Demokratiefeindliches Gedankengut? Reeperbahn Festival und andere fordern Statement von DOCKS und Grosse Freiheit 36

Symbolbild

Als der Hamburger Club DOCKS Mitte vergangenen Jahres eine Wandzeitung mit Statements aus Wissenschaft, Kultur und Politik bezüglich der allgemeinen Corona-Debatte veröffentlichte, hätte wohl niemand erahnen können, dass daraus eine derart hitzige Angelegenheit entstehen würde, die die gesamte Hamburger Kulturszene in Aufruhr versetzt.

In Person der Verantwortlichen der Grossen Freiheit 36 erhielt das DOCKS zwar prominente Rückendeckung, doch dadurch verschlimmerte sich die Situation nur zusehends – die Fronten verhärteten sich. Die veröffentlichten Beiträge in der Wandzeitung hatten vielerorts das Fass zum Überlaufen gebracht, der Club am Spielbudenplatz und die Grosse Freiheit 36 gerieten immer mehr ins Fadenkreuz der Kritiker. So forderte das Clubkombinat Hamburg unter anderem den Rücktritt von DOCKS-Geschäftsführerin Susanne Leonhard. Für die Beschuldigten ein Affront der besonders unschönen Art: “Die Weise, wie Menschen öffentlich urteilen, macht mir Sorgen. Unsere sonst geltenden gesellschaftlichen Werte suche ich vergebens: Respekt, Toleranz, Kompromissbereitschaft! Das kann ich aus demokratischen Gründen nicht auf mir sitzen lassen und hänge ebenfalls eine Wandzeitung im Eingangsbereich aus“, ließ Mitja Boettger-Soller, Geschäftsführer der Grossen Freiheit, damals verlauten.

Rund ein dreiviertel Jahr später sind die Streitigkeiten immer noch nicht ad acta gelegt. Im Gegenteil: Die Situation hat sich weiter verschärft und ist aktueller denn je, was nun ein Post des populären Hamburger Reeperbahn Festivals zeigt. Dort heißt es, das DOCKS und die Grosse Freiheit 36 hätten demokratiefeindlichem Gedankengut in den vergangenen Monat ein Forum geboten. „In einer Zeit, in der sich unzählige Menschen nach der verbindenden Kraft von Live-Kultur sehnen, wird dort anscheinend der Schulterschluss mit Schwurbler*innen, Verschwörer*innen und jenen, die keinen Widerspruch darin sehen, neben Nazis für Demokratie zu demonstrieren, gesucht“, heißt es im Wortlaut.

Das Reeperbahn Festival hat deshalb nun folgenreiche Konsequenzen gezogen. Sowohl das DOCKS als auch die Grosse Freiheit 36 werden demnach ausgeschlossen und kein Bestandteil des Festivals sein, zumindest nach derzeitigem Stand.

Wieder ins Rollen brachte die Debatte am 11. März das Hamburger Label Audiolith – u. a. Heimat von Egotronic und Feine Sahne Fischfilet – mit diesem Posting:

 

Das Reeperbahn Festival und auch wir haben nach einem Statement seitens des DOCKS und der Grossen Freiheit 36 gefragt. Laut eigener Aussage arbeiten die Verantwortlichen der beiden Venues aktuell an einem Statement. Wir halten euch auf dem Laufenden.

 

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