DJ-Legende aus UK verärgert: Social Media macht die Szene kaputt

DJ-Legende aus UK verärgert: Social Media macht die Szene kaputt / Foto: Discogs

Es ist eine häufig und kontrovers diskutierte Thematik: elektronische Musik und Social Media. Während die eigene Inszenierung auf Instagram, Facebook & Co. längst zum Markenzeichen vieler aufstrebender und populärer Interpreten gehört, zeigt sich so mancher Künstler verärgert über die aktuelle Entwicklung. So auch UK-Trance-Legende John ’00‘ Fleming, der seinem Unmut nun freien Lauf gelassen hat.

In einem Statement mit dem Titel „Social Media Struggle“ verweist er auf vergangene Zeiten, „in denen es keine Fotohandys gab und die DJs nicht beachtet wurden […].“ Er erklärt: „Die Zeit der versteckten DJ-Kabinen […] schuf für mich einen sicheren Raum, vor allem weil ich introvertiert bin und nicht gerne im Rampenlicht stehe. Als meine Karriere wuchs, war ich gezwungen, für Artwork und Pressemitteilungen vor die Kamera zu treten. Damit konnte ich gerade noch umgehen, da es ein gelegentliches Ereignis war, dann konnte ich mich wieder auf meine Arbeit in den dunklen Clubs konzentrieren und mich darauf fokussieren, ein DJ zu sein oder mich in meinem Studio einzuschließen.“

Mit dem Aufstieg der sozialen Medien hätte dann eine weitreichende Veränderung in der gesamten Musikindustrie Einzug erhalten. „Egal, wie gut man als DJ oder Produzent war, Karrieren wurden durch die Anzahl der Likes und Plays, die man mit Hochglanzbildern und -videos online generierte, begründet“, so der 53-Jährige. Er fährt fort: „Daraus ist ein Geschäft geworden, bei dem die Künstler mit professionellen Fotografen auf Tournee gehen, die ihren persönlichen Lebensstil mit sexy und muskulösen Bildern dokumentieren, um diese Klicks und Likes zu bekommen.“

Er selber verspüre jedoch nicht das Bedürfnis, seinen Lebensstil zu dokumentieren und er denke auch nicht daran, alle paar Minuten sein Handy herauszuholen, um Social Stories zu erstellen. „Ich glaube daran, dass man sich auf seine Kunst konzentrieren und dem Publikum eine magische Performance bieten sollte, indem man zukunftsweisende Produktionen und hochwertige DJ-Mixe/Radioshows produziert, die einen bleibenden, zeitlosen Eindruck bzw. eine Erinnerung hinterlassen, anstatt ein süßes Foto zu schießen, das in den sozialen Netzwerken untergeht und begraben wird“, heißt es weiter.

Abschließend erklärt der sich zwischen Goa und Psytrance bewegende Produzent, dass er Mitleid mit der nächsten Generation habe, „die versucht, den ganzen Social-Media-Lärm zu durchbrechen.“

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