Vinyl-Tipps fürs Wochenende / KW 40

Vinyl-Tipps fürs Wochenende / KW 40

Wir haben in jeder Ausgabe mehr als 150 Reviews und – ganz oldschool – davon sehr viele Plattenkritiken. Danke an www.deejay.de! Wir lieben es einfach, wenn man etwas in der Hand halten kann. Deswegen machen wir auch immer noch ein Print-Magazin. Die neue Ausgabe findet ihr übrigens hier. Wir werden euch jetzt regelmäßig frisches Vinyl vorstellen, das ihr bei Deejay.de vorhören und kaufen könnt. Viel Spaß beim Stöbern.

Alexander Johansson & Matthias Fridell
Bahom Lasta Dörrar (Counter Pulse)
So herzhaft und furchteinflößend sich der Titel dieser EP anhört, so sehr transportiert der Inhalt diese Message. Mit markigen Technoklängen von „Förlamat Samuete“ fühle ich mich an Christian Vogel und Konsorten Mitte der 90er im Tresor erinnert. Perkussive harte Elemente, wummernde Bässe, und intensive Glockengeräusche lassen den Floor explodieren. Danach hämmernde Synthieloops („Missriktad Nervositet“), furztrockene Ambossklöppeltechnik auf dem Titeltrack „Bahom Lasta Dörrar”, um schließlich in die donnernd tobenden Abschlussakkorde von “Nervvrak” einzumünden – was für eine wilde und rasante Abfahrt. Vergesst Headbangen – hier kommt Alex, Vorhang auf für seine Techno Show! 10 Cars10.Becker

Alex Ranerro
Groove Date EP (Solvd)
Extrem locker schwingender Deep House mit funky Touch von Alex auf dem Solvd Launch mit vier Titeln. Auf das begeisternde „Groove Date“, folgt mit „Optical“ ein nicht minderbegabtes Qualitätsprodukt von ähnlicher Ausführung – kickt fett. Auch auf der Flip hält Alex das Level extrem hoch und zelebriert fantastischen Deep House der Marke Extraklasse („Basic Unit“). Dub und Dance? Das geht, zumindest beim großen Finale mit dem Mix von Gunnter, der krönende Abschluss eines rundum gelungenen Labelauftakts. 9 Cars10.Becker

 

Elleot & Andrey Djackonda
All I Want EP (Surge 004)
Andrey Djackonda aka Andrei Sleaga aus Moldawien zusammen mit Elleot, der mir leider nichts sagt. Aber das vorliegende Doppel-Vinyl auf dem britischen Label Surge ist großartig-deep und umfasst insgesamt acht Tracks: Vier Original-Produktionen und vier Remixes von Sidney Charles, East End Dubs, Djoko und Subb-an. Deep, funky, groovy und teilweise auch etwas minimal-housy bieten alle Produktionen einen hohen Standard und können problemlos im Set eingesetzt werden. Ein Überhit ist jetzt nicht dabei, aber für House-Jocks mit Minimal-Schlenkern ist hier viel Stuff dabei. 8 Points housemeister

 

Jens Lissat
Who Is Elvis (Studio 3000)
Jens Lissat feiert den 30-jährigen Geburtstag des Klassikers „Who Is Elvis“ mit einem neuen Remix und dem Original auf Vinyl – waren es nicht schon 2021 30 Jahre? Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich die Nummer das erste Mal im Kölner Gloria gehört habe und direkt zum DJ gerannt bin. Erinnerungen. Das Original klingt natürlich etwas reaktionär, aber es kommt ja alles wieder – siehe die ganzen 90er Jahre-Partys. Ich liebe die Nummer immer noch und finde auch den etwas straighteren neuen Mix sehr brauchbar. Was meinst Du, Sebastian Groth. Auf der Flip finden sich der gesuchte Track „Brothers On Acid…“ und der extrem schnelle Old-School-Tribal-Acid-Rave-Tune „Tribe ‚91“. Gutes Paket. 9 points tseb

