Die Kolumne von Mausio – Festival Diaries Teil 2

Foto: Jannik Fiedler

Hey Freunde,
da bin ich wieder mit Runde 2. Für mich der vollste Festival-Monat den ich jemals hatte. Es passiert so viel auf Tour, dass es gar nicht einfach ist, sich an alles zu erinnern und hier niederzuschreiben. Aber ich gebe mein bestes und wir schauen mal, was nachher dabei rumgekommen ist.

Nibirii Festival, Düren

Der Juni startete direkt mit einem Knaller, dem Nibirii Festival in Düren. Wochenlang vorher war das prägnante Logo des Festivals quasi überall zu sehen und irgendwie hat jeder darüber gesprochen.

Wir kamen mit einer relativ großen Travelparty auf dem Festival an, weil mein Manager Jannik seine Eltern mitgebracht hat, da diese mal sehen wollten, wie dieser Teil seines Jobs eigentlich so aussieht. Nachdem wir uns kurz auf dem Parkplatz verstrickt hatten, haben wir den Künstlereingang gefunden und wurden direkt super nett in Empfang genommen. Ein paar Meter hinter dem Artist Check in, konnte man den ersten Blick auf das Gelände werfen. Was eine schöne Location und dann der erste Blick auf die Pyramiden Mainstage. Wahnsinn! Eine unglaublich innovative Bühne. Danach über kurze Wege in den Artist Backstage. Wir setzen uns hin und wollen erstmal was trinken. Diesmal tatsächlich eine Fanta, da es für Alkohol zu früh und zu heiß ist. Über den Backstage Bereich konnte man auch die Bühne sehen, auf der ich danach spiele. Auch diese war absolut liebevoll gestaltet und hatte vorne Wasserfontänen, die zum Beat bewegt werden konnten. Die Bühne war direkt an das Ufer des Sees gebaut, also absolut malerisch gelegen und wir beobachten erstmal einen Schwan, der sich das Festival von der Seeseite aus anschaut.

10 Minuten vor Playtime gehen wir hoch, um meine Technik aufzubauen. Eigentlich sah alles so aus, als würde es reibungslos funktionieren, doch als ich dann loslegen will, geht einfach gar nichts mehr. Meine Controller reagieren nicht. Einfach mal gar nicht. Es verstreichen 25 Minuten meiner Playtime in denen wir mit Hilfe des zum Glück technisch sehr versierten Stagemanagers alles versuchen, um die Controller wieder ans Laufen zu bekommen. Ich habe als Backup immer Sticks dabei, aber diese liegen natürlich im Auto. Wo auch sonst. Facepalm an mich selber. So langsam könnte ich echt mein ganzes Equipment in den See schmeißen, vielleicht hat der Schwan ja eine Lösung.

Durch komplettes Neuaufsetzen des Systems, funktioniert es dann endlich wieder und ich kann anfangen. Bei dem ganzen Stress habe ich gar nicht mitbekommen, dass die Bühne mittlerweile komplett voll ist. Ich habe echt keine Ahnung wie viele ihr wart, aber es waren verdammt viele. Leider bin ich durch den ganzen Stress völlig aus dem Rhythmus und habe echt Probleme in mein Set reinzukommen. Nach den ersten 3 Liedern geht es wieder, aber nach so einem Schock, komme ich einfach etwas langsamer wieder rein. Zur Hälfte des Sets fängt es dann aber an richtig Spaß zu machen und ich bin wieder in meinem Element. Währenddessen kommt Reinier Zonneveld auf die Bühne, um seine Technik aufzubauen. Wir beide nebeneinander ist auf Grund des Größenunterschiedes ein echtes Bild für die Götter.

Danach geht es erstmal zurück in den Artist Bereich. Jetzt definitiv ein Getränk mit Umdrehungen zum Runterkommen. Leider haben wir nicht viel Zeit, da ich abends noch in Hamburg spiele und wir noch 450 Kilometer Reise vor uns haben. Am wie oben schon erwähnt bis dato heißesten Tag des Jahres, nach einem Festival eine fünfstündige Autofahrt zu legen, war auf jeden Fall nicht unsere schlaueste Idee, aber so ist das Tourleben und ich freue mich unfassbar krass auf Hamburg. Also ab ins Auto!

Foto: Jannik Fiedler

Ikarus Festival, Memmingen

Ikarus, für mich rückblickend das absolute Highlight des Junis. Ich fahre mit meinem Filmer Pascal zu meinem Kollegen Felix nach Mannheim, der diesmal das Tourmanagement übernimmt. Von da geht es nach Memmingen ins Hotel. Wir wollen eigentlich etwas essen, aber das Restaurant des Hotels hat leider noch nicht offen. Also Abholung zum Festival und Durchmarsch ins Artist Catering. Dort tummeln sich viele alte bekannte Gesichter unter anderem auch Alex Eidel, der Booker des Festivals, der mal wieder einen krassen Job abgeliefert hat. Immer schön, wenn man viele Menschen trifft, die man kennt und sich kurz austauschen kann. Danach ab zur Bühne und Felix baut meine Technik auf. Ich stehe zwar mit viel Aufregung aber auch umso mehr Vorfreude dahinter… in wenigen Minuten geht es los.

