Thomas Lemmer über sein neues Album „HOPE“

Auf eine mehr als beachtliche Werkschau blickt der Electronic- und Ambient-Musik Produzent Thomas Lemmer. International gefeierte 14 Alben, 11 EPs, 30 Singles und mehreren Platzierungen auf angesagten Chillout sowie Electronic-Compilations sind Beweis für seinen hochkarätigen Output. Und über 26 Millionen Streams allein auf Spotify zeigen, dass seine smoothen Sounds längst in den Großstädten rund um den Globus angekommen sind.
Thomas Lemmer schafft es wie kaum ein zweiter den Hörer durch seine Tracks mit auf eine schillernde Reise zu nehmen und die hektische Welt für einige Augenblicke auszublenden. Nun veröffentlicht Thomas Lemmer seinen neuen Longplayer „HOPE“. Ein Facettenreiches Electronic Album voller Liebe zum Detail liefert der Künstler hier ab. Arrangements voller Leichtigkeit, dahinschwebende Synthesizer und unbeschwerte beinahe schwerelose Rhythmen avancieren „HOPE“ zu einem beeindruckenden Album voll organischer Wärme. Wir haben mit Thomas über seine Arbeit an dem Album, seinen beeindruckenden Output und analoge Schätze im Studio gesprochen.

Du hast eine mehr als beachtlichen Release Katalog und blickst auf über 14 Alben und unzählige Singles zurück. Wie erhält man sich die Kreativität und Inspiration bei so einem hohen Output?

Vielen Dank! In der Tat habe ich mich das auch schon oft gefragt oder auch Angst davor gehabt, die Inspiration für neue Ideen zu verlieren oder einfach keine mehr zu haben. Das war besonders der Fall als ich anfing Songs zu schreiben. Aber über die Jahre habe ich gelernt, dass die meisten guten Ideen nicht einfach so vom Himmel fallen, sondern dass man sich einfach die Mühe machen muss neue Ideen zu suchen. Manchmal wollen die vielleicht einfach entdeckt werden und verstecken sich ein bisschen.
Die Inspiration für Neues kommt mir meist, während ich daran arbeite. Das geht manchmal sehr leicht, manchmal ist es harte Arbeit. Ich habe auch oft einige grobe Leitplanken für mich gesetzt, die potenzielle neue Ideen in bestimmte Richtungen lenken. Als Beispiel mein aktuelles Album „HOPE“, wo ich recht früh wusste, welche Stilelemente ich gerne verwenden möchte.

Manch Fan hat Dich auch durch deine Beiträge auf Compilations wie „Cafe del Mar“ entdeckt und lieben gelernt. Hast Du solche Sampler bei der Arbeit im Studio im Hinterkopf oder machst Du Dich frei von Erwartungen?

Ich glaube ich bin da weitestgehend befreit und habe erst mal nicht die Erwartung an mich auf eine bestimmte Compilation zu passen. Ich folge da eher erst mal meinem Gefühl und meinem Geschmack. Dabei versuche ich dann die Musik nach meinen Möglichkeiten so gut zu machen, dass ich sie mir selbst immer wieder gerne anhöre. Wenn ich dann irgendwann total zufrieden mit dem Ergebnis bin, dann denke ich natürlich auch an diese Aspekte. Umso mehr freut es mich auch, wenn meine Musik dann gut auf solche Compilations oder Playlisten passt.

Deine Alben halten sich gerne mal über Wochen in den Top10 der Genre Charts – steigt damit auch der Druck beim nächsten Release noch besser abliefern zu müssen?

Schwierig. Ich glaube zumindest, dass ich mir selbst oft Druck mache, das vorhergehende Album zu toppen. Ich stelle mir zumindest immer die Frage, was kann ich beim nächsten Album anders machen? Wie kann ich mich selbst weiter entwickeln, ohne mich irgendwann selbst zu wiederholen? Wenn ich so ein Thema oder Style gefunden habe, dann fällt zumindest dieser Druck ab und ich habe ein konkreteres Ziel vor Augen. Ob das dann am Ende wirklich erfolgreich wird, kann ich nie vorhersagen. Umso dankbarer bin ich, wenn es dann so kommt.

