Club-Legenden: Plank über den Phuture-Club in Duisburg

Club-Legenden: Plank über den Phuture-Club in Duisburg

In den legendären 1990er Jahren boomte die Techno-Club-Szene. Und das nicht nur in den Metropolen Berlin, Frankfurt und Köln, sondern auch und vor allem im Ballungsgebiet Metropole Ruhr – auch wenn es diesen Begriff damals noch nicht explizit gab.

Einer der wichtigsten und heißesten Clubs zu dieser Zeit war der Duisburger Phuture Club. Zwei Resident-DJs aus dieser Zeit standen für den Sound des Phuture Clubs: Dennis Siemion und Plank. Wir haben Carsten Bleekmann aka Plank zum Interview gebeten.

FAZEmag: Du bist seit 30 Jahren DJ und hast in den wichtigsten Clubs in NRW wie dem Planet in Bochum, der Harpune in Düsseldorf, der Roten Liebe in Essen oder der Königsburg in Krefeld regelmäßig gespielt. 1994 eröffnete im Duisburger Landschaftspark der Phuture Club – einer angesagtesten Clubs der Republik damals. Wir wollen einmal die Zeit zurückdrehen. Dennis Siemion war der Resident und Booker und du hast dort regelmäßig gespielt. Erzähl uns von den Anfängen. Was waren damals die ersten großen Nächte im Club?

Plank: Das ist natürlich nun eine Weile her , aber es war auf jeden Fall immer sehr wild dort. Die Leute hatten wirklich Ahnung von dem, was man da als DJ gespielt hat und was mir zugute kam, es war immer sehr Acid-lastig und ich hatte ja mein Plank- sowie Acrid-Abeyance-Projekt (letzteres zusammen mit Jürgen Driessen). Das passte immer gut. Also ich habe immer nur tolle Erinnerungen an die Anfänge.

FAZEmag: Die Szene im Pott florierte damals prächtig – und hatte ihren ganz eigenen Spirit. Könntest du diesen mal versuchen zu beschreiben, vielleicht auch im Vergleich mit anderen Techno-Hochburgen wie Frankfurt oder Berlin?

Plank: Also ich kann behaupten, dass ich alle irgendwie kennen lernen durfte, aber in meinen Augen war die Szene im Pott die ehrlichste und korrekteste. Ich habe es wirklich geliebt, im Ruhrgebiet zu spielen. Ich wusste im Vorfeld eigentlich immer, hier geht’s heut Abend ab. Vielleicht lag es auch am Heimvorteil. Ich habe ja einige Jahre bei Important Records in Essen gearbeitet. Ich muss aber noch ein paar Worte zu den anderen beiden Szenen los werden. In der Frankfurter Szene hatte ich mich sowieso wohlgefühlt, da ich auch fast wöchentlich ins Delirium zum Platten kaufen gefahren bin und ja auch bei Sven Väths Label Harthouse und Chris Lieblings Sublabel von CLR released hatte. Übrigens war Pascal (F.E.O.S. – R.i.P.) ein guter Freund von mir, der mich sehr viel in der damaligen Zeit unterstützt hat.
Die Berliner Szene hatte ich durch meinen ersten MAYDAY Auftritt (95 oder 96 – ich weiß das nicht mehr so genau) kennen lernen dürfen, und ich war damals recht eng mit Marusha. Dieses Jahr hatte ich noch das Vergnügen mit Max (Westbam) das 30-jährige zu zelebrieren, als wir zusammen in Ägypten aufgelegt hatten. Was Berlin betrifft, dort hatte ich mit eine meiner besten Partys überhaupt, in der Turbine. Ich hatte ein normales Booking und nur eine kleine Kiste Platten dabei, da aber ein DJ ausgefallen ist, hab ich circa 8/9 Stunden gespielt und hatte dann auch alle B-Seiten durch – eine unfassbare Nacht war das!

FAZEmag: Damals gab es noch nicht so eine große Künstler-Vielfalt wie heutzutage. Wie lief das mit den Bookings damals?

