Fördergelder lösen Debatte aus: sechsstellige Summe für das Berghain – ist das gerecht?

Studio Berlin / Boros Foundation, Berghain, Berlin 2020
Artwork: © Rirkrit Tiravanija
Photo: © Noshe

Dass sich die Kulturlandschaft während der Corona-Krise von der Politik benachteiligt fühlt, ist längst kein Geheimnis mehr. Ein Wort, das dabei häufig von Kulturschaffenden und ihren Anhängern genutzt wird, ist „Existenzbedrohung“. Insbesondere durch die strengen Auflagen bei Konzerten und anderen Veranstaltungen stünden viele Beteiligte vor dem finanziellen Abgrund, befindet ein Großteil der Kritiker.

Pauschalisieren lässt sich das Ganze jedoch gewiss nicht, denn auch innerhalb der Kulturbranche, die aus den verschiedensten Teilbereichen besteht, gibt es unterschiedliche Meinungen, die zum Teil weit auseinander gehen.

So erhielt das Berghain beispielsweise vor kurzem aus einem Haushalts-Sondertopf eine Fördergeld-Summe in Höhe von 250.000 Euro, die scheinbar ohne Ausschreibung und ohne die Beteiligung einer Jury genehmigt wurde. Mit dem Geld sollte eine Kunstausstellung im Berghain unterstützt werden. Berlins Kultur-Senator Klaus Lederer gab grünes Licht, weil er das Berghain aufgrund seines hohen Renommees als ein explizit förderungswürdiges Projekt ansah, das demzufolge von eben jenem Sondertopf profitieren durfte.

Der Fakt, dass an das Berghain eine derart hohe Summe ohne vorherige Ausschreibung geflossen ist, stieß bei vielen Menschen der Kulturbranche allerdings auf Unverständnis, so etwa auch beim Berufsverband bildener Künstler (bkk Berlin), der die Transaktion als äußerst fragwürdig und ungerecht gegenüber anderen Institutionen hielt.

Das Beispiel beweist, dass die Fassade der gegenseitigen Unterstützung innerhalb der Kulturszene beginnt zu bröckeln. Der Kampf um die knapp bemessenen Fördermittel gewinnt an Intensität, denn das Geld wird nicht für alle reichen.

Mit der Fördersumme für das Berghain wollte die Politik sicherlich signalisieren, dass man sich für die Kulturlandschaft einsetzt. Ob dies das richtige Signal war, bleibt jedoch fragwürdig.

Was meint ihr?

 

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Quelle: Berliner Zeitung
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Studio Berlin / Boros Foundation, Berghain, Berlin 2020
Artwork: © Rirkrit Tiravanija
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