Martin Georgi
Motor City Damage EP (Nomada)
Nomada bleibt sich seiner Linie auch auf Nummer 39 treu. Hohe Qualität im Umfeld zwischen House und jazzy Vibes. So kann Martin bereits mit dem Opener „Green Motor Damage“ Preise abräumen, denn hier erweitert er den Motorbassgedanken von Philippe Zdar um jazzige Pianos und coole Black Vocals. Ähnlich und sehr entspannt mit einem Schuss R’n’B geht es weiter („Summer Kisses“), um schließlich mit deepem String-House (Waiting For A Call“), die erste Seite zu beenden. French House startet die Flip: „Marvins Trip“ funkt leicht mit Gitarre und schönen Femalevocals, auf die Stimmung kann man super tanzen. Unter die Discovibes mischt er beim catchy “Fix Your Up“ (Deee-Lite lassen grüßen) noch ein paar stakkatoartige Bassklänge mit fulminanter Wirkung. Fantastisches Release! 10 Cars10.Becker

Sascha Funke
Treets (Kompakt)
Nach achtjähriger Abstinenz veröffentlicht Sascha Funke wieder eine EP auf Kompakt Records. „Treets“ umfasst fünf Tracks, los geht es auch direkt mit dem Titeltrack – stolpernder Beat, Acid-Bubbles, quietschende Percussions und eine freakige Atmosphäre machen den Track aus. Weiter geht’s mit „E_Plus“, auch hier wird gestolpert, geblubbert und gezischt, dabei geht es aber etwas mehr in Richtung Tech. „Alles Paletti“ glänzt mit 2-Step-Beat, dicker Bassline, Synth-Elementen und horizontaler Soundweite, während „Haus More“ sehr gemächlich und minimal herumwackelt und -titscht. Schließlich „The Other Version“, wo dezente Electro-Klänge sich mit ausufernden Synthie-Klängen und kloppernden Drums duellieren. Tolle EP, sehr abwechslungsreich, exzentrisch und niemals langweilig. 10 Tech Guardiola

Unknown Artist
(Telum 009)
Seit 2018 versorgt uns das mysteriöse Label Telum mit hochwertiger Musik unbekannt bleiben wollender Acts. Bei Katalognummer gibt es drei Tracks, die wieder absolute Granaten sind. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich sie als House-Tracks bezeichnen, wobei hier auch Minimal-Fans auf ihre Kosten kommen. Für klassische ‚Rumänien-Fans‘ sind die Tracks allerdings zu zielgerichtet und druckvoll, obwohl A2 ein wenig verspult ist. Deep-Minimal-Techhouse könnte hinkommen. Kein Firlefanz weit und breit. Nur der Groove, der regiert. B1 ist der Knaller. 9 Points svenman

 

 

 

Und hier noch einmal für euch die Vinyl-Tipps aus der vergangenen Woche.

Arkady Antsyrev
(Inermu Wax 013)
Der Russe Arkady Antsyrev, Inhaber des großartigen Labels Black Sea Side Music, mit einem hervorragenden Four-Tracker auf dem renommierten Londoner Label. Deepe Grooves treffen auf verspielte Arrangements und Melodien. Old School-Flavour inklusive. „What She Did“ auf der Flip ist ein richtiger Hit – wer’s braucht. Und diese Nummer wurde auch von Label-Honcho James Dexter geremixt. Klasse Platte. 9 Points svenman

Bexu
Fractal Dreams Ep (Animism Records)
Ein sehr schönes Artwork, sehr gutes Mastering und großartig-deepe Minimal-Sounds des rumänischen Stars Cristi Jurcan aka Bexu. Das Debüt des britischen Labels kann sich hören lassen. Am besten finde ich sogar den Remix des Londoner Animism-Resident Whyt, dessen „Starlight Baby”-Remix dem Ganzen einen gehörigen Druck verleiht, ohne die Deepness zu vernachlässigen. Guter Start für das Label. 9 Points minimizer

Drua
Leisureplex (Spray)
Drua aus Dublin hat die Ehre, die zweite Veröffentlichung auf dem neuen Label Spray produzieren zu dürfen. Zu hören gibt es Uptempo-House mit vielen Progressive- und Trance-Elementen. Damit liegt er voll im Trend, findet jedoch seinen eigenen Sound, so dass es nicht nach Billo-Kirmes klingt. Der Titeltrack ist echt eine Wucht und wird sogar von Mor Elian geremixt, die ihn etwas mehr in die Breaks-Ecke holt, was super klingt. Wer etwas mit modernem Tranigen House anfangen kann ist hier richtig. 9 Transmitter

