wir bei der London Fashion Week dabei. Für eine Show eines Berliner Labels haben wir einen eigenen Chor-Part geschrieben und performt. Die Show wurde weltweit übertragen, und wir haben danach auch auf der Afterparty gespielt – das war richtig besonders.

Dann haben wir uns vor zwei Jahren mit unserem ersten eigenen Song in Sechser-Formation für den Eurovision-Vorentscheid beworben. Wir wurden zwar nicht ausgewählt, aber RTL hat uns als eine der spannendsten Bewerbungen präsentiert – das war eine tolle Bestätigung für das, was wir machen. Als der Anruf kam, ob sie uns senden dürfen, bin ich fast umgefallen. Damit rechnet ja niemand.

SPIELHAGENs Beitrag für den Eurovision-Vorentscheid aus dem Jahr 2024:

Wir hatten auch beispielsweise eine Kooperation mit Sido – das war total abgefahren und richtig cool! Dazu kommen große Produktionen, Auftritte und Werbespots. Aber ja, die London Fashion Week war auf jeden Fall eines der bisher größten Highlighst!

Und was steht als Nächstes an?

Ein großes Herzensprojekt: Wir machen die Opening-Show der Special Olympics in Berlin. Das ist uns echt wichtig. Und sonst stecken wir gerade viel Energie in neue Konzepte und Songs, die wir nach und nach veröffentlichen werden.

Außerdem findet am 13. Dezember in Berlin eine besondere Show statt. Das Ganze wird konzeptionell etwas aufwendiger – es ist wie eine Art musikalisches Fassaden-Aufbrechen. Wir nehmen alte, energiegeladene Songs und produzieren sie komplett neu, interpretieren sie frisch und bringen sie in einem modernen, spannenden Soundgewand auf die Bühne.

Ich stecke da im Moment richtig viel kreative Energie rein – gemeinsam mit meinem Team arbeiten wir intensiv daran. Es geht darum, die musikalischen Helden von damals in die Gegenwart zu holen, sodass sie zu den Hymnen von heute werden. Das Projekt ist für mich inhaltlich etwas ganz Besonderes.

Unsere Show wird es demnächst ausgefeilt auch noch öfters live zu sehen geben. Wir entwickeln dafür ein durchdachtes Konzept, arbeiten an der Produktion – und das ist ein wichtiger nächster Schritt für mich. Was jetzt ansteht, ist, dass ich jemanden finde, mit dem ich das gemeinsam planen und realisieren kann – also auch im Bereich Management. Die kreative Arbeit nimmt mich komplett ein, deshalb ist es essenziell, dass ich organisatorisch Unterstützung bekomme, um das Projekt wirklich groß zu machen.

Was sonst noch passiert: Wir haben natürlich viele unterschiedliche Auftritte – offizielle wie auch ein paar geschlossene. Die offiziellen Termine findet man immer aktuell auf unserer Website.

Und dann wäre da noch etwas: Ich bin auf der Suche nach jemandem, mit dem ich langfristig kreativ zusammenarbeiten kann – jemand, der nicht nur die Steps im Voraus plant, sondern auch strategisch denkt und mich beim nächsten Entwicklungsschritt begleitet.

Zum Abschluss: Hast du noch eine Botschaft auf den Punkt gefasst, die SPIELHAGEN vermitteln möchte?
Ich glaube, das Wichtigste ist: Unsere Arbeit steht für Vielfalt, für den Mut, neue Wege zu gehen. Und genau das verkörpere ich. Ich gehe diesen Weg mit großartigen Menschen – und freue mich, dass unsere Community wächst. Unsere Musik darf die alte Struktur aufbrechen, darf den Staub von gestern abschütteln – und auf einer ganz neuen Ebene wirken.

Danke dir für das aufschlussreiche und sympathische Interview!

Hier könnt ihr SPIELHAGEN im kommenden Monat live erleben:

Weitere Informationen über SPIELHAGEN erhaltet ihr über die offizielle Website.

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