Am Pult angekommen ist die Stimmung direkt von der ersten Sekunde an einfach überwältigend. Ihr singt und grölt meine Lieder mit, in der ersten Reihe sind Mausio T-Shirts und jahrelange Fans, die ich gut kenne. In der dritten Reihe wird mit einem Warndreieck gefeiert. Ich habe für diese Stimmung einfach keine Worte. Meine Playtime geht 2 Stunden und bei einem Break nach 1,5 Stunden höre ich schon die ersten Zugabe-Rufe. Mehr Freude kann man einem Künstler auf der Bühne eigentlich nicht machen. Ihr feiert bis zur letzten Sekunde meines Sets komplett mit und ich übergebe glücklich an Kerstin Eden. Danach muss ich einfach runter zu euch, um mich zu bedanken. Ich mache ein paar Fotos und fahre voller Endorphine ins Hotel.

Foto: Jannik Fiedler
James Wood Festival, Wetzlar

Weiter geht es zum nächsten Doppelbooking. Diesmal das James Wood Festival in Wetzlar und das Momente Open Air in Duisburg. Also wie so oft am Vorabend zu meinem Manager, um die Anreise am nächsten Tag etwas zu verkürzen. Leider beim Grillen etwas mit dem Wein ausgerutscht und leichte Nachwirkungen am nächsten Morgen. Tolle Wurst. Aber die Vorfreude auf meine Shows, lässt eigentlich immer jeden Kater verschwinden. Ab ins Auto und runter nach Wetzlar. Nachdem wir es geschafft haben, bei Ankunft auf dem Gelände erstmal auf der völlig falschen Seite des Festivals zu parken, lotst uns einer der Artistbetreuer zum richtigen Parkplatz. Ab in den Backstage und erstmal die Bühne anschauen. Danach gemeinsam ein paar Getränke. Mein Manager hat seine Frau verpflichtet später weiterzufahren. Und dann geht es auch schon auf die Stage. Wir sind ein paar Minuten zu früh oben und ich sitze mit Jannik auf der Kante der Bühne unter dem Pult. Wir haben beide immer ordentlich Adrenalin im Körper bevor es losgeht und wenn man da so schweigend sitzt und wartet, multipliziert sich das extrem. Also Hype ist schon mal da und dann geht es los. Direkt beim ersten Drop schießen schwarze Streamer in den Himmel (das sind diese langen Konfettistreifen, die durch die Luft fliegen – weiß ich auch erst seit ein paar Wochen). Sowas hebt die Stimmung immer an und ich merke, dass mein Set sehr schnell, sehr hart wurde. Am Ende bin ich um 15.40 nachmittags schon bei Hardstyle angekommen, um nochmal so richtig aufzudrehen. Um 16.00 Uhr Übergabe an Anna Reusch.

Danach geht es ziemlich schnell ins Auto, da wir vor der Show in Duisburg noch etwas essen wollen.

Foto: Jannik Fiedler

Momente Open Air, Duisburg

Die Fahrt nach Duisburg vergeht super schnell. Kurz im Hotel einchecken und direkt ins Restaurant. Hunger wie ein Bär. Joa das Schnitzel war dann einfach mal das schlechteste in meinem Leben, garniert mit halb aufgetauten Kartoffelspalten. Geil! Der Hunger treibt die aufgetauten Teile dann schon irgendwie rein.

Das Wetter ist super, also beschließen wir uns direkt nach dem Essen zur Location fahren zu lassen. Angekommen auf der wirklich schönen Wasserski-Anlage in Duisburg, gehen wir direkt zur Bühne, dort wo normalerweise eigentlich ein Backstage ist, oder zumindest ein Pavillion mit ner Bierbank, oder nur ne Bierbank, oder… ach lassen wir das. Hier ist auf jeden Fall zwischen Bühne und Wasser, eine Fläche von einem halben Fußballfeld, auf dem einfach nichts ist. Gar nichts. So stehen wir da rum und starren in die Luft. Jannik freundet sich aus Langeweile mit einer Enten-Familie an, die am Rande des Geländes umherspaziert oder versucht aus sämtlichen Sachen Sitzmöbel zu basteln. Ich probiere derweil einen Golf-Caddy zu kapern, der für den Transport von Bierfässern benutzt wird, was mir aber leider nicht gelingt.