ED1999
Body Fluid (Porpax Records)
Anschnallen, hier kommt ED1999. Der aufstrebende Produzent aus Belgien macht keine halben Sachen und präsentiert seine bereits fünfte 12“-Vinyl auf seinem eigenen Label Porpax. Genau genommen heißt das: vier Stücke saftiger Big-Room-Techno, garniert mit einer Prise Detroit. Flitzende Akkorde und Arpeggios wirbeln durch unsere Ohren und versetzen uns in Trance. Klasse ist aber auch der Ambient-Opener-Track „Blurry Blue Eyes“, der uns auf diesen energetischen Exzess vorbereitet. 9 Länkford

Extrawelt
Jetzt Neu: Alles Wie Früher (The Remixes) (Break New Soil)
Zwei Jahre nach ihrer „Jetzt Neu: Alles Wie Früher“-Ep auf Gregor Treshers Label Break New Soil kehren Extrawelt mit einem fetten Remix-Paket zurück. Den Anfang macht Kmyle, der sich den Titeltrack vornimmt und damit eine Etage tiefer in das dunkle Technogewölbe mit seinen schweißnassen Wänden hinuntersteigt. Als nächstes liefern Tresher und DJ Hell ihren Remix ab, der bassig-massiv und deeper abräumt. Artrik liefert Remix #3, er öffnet den Horizont, lässt den Track mit psychedelischen Schwingungen losgaloppieren. Schließlich kommt noch Funk D’void zum Einsatz, er nimmt sich „Treupunk“ vor.  Techy, smart – und funky. 9 Tech Guardiola

HDSN
Here Today Gone Tomorrow (We Must Protect This House)
Das Titelstück eröffnet WMPTH Nummer drei mit dubbigem Tech-House. Durch wabernde Nebelschwaden dringen Lichtkaskaden und der pulsierende Sound zum Rezipienten und tauchen ein in andere Bewusstseinszustände. Dann marschiert „Falling Upright“ mit stampfendem Beat, unentwegt scheppernden HiHats und Echohintergründen – cooler, atmosphärischer Track. Die Flip startet mit melodiösen Chords Mitte der 90er aus England – hört sich etwas antiquiert an („Keep It Coming“). Daran knüpft stilmäßig auch der letzte Track „Can’t Stop Me Now“) an. A-Seite sehr erfreulich, leichter qualitativer Abfall auf der B-Seite. Immerhin reicht es für. 8 Cars10.Becker

Jennifer Loveless
Around The World (Butter Sessions)
Wow, was für ein erstklassiges Release. Jennifer Loveless setzt sich ganz bequem zwischen die Pole LoFi-House und Progressive House und packt eine mitreißende Melodie nach der anderen aus. Alleine der Opener hat mich schon Nach einer Minute direkt in seinen Bann gezogen. Der Titeltrack im Anschluss erinnert stark an karibische Steeldrums und sollte grade jetzt im Sommer jede Party zum Kochen bringen. Die junge Künstlerin wird nicht umsonst von DJs wie DJ Fett Burger Supportet. Absolute Empfehlung. 9 Transmitter

Kevin Toro & Camilo ARG & Azteca
Your Calling EP (Floorpiece 011)
Kevin Toro aus Buenos Aires mit zwei argentinischen Kollegen auf der neuen Floorpiece. Das Ergebnis sind vier deep-treibende, groovy-dubbige Minimal-Tunes mit mannigfaltigen Einsatzmöglichkeiten. Die kurzen Vocal-Sprenkler machen die Tracks schon fast eingängig. Sehr angenehm. 8 Points minimizer

Mark Broom
Mutated Battle Breaks Volume 3 (Rekids)
Der Hochkaräter Mark Broom ist zurück auf Rekids und schiebt mit “Cloning“ direkt zum Start mächtig voran. Klassisch und zugleich zeitlos dampft auch “Whip“ dahin. Schönes technoides Gebretter, welches hier Track für Track geliefert wird. “DNA“ pumpt bis zum Anschlag, “Disco Story“ kommt im dezenten Samba-Look, “Tracker“ verwendet sanfte Chords und Peitschenhiebe. “Understand“ kommt etwas schräger und “Revival“ lockert das Paket zum Ende hin noch einmal etwas auf. Einen ganz klaren Favoriten gibt es hier allerdings. “HF2“ donnert wahnsinnig genial voran und bleibt gelassen minimalistisch und dennoch treibend. Richtig starkes Teil und allein dafür lohnt sich dieses Paket alle Male.9 Michael S