Die Drogenkriminalität hat an deutschen Schulen in den letzten Jahren teilweise drastisch zugenommen. Das zeigen Zahlen von den Landeskriminalämtern und Innenministerien. Zu den begangenen Drogendelikten zählen Kiffen und Nase ziehen in den Pausen, aber auch das Verkaufen von Cannabis, Pillen und Aufputschpulver auf Schulhöfen.
Trotz flächendeckender Präventionsarbeiten wird an unseren Schulen mehr getickt und genommen denn je.
Im Vergleich zu 2011 haben sich Drogendelikte an Schulen in Baden-Württemberg verdreifacht. Auch in Sachsen-Anhalt haben sich die Delikte verdreifacht, jedoch auf einem geringeren Niveau als in Baden-Württemberg. In NRW und Sachsen haben sich die Drogenzwischenfälle verdoppelt. Aber auch hier ist ein ganz klarer Unterschied zu festzustellen. Während in Sachsen die Zahl der Delikte von 69 auf 128 anstiegen, waren die Zahlen in NRW von 443 auf 897. In Thüringen ist ein ähnlicher Zuwachs zu vermerken wie in Sachsen. In Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Hessen sind leichte Anstiege der Drogenkriminalität festzustellen.
Die Drogendeals wurden zwar hauptsächlich zwischen Schülern abgehandelt, jedoch zählen zu diesen Statistiken auch Lehrer und Hausmeister. Der Fokus bezieht sich klar auf Cannabis, aber auch mit synthetischen Drogen wird auf Schulhöfen gedealt und um den Unterricht „interessanter“ zu gestalten auch genommen. Die Drogenbeauftragte der Bundesrepublik Marlene Mortler (CSU) sagt, dass die gesellschaftliche Verharmlosung von Cannabis Schuld für den starken Anstieg sein könnte. Das bayrische Innenministerium äußerte sich ähnlich wie Mortler und fügte noch den wesentlichen Aspekt hinzu, dass das Drogen-Angebot im Darknet die Zahlen drastisch ansteigen lassen. Die Internet-affine Jugend bestellt sich den Stoff anonym, dadurch ist die Beschaffung wesentlich einfacher geworden als damals.
Prävention schreibt die Drogenbeauftragte Mortler groß und schaut man sich Kampagnen der Bundesländer an wie „FreD“ (Frühintervention bei erstauffälligem Drogenkonsum), „sauba bleim“ (Großraum München) und „Quit the Shit“ sieht man, dass mit gewollter Kreativität dort ans Werk gegangen wurde. Doch anscheinend bringen diese kreativen Slogans und deren Kampagnen wenig. Eva Hoch, eine Wissenschaftlerin an der Ludwig-Maximilian-Universität in München äußerte sich so dazu: „Es wird viel in Sachen Prävention gemacht. Aber ob das alles nachhaltig und wirksam ist, dahinter steht ein großes Fragezeichen. Wir wissen zum Beispiel nicht, ob die Risiko-Bereitschaft nach der Thematisierung in der Schule steigt.“ Eva Hoch wertet an der Universität mit Forschungsgruppen Maßnahmen der Cannabis-Prävention in Deutschland aus.
2012 wurde Gesundheitsförderung und Prävention ein integraler Bestandteil an unseren Schulen. Vorsitzende des Lehrerverbandes weisen die Alleinschuld der nicht so gut funktionierenden Prävention von sich und sagen, dass auch die Eltern ihren Teil dazu beitragen müssen und dass man im Elternhaus bessere Vorbilder abgeben solle.
Bezüglich auf aktuelle Debatten der Cannabis-Legalisierung nach der Legalisierung von medizinischen Cannabis äußert sich die Drogenbeauftragte Mortler folgendermaßen: „Eine Legalisierung würde von Jugendlichen als „staatliche Unbedenklichkeitsbescheinigung“ aufgefasst werden. (…) Den Jugendlichen muss vermittelt werden, dass Cannabis-Konsum keineswegs harmlos ist und sie mit Cannabis-Konsum ihr Gehirn in einer besonders sensiblen Lebensphase schädigen.“
Theo Baumgärtner, Drogen- und Suchtforscher bei Jugendlichen, sagt dass man diese Zahlen nicht überbewerten darf. Mathematisch gesehen sind die Zahlen angestiegen, jedoch ist eine Entwicklung in der Aufklärung zu berücksichtigen. Die Themen werden nicht mehr tot geschwiegen und man achtet expliziter darauf, dadurch kommen mehr Fälle ans Licht.
Ob an Schulen mal heimlich gekifft oder was eingeschmissen wird, um sich einen Kick abzuholen, den man in der Schullaufbahn mal erlebt haben „muss“, ist etwas Anderes, als wenn Jugendliche wirklich die Entwicklung ihres Gehirns behindern, in dem sie regelmäßig konsumieren. Weshalb so viel an Schulen konsumiert wird und das auch in so jungen Jahren, liegt gegebenenfalls an den hohen Druck, den die Schüler standhalten müssen. Trotzdem macht es keinen Sinn, sich deshalb in der Entwicklung selbst im Wege zu stehen.
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