Oben auf der Bühne angekommen, denken wir uns kurz wir sind bei einem Boxkampf, da direkt in den ersten 3 Reihen eine Schlägerei rund um einen Biertisch stattfindet. Selbst der Veranstalter weiß nicht wie der dahin gekommen ist. Duisburg was ist denn los, wir wollen doch nur entspannt feiern. Ich nehme das Mikrofon in die Hand. Rückkopplung des Grauens! Das hat man auch in Namibia noch gehört und ich habe Angst die Enten-Familie mit dem Ton ausgelöscht zu haben. Nach dem Set auf dem Weg zum Auto die nächste Schlägerei zwischen einem Gast und den Securitys wegen Pfandmarken die er abgeben will. Wir Fragen unsere Fahrerin, wie viele Schlägereien es hier so gibt und sie antwortet achselzuckend „Ist doch ganz normal“… Ich komme ja selber aus dem Pott, aber Duisburg, Bruder muss los!

Aquaphobie Festival, Erlenbach am Main

Nach einem freien Wochenende mit der Familie steht die nächste Doppelshow an. Auf dem Aquaphobie Festival habe ich schon 2018 gespielt und mittlerweile ist ein freundschaftlicher Kontakt mit den Veranstaltern entstanden. Daher wussten wir im Vorfeld schon viel darüber, wie die Bühne und das Gelände dieses Jahr aussehen.

Der Backstage ist super schön gestaltet, mit einer offenen Bar, selbstgemachten Nudel- und Kartoffelsalaten, Frikadellen, Handtüchern für die Künstler und allem was man so braucht, um auf einem Festival bei 36 Grad klar zu kommen. Wir hängen etwas auf den Bierbänken rum, quatschen mit verschiedenen Leuten, trinken die oder andere Schorle und freuen uns auf die Show.

Die Bühne ist etwas größer als letztes Jahr und hat 2 riesige Flammenwerfer die sich überkreuzen. Wir kennen den SFX Techniker schon vom letzten Jahr und wissen, dass er damit nicht spart in den Drops. Also los geht’s, ich habe richtig Bock und ihr anscheinend auch, vor allem nach dem ein Mitarbeiter vom Festival euch mit Wasser beschießt, damit ihr nicht verbrennt bei den hohen Temperaturen. Ich erkenne sogar in der ersten Reihe Gesichter vom letzten Jahr wieder. Nach der Show bin ich zwar komplett nass, aber Hut ab Erlenbach, ihr habt echt richtig gerockt!

Foto: Jannik Fiedler

EOS Festival, Taufkirchen

Wie das leider so ist bei Doppelbookings, müssen wir quasi direkt wieder los, da wir nach Frankfurt zum Flughafen müssen. Kurz verabschieden und rein ins Auto. Aber da gibt’s zumindest eine Klima, die einen mal wieder runterkühlt. Am Flughafen die üblichen Abläufe kurz durchgespielt und dann am Gate rumhängen bis es losgeht. Hildi seltsamerweise bis jetzt nicht anwesend. Rein in den Flieger und nach 50 Minuten schon wieder in München. Am Gate holt uns ein Hüne mit Security T-Shirt ab, was alle Umstehenden etwas verdutzt dreinschauen lässt. Kurz rüber ins Airport Hotel und duschen! Danach 40 Minuten zum Gelände.

Die Organisatoren vom Festival hatten anscheinend Gegenteiltag. Alles was man so im Vorfeld bespricht und organisiert, war nicht da, wurde vergessen oder war nicht an die entsprechenden Leute von der Technik, der Hospitality oder anderen Stellen kommuniziert. Kann passieren, einfach das Beste draus machen. Auf der Bühne kein Millimeter Platz, um irgendetwas aufzubauen. Jannik konstruiert geistesgegenwärtig aus herumliegenden Flightcases einen Turm, der so hoch ist wie das Pult, damit wir dort meine Technik aufstellen können.

Trotzdem haben wir aber super Laune und vor mir spielt mein langjähriger Freund und Kollege Mark Dekoda. Wir wissen also schon, dass es nachher etwas wild wird auf der Bühne. Und so kam es auch… wir haben reichlich gelacht, getanzt und getrunken. Auch ihr gebt ordentlich Gas und feiert mit als hätte das Festival eben erst begonnen und nicht als wären wir hier quasi auf der Afterparty. Alle um mich herum sind nach meinem Set definitiv schwer angeschlagen und wir stolpern Richtung Auto. Definitiv zu viel Wodka. Mausio over and out!

Abschließend bleibt nur zu sagen: DANKE! Es war ein wundervoller Festivalmonat mit euch und ich habe unzählige tolle Erinnerungen, die ich für immer behalten werde. Wir sehen uns im Juli auf dem Parookaville, dem Open Beatz, der Airbeat One, dem Sea You und anderen tollen Festivals!

Bis dahin, bleibt gesund Freunde!

 

 

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