Rumänischer Techno auf dem Vormarsch – Interview mit Mahony

Viele Raver haben die rumänische Techno-Szene nicht wirklich auf dem Schirm. Dabei gibt es so unzählige Events in dem osteuropäischen Land, die regelmäßig Techno-Lovers aus aller Welt anlocken. Untold und Neversea sind Musikfestivals mit sechsstelligen Besucherzahlen, deren Vibe sich schwer in Worte fassen lässt. Das ist aber eine ganz andere Welt. Schon des Öfteren wurde mir auch von den Festivals Electric Castle und dem Sun Waves vorgeschwärmt, bei denen nur elektronische Musik gespielt wird.

Scheinbar gibt es aber auch massig Underground Events in verlassenen Industriegebäuden oder auf chilligen Wiesen im Freien. Die Besucherzahlen reichen von wenigen hundert bis ein paar Tausend. Auf diesen Veranstaltungen ist die Stimmung noch verrückter und ausgelassener, als auf den großen, kommerziellen Events in Rumänien. Irgendwie nachvollziehbar und wohl nicht nur in Rumänien so.

Doch auch die Clubkultur in Rumänien hat sich mittlerweile auf der Techno-Landkarte etabliert. Dies wird vor allem durch die bekannten Namen, die auf den Flyern stehen, bemerkbar. Allen voran in der Hauptstadt Bukarest. Die Techno-Revolution in Rumänien wird mit Intensität und Enthusiasmus aufgenommen, was man selbst einmal erlebt haben muss. Um mal einem Insider auf den Zahn zu fühlen, haben wir uns mit dem rumänischen DJ Mahony unterhalten.

Wie kann man sich die rumänische Techno-Szene vorstellen?

Die rumänische Techno-Szene ist eine der krassesten der Welt. Jeder weiß das. Ich glaube, es gibt keinen Artist, der nicht in Rumänien spielen will. Der Vibe ist einfach großartig, genauso wie die Partys selbst. Alle DJs spielen überlange Sets und haben hier eine super Zeit. Alles ist günstig, die Mädels sind hübsch. Ich denke, das ist das perfekte Rezept für eine geile Party. Damals war Rumänien unbekanntes Territorium für die Artists, doch heutzutage ist es einer der beliebtesten Spots um zu spielen.

Wie sehen die rumänischen Techno-Partys aus?

Neben den großen Events haben wir jede Menge kleinere Events und natürlich Underground-Partys in Kellern oder verlassenen Spots. Aber es ist etwas anders als beispielsweise in Berlin. Das fängt in erster Linie mit der Musik an. Die Leute hier mögen melodischen, housigen Sound, ganz anders als der harte Industrial Techno, der momentan sehr beliebt ist. Die Partys unterscheiden sich also hauptsächlich im Sound und der überaus guten Laune.

Wer sind deine liebsten rumänischen Artists?

Ich arbeite mit zwei anderen Artists zusammen, deren Sound ich sehr abfeiere. Zum einen ist das Floog, der als Solo-Live-Act auftritt, und zum anderern Azteca. Sie sind Teil der Premier School Crew und ich genieße es wirklich, mit ihnen zu arbeiten. Klar, gibt es weitaus bekanntere Acts wie Rhadoo oder Raresh. Ich denke, jeder kennt die beiden. Es gibt aber noch einige unbekannte Artists, von denen man in Zukunft sicher noch hören wird.

Produzierst auch selbst Musik?

Natürlich. Ich bin Teil der Vatos Locos Crew, Hectors Label. In diesem September werde ich auf der fabric Compilation. Wir machen einen Remix mit den Martinez Brothers. Außerdem habe ich bereits auf Dubfires Label Sci-Tec. Und in diesem Jahr werde ich etwas auf „Play it, say it“ von Seth Troxler veröffentlichen.

Welches Equipment benutzt du zum Musik machen?

Für das Auflegen verwende ich CDJs und Turntables. Beim Produzieren setze ich auf Ableton Live, habe aber auch einige Drum Machines und Sequencer. Ich mag den Moog Sub 47 oder den tr08s von Roland. Die Produktionsweisen unterscheiden sich nicht zu sehr von denen anderer Artists aus anderen Ländern.

Was sind deine größten Einflüsse?

Als ich jung war, hörte ich oft „The Prodigy“ oder „Depeche Mode“. Ich war wirklich beeindruckt, dass sie diese Musik produzieren konnten, obwohl sie nicht den Zugang zu dem Equipment hatten, den wir heutzutage haben. Deshalb waren sie schon damals eine große Inspiration für mich. Im vergangenen Jahr war „The Prodigy“ auf dem Untold Festival, aber leider spielte ich exakt zur gleichen Zeit, in der ihr Konzert war. Deshalb habe ich sie leider verpasst.

Wie siehst du Zukunft der rumänischen Techno-Szene?

Ehrlich gesagt, ich denke, wir befinden uns bereits auf einem sehr hohen Level. Klar, gibt es immer Platz nach oben. Wie ich schon erwähnt habe, war Rumänien lange nicht auf dem Schirm der meisten Artists. Aber nun ist Rumänien einer der Hotspots für die elektronische Musikszene. Es gibt so viele tolle Festivals und großartige Artists. Wir sind sehr froh, dass es sich so entwickelt hat.

Noch eine Frage zum Schluss: was war der beste Rave deines Lebens?

Der beste Rave außerhalb von Rumänien war im Club der Visionäre in Berlin. Einfach nur verrückt. Berlin ist einfach eine meiner Lieblingsstädte. In Rumänien ist mir eine Party mit Ricardo Villalobos b2b mit Luciano im Gedächtnis geblieben. Ich erinnere mich sogar noch an vereinzelte Tracks, die sie gespielt haben. Ricardo ist einfach ein super netter Typ und seine Musik ist einfach großartig.

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