Weitere Kritik am Stutyard Festival (Unreal) – das sagt ein Besucher

Weitere Kritik am Stutyard Festival (Unreal) – das sagt ein Besucher

Vor ein paar Tagen haben wir über verärgerte Besucher, Presseberichte und die Statements der Veranstalter des Stutyard Festivals, das vergangenes Wochenende in Stuttgart stattgefunden hat, informiert. Daraufhin erreichten uns viele Nachrichten aufgewühlter Raver, die vor Ort waren und die Zustände auf dem Festival live miterlebt haben. Unter anderem kommentierte auch Anna Reusch unseren Facebook-Post mit Foto, Freundinnen von ihr seien vor Ort gewesen und wären entsetzt gewesen. Das Thema scheint einige Menschen zu bewegen. Einer davon, Niels, erzählte uns seine subjektiv gemachten Erfahrungen vor Ort. Er hat uns auch die von ihm aufgenommenen Fotos zur Verfügung gestellt, die sich hier im Artikel befinden.

Hallo Niels, du warst letzten Samstag beim Stutyard Festival in Stuttgart. Dort ist es laut vielen Besuchern zu langen Wartezeiten und chaotischen Zuständen gekommen. Wann warst du am Eingang, wie lange hast du warten müssen und hast du erlebt, dass sich Leute vorgedrängelt haben? Hattest du das Gefühl, dass die Security die Situation im Griff hat und ausreichend Schleusen sowie Personal vorhanden waren?

Wir haben uns gegen 23 Uhr, also 15 Minuten nach Einlass-Start, in die Schlange gestellt und haben knapp zwei Stunden bis zum Eingang gebraucht. Die Aussage von Keser in der Stuttgarter Zeitung („Aber es waren keine zwei Stunden“) ist also schlichtweg gelogen. Es haben sich viele Leute vorgedrängelt, da es kein Management der Menschenmenge, z.B. durch Bauzäune, vor dem Eingang gab. Die Schlange hat sich mit der Zeit zunehmend zu einem unorganisierten Haufen Menschen geformt. Ironischerweise antwortet man im Artikel der Stuttgarter Zeitung auf die Kritik zu den Wartezeiten mit dem Zitat eines Gastes, welcher in seinem Kommentar selbst zugibt, sich vorgedrängelt zu haben („Beim Einlass war wirklich die Hölle los. Wir haben uns aber ganz vorne von rechts reingestellt und waren nach zehn Minuten drinnen.“). Die Security hatte die Situation beim Einlass selbst im Griff, sorgfältig kontrolliert wurde man jedoch nicht. Wir wurden schnell abgetastet mussten unsere Taschen aber nicht öffnen. Es gab zu wenig Schleusen am Einlass. Ich habe sie nicht gezählt, aber es waren definitiv keine 16. Vielleicht hat der Veranstalter da die versprochene „Fast Line“ für Gäste ohne Taschen, mitgezählt, die gab es nämlich auch nicht.

Du hast uns geschrieben, dass die Kommentare unter dem Post der Veranstalter gelöscht wurden, da sie diesen in ein schlechtes Licht rücken würden. Du hast deinen daraufhin neu gepostet und laut deiner eigenen Aussage über 200 Likes erhalten. Was sagst du zu den Aussagen des Veranstalters und der Polizei, dass die Veranstaltung insgesamt friedlich verlaufen sei und der Veranstalter, dass sie „sehr viele positive Rückmeldungen“ hätten?

Ja, ich würde auch sagen, dass die Veranstaltung insgesamt friedlich verlaufen ist. Dass sie augenscheinlich überwiegend positive Rückmeldungen bekommen haben, liegt wohl daran, dass alle negativen Kommentare für falsch erklärt und gelöscht wurden. Nachdem Stutyard in die Meinungsfreiheit eingegriffen hat, hinterließen sie den Kommentar: „Wir haben das gesamte Feedback wahrgenommen, werden ehrlich darauf eingehen und die Punkte offen ansprechen“. Ein kurzer Lichtblick, bis die Veranstalter im Artikel der Stuttgarter Zeitung äußerten, dass die Kommentare falsch oder übertrieben sind. So schaut also ehrlich und offen aus. Zum Glück haben viele Menschen diesen feigen Akt mitbekommen: Die meisten Kommentare wurden erneut gepostet.

