Eine der wohl erfolgreichsten Mix-Serien überhaupt, ist die „DJ-Kicks“-Reihe, die in unregelmäßigen Abständen seit 1995 auf !K7 Records erscheint. Künstler wie Digitalism, Hercules and Love Affair, Kode9, Maja Jane Coles, Four Tet, Kruder & Dorfmeister, Annie oder auch Tiga kamen bereits in den Genuss, einen Mix zu erstellen. Die neueste Ausgabe der Reihe – Nummer 49 – kommt vom Londoner Künstler Will Saul. Saul ist nicht nur Labelboss von Aus Music und Simple Records, sondern vor allem auch für seine sehr abwechslungsreichen DJ-Sets bekannt. Anlässlich der neuen DJ-Kicks haben wir es zum Anlass genommen, uns mal ein wenig mit ihm zu unterhalten.
DJ-Kicks ist wohl eine der bekanntesten DJ-Mix-Reihen auf diesem Planeten, einige sehr namhafte Künstler waren schon dabei. Nun kommt ein Mix von dir, hört sich nach einer großen Ehre an, oder?
Eine wirklich große, große Ehre. Wie du schon sagtest, wohl die am meisten respektierte und gefeierte Mix-Reihe die es gibt. Ich meine, es gibt noch die Fabric-Mixe, aber die sind ja mehr auf den Club selber zugeschnitten. Daher ist DJ-Kicks wohl eher was anderes und da jetzt dabei sein zu dürfen, für mich eine unglaubliche Ehre.
Erinnerst du dich an die erste DJ-Kicks, die du selber gehört hast? Kannst du dich noch an den Künstler erinnern oder hast du gar einen Mix den du wirklich favorisierst?
Tatsächlich erinnere ich mich. Die erste DJ-Kicks, die ich gekauft habe war die Vinyl-Version des Thievery Corporation-Mix. Das war 1999, glaube ich. Die ist jetzt nicht unbedingt mein Favorit, aber die erste an die ich mich erinnere. Ich habe mir damals einige von der Reihe gekauft, alle auf Vinyl, und habe davon immer Ausschnitte der enthaltenen Tracks in Bars oder meinen DJ-Shows gespielt.
DJ-Kicks folgt ja auch so ein gewisses Konzept. Die Mixe sollen sowohl im Club als auch zuhause gut klingen. War es für dich schwierig die richtigen Tracks für deinen Mix zu finden, hast du da ein gewisses Auswahlschema gehabt oder hattest du schon vorher ein Konzept im Kopf gehabt?
Ich bin da schon ganz anders rangegangen, als bei anderen Mixes, die ich gehabt habe. Natürlich wollte ich, dass die Leute die sich das anhören dass auch von zu Hause aus tun können. Auf der anderen Seite wollte ich mich aber auch als Club-DJ repräsentieren. Wenn ich auflege, dann sind rund 80% der Sachen die ich spiele unveröffentlichte Tracks und Promos, die ich bekomme. Daher wollte ich auf jeden Fall auch die Leute, mit denen ich viel zusammenarbeite, dazu bewegen, mir ganz exklusive Nummern für diesen Mix zur Verfügung zu stellen und ich gab meinen Kollegen dann aber auch die Info, dass die Tracks wirklich nicht unbedingt für den Dancefloor sein müssen. ‘Das können ruhig auch schön deepe Nummern sein, psychedelisch, was immer ihr wollt‘, sagte ich zu ihnen. Vor allem dadurch wollte ich auch diese Begeisterung zurückholen, die ich hatte, als ich mir damals DJ-Mixe auf CDs und Kassetten gekauft habe. Also diese Begeisterung, die ich noch lange vor meiner Zeit als DJ erlebt habe. Damals war das Internet einfach noch nicht da. Man konnte nicht einfach die Playlist nehmen und sich die Tracks herunterladen, die man mag. Damals gab es das alles noch gar nicht. Und als du dann ein Tape angemacht hast, mit einem Mix deines Lieblings-DJs, hast du noch nie einen der Tracks vorher gehört, vielleicht ein paar, aber nicht alle. Und das hat für mich immer diese große Begeisterung ausgemacht, diese Mixe mit dieser exklusiven Musik damals – du wusstest einfach nicht, wo du die Tracks herbekommst. Und genau dieses Gefühl, wollte ich auch mit den exklusiven Tracks bei meinem Mix wieder in den Vordergrund holen. Ich hoffe das ist mir gelungen.
Das hoffe ich auch. Das ist auf jeden Fall mal ein sehr interessanter und exklusiver Ansatz. Du hast im letzten Jahr auch einen Essential-Mix für BBC Radio 1 produziert, was ja auch ziemlich exklusiv ist und hochangesehen wird. Ist da von Künstler-Seite aus ein großer Unterschied einen DJ-Kicks Mix und einen Essential-Mix zu produzieren?
Im Essential-Mix hast du zwei Stunden zeit, bei der Mix CD von DJ-Kicks natürlich nicht. Aber ich finde, bei einem Essential-Mix spielst du eher Tracks, die du auch im Club spielen würdest. Zumindest hab ich das getan. Beim DJ-Kicks-Mix wollte ich nicht, dass er zu hart klingt oder halt nur für den Club gedacht ist – das ist ja auch deren Konzept.
Vor zwei Jahren hast du schonmal bei !K7 etwas veröffentlicht, dein Solodebütalbum unter deinem Alias Close. War es für dich schon damals klar, dass du mehr mit dem Label machen wirst oder kam das unerwartet, mit ihrer Anfrage für DJ-Kicks?
Nein, dass ich nochmal etwas bei dem Label herausbringen darf hätte ich nicht gedacht, das war eine große Überraschung.
Das Leben steckt halt voller Überraschungen. Apropos Überraschungen, bei dir ist man auch oft überrascht. Du lässt dich nicht nur als DJ schwer in eine Schublade stecken. Du arbeitest immer mit total verschieden Genres, mixt diese und machst einfach dein ganz eigenes Ding. Was kann man denn in der Zukunft von dir erwarten? Noch mehr Überraschungen?
So ungefähr (lacht). Ich mag es einfach nicht immer den selben Stil zu produzieren. Sei es bei Tracks oder bei einem Mix. Ich bin schnell gelangweilt und brauche diese Abwechslung. Und ich hoffe, dass mir das noch viel Energie liefern wird und das die Leute immer weiter überrascht von mir sind. Ich finde das gut, wenn die Leute nicht wissen, was sie von mir erwarten können. Die würden sonst glaub ich auch anfangen sich zu langweilen.
Du möchtest also auch weiterhin ein Wunder oder Geheimnis bleiben?
(Lacht.) Okay, das wäre jetzt sehr übertrieben so etwas zu behaupten. Ich glaub ‚überraschend‘ reicht als Beschreibung.
Was hast du eigentlich für Pläne für deine beiden Labels Aus Music und Simple Records?
Auf Aus Music haben wir auf jeden Fall viele neue Releases in den Startlöchern. Vor allem werden wir diverse Alben in Zukunft herausbringen, da freue ich mich schon drauf.
Kannst du da etwas mehr verraten?
Ja klar! Also das erste Album wird von Huxley sein, das wird im Oktober herauskommen, und dann kommt noch ein Album von einem ganz neuen Künstler, der noch nie etwas herausgebracht hat. Der wird unter dem Namen Escape sein Debütalbum herausbringen.
Dann können wir ja noch viel erwarten.
Auf jeden Fall!
Vielen Dank für das Interview, Will!
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