Deine Produktionen sind sehr zeitlos und zugleich chillig – wie gelingt der anhaltende Erfolg in einer so schnelllebigen Zeit des Streaming?

Freut mich sehr zu hören. Ich denke, dass man als Künstler für etwas stehen muss, was andere Menschen in irgendeiner Form berührt und zu dem sie dann gerne wieder zurückkommen. In meinem Fall ist es im weitesten Sinne entspannte Musik. Gewissermaßen schaffe ich einen Ruhepol oder einen „Musikalischen Ort“ an dem sich Menschen zurückziehen können, indem sie einfach die Kopfhörer aufsetzen und in meine Klangwelten abtauchen. Vielleicht suchen Menschen heute auch gezielter nach solcher Musik, um dem Stress im Alltag zu entfliehen.

Nach einigen Single-Auskopplungen wie jüngst „Your Soul“ steht nun dein neues Album „HOPE“ an. Welche Idee steckt in dem Album und was genau hinter dem Titel?

Nach den letzten zwei-drei Jahren, die uns alle persönlich beschäftigt haben, habe ich viel Zeit alleine verbracht. Die Hoffnung, dass wieder ein Normalzustand hergestellt werden kann, habe ich dabei nicht aufgegeben. Doch dann war da plötzlich dieser sinnlose Krieg. Ich denke, es geht vielen so wie mir.
Das Thema Hoffnung kam mir dabei immer wieder in den Sinn. In scheinbar aussichtslosen Situationen hilft uns die Hoffnung auf das Gute immer wieder Mut zu fassen und weiterzumachen. Die Musik, die ich in dieser Zeit geschrieben habe, wollte ich unter diesem Thema zusammenfassen und habe mich daher entschieden, das Album „HOPE“ zu nennen.

Gibt es eine Routine bei Dir im Produktionsprozess oder wie sieht ein gewöhnlicher Tag im Studio bei Dir aus?

Je nachdem was für Aufgaben gerade anstehen ist es unterschiedlich. Beim Komponieren kann es mit Improvisation oder Sounddesign anfangen. Beim Abmischen oder Produzieren habe ich gewisse Routinen entwickelt, um möglichst schnell und effektiv zu einem guten Ergebnis zu kommen.

In Deinem Studio seht so manch Gear-Schätzchen. Welches analoge Gerät ist Dir besonders ans Herz gewachsen und warum?

Ganz spontan kann ich sagen, dass es mein Roland Juno 60 ist. Er ist mein erster Synthesizer überhaupt. Mein Vater hatte ihn mir gekauft, als ich noch Jugendlicher war. Auch auf dem Album „HOPE“ kommt er wieder zum Einsatz. Letztes Jahr habe ich ihn komplett renovieren lassen. Dabei wurden alle Kondensatoren und Fader ausgetauscht, eine neue Tastatur eingebaut etc. Es war eine relativ kostspielige Überholung des Geräts. Aber der Sound hat einen so starken Charakter, dass man ihn nur schwer durch etwas anderes ersetzen könnte.

Mit welchen Gedanken und Projekten gehst Du nun ins kommende Jahr?

Ich sage ja immer: „Nach dem Album ist vor dem Album.“ Aber ich glaube nach „HOPE“, muss ich erst mal den Kopf wieder freibekommen und überlegen, was als Nächstes dran wäre. Die ein oder andere Idee habe ich schon, aber das muss noch reifen. Verraten kann ich schon, dass es wieder eine Kollaboration geben wird. Spannend könnte ich mir auch ein Remix Projekt von „HOPE“ vorstellen.

Hört hier in „Your Soul“ rein:

Zu den Streaming- und Kauflinks gelangt ihr hier.

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