Plank: Also früher war es ja mehr so, dass die Künstler eher in Musikstyles unterteilt wurden. Es gab halt die Low Spirit/Mayday/Love Parade/Frontpage-Fraktion und in Frankfurt war es eher die Eye Q/Harthouse/Omen/Dorian Gray- Fraktion. Dort waren natürlich erstmal mehr die gesetzt. die von dort kamen. Bei mir war es dann schon extrem, als ich die erste Mayday und auf der Love Parade gespielt hatte. Danach war man Deutschland weit präsent. Mein Management früher war Andreas Schneider, der auch das DOS or Die-Label führte und die viele große Raves veranstaltet hatte. Ich war aber aber in der Agentur von der NIC aus Köln, und sie hatte natürlich auch ziemliche Größen wie Laurent Garnier, Richie Hawtin oder John Acquaviva am Start. Früher war es auf jeden Fall alles übersichtlicher und einfacher strukturiert. Kein Vergleich zu heute.

FAZEmag: Ist man sich da untereinander mal in die Quere gekommen? Gab es einen Konkurrenzkampf unter den Clubs?

Plank: Ja, das gab es schon mal, aber ich finde es war wirklich wenig im Vergleich zu heute. Zumindest empfinde ich es auch so, dass der Respekt und die Wertschätzung damals viel höher waren als heute. Es ging halt wirklich nur um die Musik, ob jetzt Trance, House, Techno, Acid oder was auch immer. Wenn ich mir das heute teilweise anschaue, bin ich froh, diese Zeiten mitgemacht zu haben.

FAZEmag: Was waren für dich die größten Besonderheiten am Phuture Club?

Plank: Ganz besonders die Location, wenn ich mich jetzt an den Landschaftspark Nord erinnere. Der war auch immer von außen so geil bestrahlt, dass man das Gelände schon von der Autobahn gesehen hat. Das im Übrigen hat Papa Sven auch besonders gut gefallen. Ich fand da die Leute auch einfach entspannt, man konnte da ohne Kompromisse seinen Style spielen.

FAZEmag: Was würdest du sagen, wann hat sich der Clubs damals auf dem Höhepunkt befunden? Wie sah eine typische Clubnacht zu dem Zeitpunkt aus? Völliger Ausnahmezustand, nehmen wir an.

Plank: Es war auf jeden Fall Mitte der Neunziger bis Ende der Neunziger, da war es der Techno Club überhaupt. Jedes Wochenende Ausnahmezustand. Auch wenn es dann mal internationale DJs gab. Es war immer ein Fest.

FAZEmag: Wie bewertest du die Szene in NRW, speziell im Ruhrpott heute?

Plank: Ganz ehrlich? No Comment ….wobei, es wäre unfair jetzt in den Sack zu hauen. Ich bin da einfach zu lange raus um ein ehrliches Urteil zu bilden aber das ganze Social Media Getue war in vielen Bereichen der Anfang vom Ende…

FAZEmag: Du bist dem Deejaying treu geblieben. Was machst du gerade und wo legst du auf?

Plank: Ja ,ich gehe nächstes Jahr in mein 35. Jahr, sozusagen Jubiläum. Ich bin sehr viel unterwegs und inzwischen Open Format DJ & Allrounder. Es wird mir nicht jeder glauben, aber ich liebe es auf Hochzeiten zu spielen, da die Leute da immer noch sehr dankbar und wertschätzend sind. Außerdem ist es in meinen Augen die Königsdisziplin des Auflegens, denn wenn du eine Hochzeit beherrschst, dann auch alles andere. Und ich habe in meiner Karriere über 4000 Events gespielt und da war wirklich alles dabei, ob Club, Open Air, Festivals, Geburtstage, Corporate Events und und und.
Heutzutage bin ich aber sehr gerne flexibel, deswegen spiele ich halt auch viele Firmen Events, reise in der Welt für Robinson herum und spiele in deren Clubs und habe dann auch häufiger Gigs in Asien. Ich liebe es, so wie es ist.

FAZEmag: An welche Tracks aus der guten alten Zeit erinnerst Du Dich gerne?

Plank: Hilfe, es waren so viele gute Tracks im Gegensatz zu heute. Aber Lieblingstracks von mir waren zum Beispiel

Teste „The Wipe“

 

Vapourspace „Gravitional Arch Of Ten“

 

 

Hardfloor „Acperience“, Slam „Positive Education“ – alles, wirklich alles von Laurent Garnier (mein größtes Vorbild im übrigen), Secret Cinema „Timeless Attitude“, Public Energy „303“ und und und

Club-Legenden: Nathalie de Borah über den Poison Club in Düsseldorf

Auch in Bayern gab es legendäre Clubs:

Legenden der Nacht: Kult-Location “Alcatraz” – 6.000 Raver feierten hier in den 90ern