Man hat schon viel Gutes von der dänischen Kopfhörer-Schmiede AIAIAI gehört. Nicht ohne Grund schmücken die Modelle aus der TMA-2-Serie die Köpfe von DJ-Größen wie Charlotte de Witte oder Richie Hawtin. Das Besondere an der TMA-2-Serie ist, dass es sich um modulare Kopfhörer handelt. Eigenständige Individualisierung ist hier Phase. Das Paket halte ich gerade in den Händen – ich bin gespannt, was mich erwartet.
First things first
Nach dem Öffnen des Umkartons erblicken meine Augen die graugelbe Verpackung: Da ist er, der TMA-2 Studio XE. Ja, ich darf heute den TMA-2 Studio in seiner XE-Konfiguration testen. Der Unterschied zu dem preislich etwas gehobeneren Modell (ohne XE) sind der Kopfbügel und die Earpads. Beide Bauteile wurden in ihrem Gewicht reduziert, weswegen der zusammengebaute Kopfhörer nur 190 Gramm wiegt.
Aus vier mach eins
Sämtliche Bauteile befinden sich nun nach deren Entnahme aus dem Karton auf meinem Tisch. Insgesamt fünf schwarze Plastiktütchen – 100 Prozent recycelt und alle systematisch beschriftet inklusive Bilder mit deren Inhalt: Headband, Speaker-Units, Kabel, Ohrpolster und eine Tasche – wo finde ich die Bauanleitung? Das Zusammenfügen der vier Module stellt sich als simpel heraus. Zuerst habe ich vergebens nach einem Stück Papier gesucht, das mit Bildern veranschaulicht, wie ich Step by Step alles zusammensetzen muss. Beim Suchen habe ich dann den „Getting started.“-Text gesehen, der auf der Verpackung aufgedruckt ist. Auf die Zeit habe ich nicht geschaut, doch bin ich mir sicher, die Module in unter einer Minute in einen schicken Kopfhörer verwandelt zu haben. Zusammengebaut sieht der TMA 2 XE toll aus. Schlicht gehalten, im matten Schwarz und mit dünnem Bügel, präsentiert er sich nicht so wuchtig wie manch andere Studiokopfhörer. An der Verarbeitung gibts nichts auszusetzen. Haptisch fühlen sich die verwendeten Materialen durchweg angenehm und wertig an.
Los gehts
Angenehm bleibt es auch auf dem Kopf. Die ohrenumschließenden Earpads aus hochgradigem Memory Foam, überzogen mit PU-Leder, sitzen nach kurzer Justierung des Headbands sehr stabil an meinen Ohren. Weder drückt es noch stört etwas. Klar, ein Langzeit-Komfort-Test muss her, dazu kommen wir später. Bevor es los geht, lasse ich den AIAIAI gemäß bereits gewohnter Herstellerempfehlung 24 Stunden auf moderater Lautstärke laufen, damit die Kopfhörer ihr vollstes Klangpotential entfalten können. Am nächsten Tag war es nach der Warmlaufphase dann endlich soweit. Ich setze die Kopfhörer auf und die nur 32 Ohm Impedanz machen sich sofort bemerkbar – ich muss meinen Kopfhörer-Preamp kaum aufdrehen, schon erreiche ich die gewünschte Lautstärke. Hier ist Vorsicht geboten, denn die AIAIAIs fördern selbst bei schwächeren Vorverstärkern schnell zu viel Lautstärke zutage. 117 dB Schalldruck heißt es laut Verpackung, demnach ist ordentlich Leistung vorhanden, wenn man sie denn benötigt. Jetzt das Wichtigste: der Sound. Spektakulär! Dieses Adjektiv benutze ich mit dem Hintergedanken, dass die TMA 2 Studio XE für den Preis eine ganz schöne Ansage sind, was das Klangliche angeht. Ehrlich und präzise erscheinen sie mir, ohne den Hauch von Unausgewogenheiten beim Frequenzgang. Alles, was ich höre, klingt so, wie ich es im Gedächtnis habe. Nachdem ich mehrere Produktionen aus den Bereichen Rock, Pop, Soul, Jazz und natürlich der elektronischen Musik gehört habe, steckt der AIAIAI schon in meinem Sampler. Nach ca. 45 Minuten Gejamme, ohne großartig ermüdete Ohren, habe ich das Produzierte auf meinen Boxen gecheckt: Voilà! Ohne längere Gewöhnungsphase hatte ich ein Resultat, mit dem ich zufrieden war. Hier und da musste ich im Mix minimale Anpassungen vollziehen, aber grundlegend kann ich mir vorstellen, mit den AIAIAIs unterwegs etwas abzumischen, ohne dass ich mir Sorgen machen muss, nach der Generalprobe auf Boxen den Mixdown großartig zu verändern. Durch und durch ein Studiokopfhörer also. Insgesamt hat der TMA 2 Studio XE heute zwei Stunden ohne Pause meine Lauscher umschlossen – Ohrenschmerzen: Fehlanzeige. Für mich eine Seltenheit, wo es für mich gang und gäbe ist, mal eine Pause machen zu müssen.
Fazit
Das Studio-Preset macht seinem Namen alle Ehre – definitiv für den Studioeinsatz geeignet –klanglich sowie ergonomisch. Für 180 Euro bekommt man hier einen hochwertigen Studiokopfhörer. Riesen Pluspunkt ist das modulare Konzept dahinter, das den Austausch von Komponenten oder den Umstieg auf ein anderes, individuelles Preset ermöglicht, das für HiFi oder Deejaying geeignet ist.
Aus dem FAZEmag 114.08.21
Text: Niklas Fust
www.aiaiai.audio/