Zum Tode von Pascal FEOS – ein Nachruf von Kerstin Eden

Es war Samstagmittag, der 9.5.2020, als mich der Bruder von Pascal Dardoufas, besser bekannt als Pascal FEOS, anrief und mir weinend von dessen Tod berichtete. Nur wenige Minuten zuvor hatte ich noch versucht ihn zu erreichen und wie ich im Nachhinein erfuhr, rief ich genau zum Todeszeitpunkt an. Pascal erlag seinem erst drei Wochen zuvor diagnostizierten Krebsleiden im Krankenhaus.

Pascal und ich waren eng verbunden. Die letzten zehn Jahre verbrachten wir gemeinsam, davon acht Jahre als Paar. Als ich mich Ende 2018 von ihm trennte war es nicht leicht für ihn, doch unsere Freundschaft war so stark, dass wir bis zuletzt eine Wohnung teilten. Zusammen erlebten wir viele hohe Höhen und noch mehr tiefe Tiefen. Nun ist er fort und hinterlässt eine Lücke, die sich nicht mehr schließen lässt, doch sein musikalisches Vermächtnis bleibt. Was ein Glück!

Menschlich wie auch musikalisch ist der Welt einer der ganz Großen verloren gegangen. Und die Welt war sich dessen sehr bewusst. Als noch am gleichen Tag die Nachricht über Pascals Tod an die Öffentlichkeit herausrutschte, wurden seine Familie und auch ich von einer Flut an Beileidsbekundungen aus aller Welt überrollt. Die Anteilnahme war überwältigend, aber auch keine Überraschung. Schließlich zählte Pascal zu den wirklichen Pionieren der elektronischen Musik und inspirierte mit seiner Arbeit zahllose Menschen, darunter auch viele weltbekannte Künstler. Er gehörte zu den ersten Menschen, die sich mit dem Produzieren elektronischer Musik beschäftigten Er entwickelte und erfand den Sound, den wir heute als Techno, Trance oder Lounge kennen als einer der ganz wenigen Nerds aus der Anfangszeit mit. In den letzten 35 Jahren veröffentlichte er hunderte eigener Tracks und Remixen, umrundete als DJ oder Live Act mehrfach die Welt. Nicht nur unter seinen Solo Pseudonymen Pascal FEOS und Sonic Infusion schrieb er an der Musikgeschichte mit, auch mit seinen Projekten Resistance D und Aural Float setzte er sich und der Welt ein unübersehbares Denkmal.

Pascals musikalische Geschichte ist auf der ganzen Welt bekannt, seine Menschlichkeit dagegen weniger. Als es in den letzten 10-15 Jahren immer ruhiger um ihn und seine Karriere wurde, verließen ihn immer mehr seiner langjährigen Wegbegleiter und Arbeitspartner, was ihn sehr traurig machte. Dennoch hatte er nie aufgegeben und arbeitete unermüdlich daran, neue Musik zu produzieren und den Weg zurück in die Öffentlichkeit zu finden. Leider gaben ihm nur ganz wenige eine ehrliche Chance und viele seiner neueren Produktionen wurden nie releast. Das Business zeigte sich ihm viel zu oft von seiner hässlichen Seite und nichts quälte ihn mehr als die Frage nach dem „Warum“. Eine Antwort darauf erhielt er leider nie, ich hoffe, ich finde ich es irgendwann einmal für ihn heraus.

Trotz der vielen Enttäuschungen blieb Pascal ein offener und freundlicher Mensch, stets hilfsbereit, großzügig und mit einer kindlichen Freude im Herzen wie man sie selten erlebt. An seiner bedingungslosen Loyalität und gnadenlosen Ehrlichkeit sollten sich viele seiner ehemaligen Kollegen ein Beispiel nehmen!

Ich habe unfassbar viel von ihm gelernt und nicht nur einen der besten Freunde meines Lebens verloren. Pascal war mein Mentor, er wusste fast immer die richtige Antwort auf meine Fragen und hat auch seinem Umfeld immer gerne einen Ratschlag mit auf den Weg gegeben. Eines lag ihm besonders am Herzen, deshalb wiederholte er es immer und immer wieder vor seinen Freunden: „Neid ist Gift. Ihr müsst lernen, gönnen zu können.“

Danke für dich Pascal. Niemand wird dich je ersetzen können. Du bleibst für immer in meinem Herzen und deine Musik in den Ohren der Welt.

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