Ein Nutzer hat auf unserer Facebook-Seite kommentiert, es sei „an den Toiletten zu Schlägereien“ gekommen und die Sicherheitskontrollen seien unzureichend gewesen? Verbotene Gegenstände seien mit aufs Gelände genommen worden. Die Veranstalter begründen die Wartezeiten jedoch unter anderem mit einem strikten Sicherheitskonzept, das eng mit der Polizei abgestimmt worden sei. Hast du auch erlebt, dass verbotene Gegenstände mitgenommen wurden oder es zu Gewalt kam? Was sagst du zu diesen gegensätzlichen Aussagen?

Nein, ich habe keine verbotenen Gegenstände oder Gewalt gesehen. Das lag aber an der Vernunft der Gäste und hat nichts mit den Anschuldigungen zu tun. Fest steht, so auch die Augenzeugen, dass die Schlägerei durch das haltlose Zusammenpferchen von Menschen ausgelöst wurde. Ich konnte den Durchgang selbst über 20 Minuten lang nicht verlassen, Menschen haben „Feuer“ geschrien, um rauszukommen. Man erkennt auch einen Security-Mitarbeiter, der überfordert in der Menschenmenge steht und nichts tut. Kurz bevor es eskalierte, haben die Veranstalter sogar das Licht in dem Bereich der Halle wieder eingeschaltet. Sobald der zweite Durchgang geöffnet war, hat sich die Lage entspannt. Polizei habe ich auf dem Gelände gar keine gesehen, sie standen aber den ganzen Abend in einer beheizten Nebenhalle (das weiß ich, weil ich später mit den Sanis durch diese Halle gekommen bin) und haben sich durch ein kleines Fenster das Spektakel im Außenbereich angeschaut. Das Statement der Polizei muss man also auch kritisch sehen, die waren nämlich gar nicht dabei. Ordner:innen und Security waren alles andere als kooperativ, als wir später am Abend eine regungslose Person auf dem WC gefunden haben. Das geht von „weiß nicht Bro, wo die Sanis sind, bist falsch bei mir“, über Security-Mitarbeiter, die ihr Funkgerät nicht nutzen konnten, um Hilfe zu rufen bis hin zu den Sanis, die im Eingangsbereich waren, also dort, wo es warm war und sie nicht gebraucht wurden. Ich habe knapp 15 Minuten gebraucht, um die Sanis zum Patienten zu bringen. Hätten die Verantwortlichen kooperiert, bzw. würde die Rettung gleich dort stehen, wo sie Einsätze erwarten kann, wäre es eine vermutlich eine Sache von Sekunden gewesen. Hier zeigt sich also nochmal am „strengen Sicherheitskonzept“ was die Veranstalter uns vorlügen.

Was wünschst du dir jetzt von den Veranstaltern?

Von den Veranstaltern wünsche ich mir ein offenes und ehrliches Statement, in dem Verantwortung für die Fehler und die grobe Fahrlässigkeit übernommen wird. Aber darauf können wir wohl lange warten, wie in meinem Kommentar prophezeit wird das Thema unter den Tisch gekehrt, mit der Hoffnung, dass es schnell vergessen wird. Das war übrigens bei den Events, welche ich in meinem Kommentar erwähne, auch so, man muss also damit rechnen, in Zukunft wieder enttäuscht zu werden. Ich stehe auch in Kontakt mit Menschen, welche es aufgrund der ewigen Wartezeiten und niedrigen Temperaturen nicht in die Halle geschafft haben, da sie nach stundenlangem Warten die Schlange verlassen haben. Diesen Gästen sollte man den Ticketpreis vollständig zurückerstatten.

Folgenden Kommentar hat Niels auf Instagram gepostet:

 

 

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